Cohen, David, Betti, Fritz und Paul
David Cohen wurde in Hochheim geboren und hatte wie sein älterer Bruder Bernhard die niederländische Staatsbürgerschaft. Die beiden Kaufleute gründeten in Höchst ein Bekleidungs- und Stoffgeschäft in der Königsteiner Straße. 1927 heiratete David Cohen Betti Vorschheimer aus Karlstadt (Thüringen), die beiden Söhne Fritz und Paul kamen in Höchst zur Welt. Seit Dezember 1930 wohnte die Familie in der Hostatostraße 3.
Das Geschäft der Brüder Cohen, das David Cohen seit 1932 allein führte, war 1933 ebenfalls vom Boykott der Nazis betroffen, obwohl dieser sich nur gegen deutsche Juden richten sollte. Juden anderer Nationalität sollten nicht betroffen sein, da die Nazis zu diesem Zeitpunkt noch außenpolitische Rücksicht nahmen. David Cohen protestierte gegen die Aufstellung der Boykottposten, hatte jedoch keinen Erfolg. Die feinen Unterschiede der Regierung machten auf die örtlichen Parteigruppierungen keinen Eindruck. Für sie waren Juden eben Juden.
David Cohens Name erscheint auch in Anzeigen und Festschriften von Vereinen. Für den Höchster Schützenverein hatte er 1927 eine Schießscheibe gestiftet. Sie hing im Kolleg des Höchster Bahnhofsrestaurants. Die Aufschrift lautete im oberen Teil „gestiftet von David Cohen 1927“ und im unteren Teil: „geschossen von Wilhelm Lind“. Nach 1933 hing die Scheibe immer noch an ihrem Platz; allerdings war der Name des Stifters mit brauner Farbe überstrichen.
Aus den Meldeunterlagen geht hervor, dass der älteste Sohn Fritz bereits im Oktober 1935 zur Familie des Bruders in die Niederlande geschickt wurde. Warum, ist nicht bekannt; vielleicht sollte ihm ein Außenseiterschicksal in der Schule erspart bleiben. Vier Monate später, im Februar 1936, verlässt auch die übrige Familie Deutschland und zieht zur Familie des Bruder nach `s-Gravenhage. Im April 1937 zogen sie nach Amsterdam. Hier ist David Cohen als Schneider tätig.
Die ganze Familie wurde am 5. Oktober 1942 aus Westerbork deportiert. Für David Cohen finden wir als Todesdatum den 31.8.1943, in „Mittel-Europa“. Danach ist zu vermuten, dass er vor seinem Tod noch Zwangsarbeit leisten musste. Dieses Datum steht auch bei Hugo Cohen, dem jüngsten Bruder, der von Hochheim über Kaiserslautern in die Niederlande kam und mit seiner Frau Barbara und dem 12-jährigen Sohn Alfred ebenfalls am 5. Oktober 1942 deportiert wurde. Das dokumentierte Todesdatum für Betti, den 13-jährigen Fritz und den gerade 11 Jahre alt gewordenen Paul Cohen sowie für die Verwandten bedeutet, dass sie nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet wurden.
Fritz Cohen | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
08.12.1928 08.10.1942 von Westerbork nach Auschwitz 08.10.1942 |
Betti Cohen, geb. Vorschheimer | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
15.01.1905 08.10.1942 von Westerbork nach Auschwitz 08.10.1942 |
David Cohen | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
29.01.1894 05.10.1942 von Westerbork nach Auschwitz 31.08.1943 |
Paul Cohen | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum. |
02.10.1931 08.10.1942 von Westerbork nach Auschwitz 08.10.1942 |