Cohn, Richard Gerson, Margot, Kurt und Helga Jenny
Richard Gerson Cohn wurde in Braunschweig geboren, er hatte drei Brüder und eine Schwester. Sein Vater war Haupt-Lotterie-Kontrolleur und starb 1892, Seine Mutter brachte Richard im Jüdischen Waisenhaus in Braunschweig unter. Nach Abschluss seiner Schulausbildung absolvierte er eine Buchhändlerlehre und war dann Frontsoldat im Ersten Weltkrieg. Margot Friedmann wurde in Glatz (Schlesien) als älteste von sechs Kindern geboren. Ihr Vater war Geschäftsmann. Ihre Familie lebte in Berlin.
Richard Gerson Cohn und Margot Friedmann lernten sich 1917 in einer Buchhandlung kennen, heirateten nach dem Ersten Weltkrieg in einer Berliner Synagoge und zogen dann nach Frankfurt. Sie hatten zwei 1919 und 1923 geborene Kinder: Kurt und Helga Jenny und wohnten in der Adalbertstraße, Schloßstraße und Unterlindau.
Sie
gründeten eine Buchhandlung in der Nähe der erst kurz zuvor eröffneten
Frankfurter Universität an der Bockenheimer Warte. Ausgelöst durch den
Judenboykott 1933 verzeichnete die Buchhandlung einen erheblichen
Umsatzrückgang. In der Universität wurde per Aushang vor dem Kauf beim „Juden
Cohn“ gewarnt, die Universität verlängerte laufende Kaufverträge nicht mehr, Bestellungen
wurden storniert. Margot Cohns Bruder Max Friedmann kam mit den Ersparnissen
der Familie aus Berlin nach Frankfurt, um die Buchhandlung zu retten, jedoch
vergeblich. Er wohnte eine Weile bei den Cohns.
Nach
seiner Abreise zog die Familie notgedrungen in eine kleinere Wohnung um - die
Universitätsbuchhandlung brachte keinen Ertrag mehr. Richard Gerson Cohn konnte
noch eine Weile ein Antiquariat in der Nähe des Goethehauses im Großen
Hirschgraben betreiben, musste es jedoch auch bald schließen. Er arbeitete
zuletzt „schwarz“ und stand den Aufkäufern von verschleuderten
Emigrantenbibliotheken mit fachlichem Rat zur Seite. Margot Cohn erkrankte bald
darauf, ihr Arzt kam, um zu erklären, dass er keine jüdischen Patienten mehr
behandeln könne.
Richard Gerson Cohn und sein Sohn Kurt wurden im Zusammenhang mit dem November-Pogrom 1938 ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Kurt gelang 1939 nach seiner Freilassung die Flucht nach Südamerika, wo er in Bolivien in den Bleiminen arbeitete. Er ging nach Uruguay, lebte in Montevideo und starb dort 1963.
Helga
Jenny konnte 1938 nach Frankreich und 1939 weiter nach England fliehen. Sie
starb als Helga Jenny Wolff am 11. Februar 2021.
Ihre
Eltern zogen 1940 zurück zu Margots Mutter nach Berlin von wo sie 1942 nach
Auschwitz deportiert und ermordet wurden.
Die Stolpersteine wurden initiiert von Denise Wolff/Bulkington/England, Tochter von Helga Jenny Wolff, und finanziert durch Petra Maier und Karin Pape.
Literatur: Helga Wolff, „Frankfurt. Meine erste Heimat“, London 1991
Richard Gerson Cohn | |
Geburtsdatum: | 04.01.1887 |
Haft: | 1938 Buchenwald |
Deportation: | 29.11.1942 ab Berlin, Auschwitz |
Todesdatum: | unbekannt |
Margot Cohn, geb. Friedmann | |
Geburtsdatum: | 25.1.1891 |
Deportation: | 29.11.1942 ab Berlin, Auschwitz |
Todesdatum: | unbekannt |
Kurt Cohn | |
Geburtsdatum: | 02.12.1919 |
Haft: | 1938 Buchenwald |
Flucht: | 1939 Bolivien, Uruguay |
Helga Jenny Cohn | |
Geburtsdatum: | 2.9.1923 |
Flucht: | August 1938 Frankreich, Mai 1939 England |