Fehler, Karl
Karl Fehler stammte aus einer Frankfurter Arbeiterfamilie und war von Beruf Holzarbeiter. Am 12.3.1933 wurde er zum Stadtverord¬neten des Frankfurter Stadtparlaments gewählt, jedoch aufgrund des Betätigungsverbots für die KPD vom 20.3.1933 zur Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 31.3.1933 nicht mehr geladen und verpflichtet. Er war mit Anni (Jg. 1905) aus Stockheim verheiratet und hatte mir ihr die beiden Kinder Lydia (Jg. 1929) und Karl (Jg. 1934).
Nach seiner Mitgliedschaft in der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ (SAJ) trat er 1921 der „Kommunistischen Jugend Deutschlands“ (KJD) bei und gehörte seit 1925 der KPD an. Er galt als führender Kommunist in Frankfurt und gehörte zahlreichen KPD-nahen Verbänden wie der „Revolutionären Gewerkschaftsopposition“ (RGO), der „Roten Hilfe“, dem Gewerkschaftsmieterrat sowie dem Arbeitersportverein Westend an. 1928 hielt er sich auf Veranlassung der KPD vermutlich zu „Schulungszwecken“ in der Sowjetunion auf. Ab 1931 war er Vorstandsmitglied im „Kommunistischen Jugend-Verband Deutschlands“ (KJVD), Bezirk Industrie.
1933 übte er das Amt eines KPD-Oberbezirksleiters für den Raum Südwestdeutschland aus und war im Bezirk Frankfurt-Hessen als Leiter des „Militärpolitischen Apparates“ der KPD dafür verantwortlich, dass seine Genossen vor Aktionen der Gestapo „abgesichert“ wurden und die Logistik der Frankfurter KPD-Bezirksleitung auch im Untergrund weiterhin funktionierte. Er organisierte auch die Verbreitung verbotener kommunistischer Druckschriften, die wöchentlich über einen Kurier aus dem Saarland nach Frankfurt am Main eingeschleust wurden. Dabei wurde er spätestens seit April 1934 von der Gestapo Trier sowie der Gestapo Frankfurt am Main überwacht und aufgrund der Aussage eines Trierer Gestapospitzels als Oberbezirksleiter der KPD identifiziert. Bei einer Übergabe von KPD-Flugschriften wurde er in der Nacht zum 1.5.1934 in Frankfurt von der Gestapo festgenommen und neun Tage später dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ erstellte und Fehler in das Gerichtsgefängnis in der Hammelsgasse einliefern ließ. Von dort erfolgte am 6.8.1934 seine Überführung als „Untersuchungshäftling“ in das Gerichtsgefängnis Kassel.
Von dem Kasseler Oberlandesgericht wurde Fehler am 10.8.1934 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahren verurteilt, die er in der Strafanstalt Kassel-Wehlheiden verbüßte. Im Mai 1938 wurde Fehler als Zeuge erneut in das Frankfurter Untersuchungsgefängnis und dann in das Polizeigefängnis eingeliefert, wo er schwer gefoltert wurde. Nach Beendigung der Gestapo-Verhöre kam er wieder in die Strafanstalt Kassel-Wehlheiden. Da ihm seine von Mai bis August 1934 verbüßte Untersuchungshaft voll angerechnet worden war, wurde er Anfang Mai 1939 entlassen, doch am 23.6.1941 aus unbekannten Gründen erneut in „Schutzhaft“ genommen. Es wurde jedoch kein weiteres gerichtliches Verfahren eingeleitet. Man deportierte ihn am 25.8.1941 in das Konzentrationslager Sachsenhausen, wo er laut einem eu¬phemistisch gehaltenen Eintrag in der Frankfurter Gestapokartei am 19.12.1941 „verstorben“ sein soll. Da Fehler zum Zeitpunkt seines Todes erst 36 Jahre alt war, muss mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem gewaltsamen Tod bzw. seiner Ermordung ausgegangen werden.
Fehlers Frau war vor der Verkündung des Urteils im Juni 1934 mit ihren Kindern zunächst ins Saargebiet (Saarbrücken), später (1934/35) nach Frankreich (Paris) emigriert. Im Sommer 1935 wanderten sie mit Hilfe der kommunistischen Emigrantenkommission in Paris in die Sowjetunion aus. Dort wurde Anni Fehler ein Opfer stalinistischer „Säuberungen“. Sie wurde von den Kindern getrennt, der Sohn Karl kam in ein Kinderheim in Kasachstan, sie selbst verbrachte neun Jahre in einem sibirischen Gulag-Lager. Nach der Amnestie 1945 kehrten sie aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück und lebten in Berlin-Weißensse. Anni Fehler verstarb 1959 an einem Krebsleiden. Karl und Lydia Fehler wirkten als Erzieher in der DDR.
Karl Fehler | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
24.03.1905 25.08.1941 nach Sachsenhausen 19.12.1941 |
Quelle
Literatur: Michael Bermejo, Die Opfer der Diktatur. Frankfurter Stadtverordnete und Magistratsmitglieder als Verfolgte des NS-Staates. Geschichte der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung Band III, Frankfurt a.M. 2006