Epstein, Paul
Paul Epstein wurde in Frankfurt am Main als Sohn von Prof. Dr. Theobald Epstein (1836-1928) und von Mathilde Perels (gestorben 1875) geboren. Der Vater war 40 Jahre lang Lehrer für Mathematik und Physik am Philantrophin; die Schwester leitete die Schule nach dem November-Pogrom 1938 kurzzeitig. Seit 1897 war Paul Epstein mit Alice, geb. Wiesengrund, geb. am 2. September 1873 in Frankfurt, der Tante von Theodor W. Adorno, verheiratet. Sie hatten zwei Söhne, Fritz (geb. 1898) und Peter (geb. 1901). Die Familie wohnte 1919/20 in der Staufenstraße 6, dann in der Schönen Aussicht 7 und ab 1930 in der Körberstraße 16. In Untermiete wohnten hier auch seine Halbschwester Dr. Mathilde, genannt Tilly, Epstein, geb. 28.11.1881, sowie die Sozialbeamtin Cäcilie Epstein, geb. 7.11.1869. 1937 zogen in das Haus die in Breslau geborene Eva Epstein, geb. Honigmann (31.7.1904-28.9.1999), Ehefrau von Paul Epsteins Sohn Peter (eigentlich Paul Ernst Theobald) und deren Tochter Anneliese Käthe, genannt "Anne", geb. 30.10.1930.
Paul Epstein legte 1889 das Abitur am Städtischen Gymnasium ab. Später studierte er Mathematik, Physik und Philosophie in Göttingen und Straßburg; 1894/95 bestand er das Examen als Gymnasiallehrer in Straßburg (Elsaß); anschließend Dissertation und Habilitation. Ab 1895 war er Gymnasiallehrer in Saargemünd, zwischen 1899 und 1919 Lehrer an der Technischen Schule in Straßburg und seit 1903 Privatdozent an der Straßburger Universität.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Vertreibung aus Straßburg wurde er Privatdozent in Frankfurt für Mathematik und mathematischen Unterricht, zwischen dem Wintersemester 1923/24 bis Oktober 1935 Lehrauftrag. 1935 verzichtete Paul Epstein auf die Lehrerlaubnis, „um den deutschen Machthabern zu ersparen, ihm das Gleiche anzutun, was die französischen mit ihm schon 1918 gemacht hatten“.
Paul Epstein verstand sich wie seine 1937 in Koblenz verstorbene Ehefrau als Freidenker, bekannte sich kurz vor seinem Tod wieder zum Judentum. Im März 1939 musste Paul Epstein mit seinen Schwestern von der Körberstraße 16 in die Mechthildstraße 26 umziehen. Er schied am 11. August durch Freitod aus dem Leben, um sich einer angedrohten Vorladung zur Geheimen Staatspolizei zu entziehen. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in der Eckenheimer Landstraße.
Tilly Epstein gelang 1941 die Flucht in das US-amerikanische Exil. Der Sohn Fritz flüchtete 1934 nach England und 1937 in die USA, wo er Professor für osteuropäische Geschichte in der Indiana University Bloomington wurde. Er starb 1979. Peter Epstein war Musikkritiker, Schriftsteller und Privatdozent in Straßburg und Breslau, er starb 1932.
Paul Epstein | |
Geburtsdatum: Todesdatum: |
24.07.1871 11.08.1939 (Suizid) |