Katz, Hanns Ludwig
Hanns Ludwig Katz wurde in Karlsruhe geboren. Sein Vater Julius Katz war Redakteur in München, später dann als politischer Redakteur für das „Politische Journal“ in Frankfurt und Privatsekretär von Oberbürgermeister Johannes von Miquel. Die Mutter war die Ballettänzerin Marta Kulisch. Julius Katz war Jude, Marta Kulisch evangelisch, sie hatten 1889 geheiratet. Ihr erster Sohn Rudolf Friedrich kam im Dezember 1889 zur Welt.
Hanns Ludwig Katz besuchte ab 1902 das humanistische Großherzogliche Gymnasium in Karlsruhe und legte 1912 seine Reifeprüfung am Gymnasium in Wertheim ab. Im Herbst 1912 schrieb er sich an der Technischen Hochschule in Karlsruhe für die Fächer Architektur und Kunstgeschichte und an der Akademie für Bildende Künste ein. Er studierte bis 1918 in Heidelberg, Würzburg, Berlin und München Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie. Zwischen 1915 und Oktober 1917 musste er sich wegen einer Lungenkrankheit behandeln lassen und war deshalb vom Militärdienst zurückgestellt.
Im September 1918 trat Hanns Ludwig Katz erstmals als Maler in die Öffentlichkeit, als der renommierte Kunsthändler und Verleger Paul Cassierer zehn seiner Ölbilder in seine Galerie in Berlin aufnahm. Am 14. Februar 1920 heiratete Katz in Karlsruhe die Pianistin Franziska Ehrenreich, deren Schwester Elisabeth mit Siegfried Kracauer verheiratet war und in Frankfurt lebte. Im gleichen Monat zog das Ehepaar nach Frankfurt in die Große Friedberger Straße 27.
Katz hatte in Frankfurt und auch im Badischen immer wieder Ausstellungen, die große Beachtung fanden. Er war Mitglied der expressionistischen Gruppe GHAT. Seit 1923 war er zusätzlich im Handwerk tätig, als Gründer und Mitinhaber eines Maler- und Weißbindergeschäftes. 1929 legte er die Meisterprüfung ab.
1928 bezogen Hanns Ludwig und Franziska Katz das eigens für sie gebaute Haus Am Kirchberg 27 in Frankfurt-Eschersheim. Die Architekten waren Eduard und Otto Fucker, die zu den Architekten des „Neuen Frankfurts“ gehörten, gemeinsam mit Ernst May und Martin Elsässer waren sie Vertreter der Bauhaus-Architektur der neuen Schlichtheit.
Der Malerbetrieb sicherte den Eheleuten den Versorgungshintergrund, der jedoch mit dem Machtantritt der Nazis sehr einschneidend zurückging. Die antijüdischen Verfolgungen trafen Katz als Künstler, dem das Wirkungsfeld genommen wurde, und als Geschäftsinhaber, der kaum noch Auftragsarbeiten erhielt. Er führte den Betrieb jedoch weiter, weil er damit auch jüdischen Jugendlichen eine Ausbildungsstätte bot.
Am 25.Mai 1934 starb Franziska Katz, die sich besonders der modernen zeitgenössischen Musik gewidmet hatte. Katz arbeitete weiter als Maler und als Kunstgeschichtler im Jüdischen Kulturbund mit. In seinem Haus am Kirchberg war es ihm möglich, noch kleinere Ausstellungen zusammenzustellen. Die letzte Ausstellung in Deutschland fand vom 26.April bis 7.Juni 1936 in den Räumen des Berliner Jüdischen Museums statt.
Ein von Katz angestrebtes Lebensprojekt einer jüdischen Ansiedlung im Verbund mit weiteren Künstlern, gedacht hatte er an eine Siedlung in Jugoslawien, kam nicht zum Tragen. Nach Zerschlagung dieses Projektes wollte er möglichst schnell aus Deutschland fliehen. Er nahm das Angebot der Frankfurter Auswanderungsstelle an, die Schiffsplätze nach Südafrika anbot. Kurz zuvor heiratete er Ruth Wolf, eine Bildhauerin, die am Städel eine seiner Schülerinnen war. Beide hatten sich für Johannesburg entschieden, da dort schon Freunde und Bekannte aus Frankfurt lebten. Vier Jahre lebte Hanns Ludwig Katz noch in Johannesburg, bis er an Krebs starb. Bestattet wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Johannesburg.
Literatur: Hanns Ludwig Katz 1892-1940. Jüdisches Museum Frankfurt am Main und Wienand Verlag, Köln, 1992.
Der Stolperseine wurde initiiert von Petra Wörner, Bewohnerin des Hauses Am Kirchberg 27.
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Hanns Ludwig Katz | |
Geburtsdatum: Flucht: Todesdatum: |
24.7.1892 1936 Südafrika 17.11.1940 |