Hammerschlag, Jenny

Hammerschlag, Jenny

Stolperstein-Biographien in Höchst

Hammerschlag, Jenny

Jenny Hammerschlag stammte aus Treisa im Kreis Gießen und zog im März 1912 laut Adressbuch 1910/1911 von der Jahnstr. 12 (heute Antoniterstraße) in die Königsteiner Str. 3c in den zweiten Stock. Sie war Geschäftsführerin eines Haushaltswarengeschäfts. Ein alter Höchster erinnerte sich, dass er 1916, als die Lebensmittel knapp waren, Sonnenblumenkerne und Mohn zu Jenny Hammerschlag gebracht hatte und dafür Öl erhielt. Im Dezember 1918 zog Jenny Hammerschlags Bruder, Hermann, zu ihr. Die Geschwister wurden als reelle Geschäftsleute in Höchst geschätzt; sie bildeten Lehrlinge aus und belieferten mit einem Kastenwagen auch das Umland.

 

Hermann Hammerschlag war Mitglied im Schützenverein. Ein Fuhrunternehmer, der die Waren, die zum großen Teil aus dem Fichtelgebirge stammten, vom Bahnhof in die Königsteiner Straße lieferte, erinnert sich, Jenny Hammerschlag in den 20er-Jahren manchmal sonntags „aus Ehre“ durch den Stadtwald gefahren zu haben, hierfür sei von der guten Kundin kein Geld verlangt worden. 1929 warb Jenny Hammerschlag im Höchster Kreisblatt für Geschenkartikel und Weihnachtsgeschenke, die auf Wunsch „frei Haus“ geliefert würden. Jedem Kunden wurde zusätzlich ein Geschenk versprochen; hiervon sind Teller und Apfelweinkrüge noch erhalten.

 

An hohen jüdischen Feiertagen war das Geschäft geschlossen. Wenn die Hammerschlags zur Synagoge gingen, sollen sie von Verwandten vertreten worden sein. Noch vor 1934 soll Jenny Hammerschlag eine Filiale in Frankfurt in der Maulbeerstraße 9 eröffnet haben, sofern die Angaben im Boykottbuch der Nazis von 1934 richtig sind. Hier sind ihre beiden Geschäfte aufgeführt. Hermann Hammerschlag heiratete 1931 die elf Jahre jüngere Edith Pappenheim, die in London geboren war und aus Kassel nach Höchst kam.

 

Im Juli 1937 ist für alle eine Pass-Sperre in den Meldeunterlagen vermerkt; möglicherweise haben sie bereits damals versucht zu emigrieren.

 

Bei dem Novemberpogrom 1938 wurde ihr Geschäft zerstört, Hitlerjungen hätten unter Anleitung ihres Anführers die Scheiben und die Waren zerstört; Hermann Hammerschlag sei verprügelt worden. Abends wurde der Laden mit Brettern zugenagelt. Wie es in einem Bericht heißt, hätten die Höchster die Vernichtung der Waren beklagt, nur wenige das Schicksal der Menschen. Hermann Hammerschlag wurde verhaftet und nach Buchenwald gebracht. Am 17.11.1938 stellte er für sich und seine Frau einen Antrag an die Devisenstelle in Frankfurt, um seinen Hausrat verschiffen zu lassen.

 

Am 24.11.1928 ist die Passage nach Uruguay gebucht; vielleicht war die britische Herkunft von Edith Pappenheim, die die Möglichkeit zur Emigration erleichterte. Nur ein Teil des Hausrats wird zur Mitnahme genehmigt; alle Edelmetalle mussten abgegeben werden. Das Umzugsgut wurde eingelagert und hat Uruguay nie erreicht.

 

Vor der Emigration musste Hermann Hammerschlag eine 25-prozentige „Reichsfluchtsteuer“ und eine Sühnezahlung für die Schäden der Pogromnacht bezahlen. Ab 1939 gibt es wieder Haushaltswaren und Hausgeräte. Der neue Geschäftsinhaber zieht in das Stockwerk, in dem die Hammerschlags gewohnt haben.

 

Jenny Hammerschlag zog im Januar 1939 in die Maulbeerstr. 9 in den 5. Stock. Ihr weiteres Schicksal in nicht bekannt.

 

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Hammerschlag Teller © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

Jenny Hammerschlag

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

09.10.1884

unbekannt

unbekannt

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Stolperstein Königsteiner Straße 3c - Jenny Hammerschlag © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main


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