Gerson, Gustav und Berta

Gerson, Gustav und Berta

Stolperstein-Biographien in Höchst

Gerson, Gustav und Berta

Gustav Gerson zog von Kirchberg im Hunsrück 1902 nach Höchst, zwei Jahre später nach Limburg und 1905 von dort wieder zurück. Er wohnte zuerst in der Königsteiner Str. 2. Am 26.6.1907 heiratete er Bertha Simon aus Münster bei Dieburg. Nach seiner Heirat zogen sie in die Brüningstr. 16. Hier befand sich auch das erste Herrenkonfektionsgeschäft, das 1906 gegründet wurde. Gustav Gerson zählte 1907 zur dritten Wählerkategorie des Drei-Klassen-Wahlrechts. Im April 1910 erfolgte der Umzug in die Bolongarostraße 132; hier befanden sich sowohl die Wohnung als auch das Ladengeschäft. Sie hatten zwei Kinder: den Sohn Friedrich (Jg. 1910) und die Tochter Ilse (Jg.1918). Beide besuchten Höchster Schulen, Ilse war im Lyzeum. Mit Frau Haas hatten sie eine christliche Haushälterin. Es ist davon auszugehen, dass Berta Haas im Geschäft mitarbeitete.

 

Die Familie war im Höchster Schwimmverein aktiv. Dies geht aus einer Anzeige des Vereins 1931 hervor, in der die Firma Gerson anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens Vereinsmitgliedern einen Rabatt von 10 Prozent anbot. Auch in der Jüdischen Gemeinde war Gustav Gerson aktiv; 1930 fungierte er als Schatzmeister. Die Kinder wirkten 1930 beim großen Purimspiel, das im Volksbildungsheim aufgeführt wurde, mit. Ilse soll eine jüdische Pfadfindergruppe geleitet haben.

 

1932 ging der Sohn Friedrich nach Leipzig, im Juni 1934 kehrte er aus Paris zurück. Er blieb knapp ein Jahr und war dann für vier Monate in Stuttgart. Ab April 1937 war er lt. Melderegister „auf Reisen“ und lebte in Amsterdam.

 

Im April 1933 traf der Boykott das Geschäft, Ende Mai gab es antisemitische Schmierereien auf den Scheiben. 1934 ist Gustav Gerson im Boykottbuch der Nazis aufgeführt. Wie lange der Laden noch existieren konnte, ist nicht bekannt. Im Juli 1937 zogen die Gersons mit Tochter Ilse in die Wiesenau 8. Der Auszug war nach Aussagen der Tochter nicht freiwillig. Der Hausbesitzer, ein Juwelier, hätte nach dem damals gängigen Spruch „hast Du einen Judd im Haus, dann schnapp ihn Dir und schmeiß ihn raus“ gehandelt.

 

Engelbert Haas berichtete, dass er mit den Eltern die Gersons am 10. November 1938 „im Westend“ besucht habe. Seine Mutter hatte in besseren Zeiten im Haushalt geholfen. Kurz darauf wurde Gustav Gerson verhaftet und nach Buchenwald gebracht; er hatte die Häftlingsnummer: r 26248. Am 14.12.1938 wurde er entlassen, wahrscheinlich weil er die Emigration der Familie in die Niederlande nachweisen konnte. Das hatte der Sohn aus Amsterdam arrangiert.

 

Sie lebten nun in der Deltastraat 151 in Amsterdam. Ilse konnte keine Arbeit finden und ging vor dem Einmarsch der Deutschen, vermittelt über die Quäker, als Haushaltshilfe nach England, von dort später weiter in die USA, wo auch Friedrich Zuflucht gefunden hatte.

Berta Gerson

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum.

15.08.1881

18.03.1943 nach Westerbork und am 20.04.1943 nach Sobibor

23.04.1943

Gustav Gerson

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

12.04.1881

18.03.1943 nach Westerbork und am 20.04.1943 nach Sobibor

23.04.1943

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Stolperstein Bolongarostraße 132 - Gustav Gerson © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Bolongarostraße 132 - Bertha Gerson © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main


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