Breslau, Ignatz
Ignaz Breslau wurde in Frankfurt geboren. Die Eltern waren Reichle (Ricka) Steinhardt und Herz (Hermann) Breslau. Ignaz Breslau hatte vier Geschwister: Moritz (1866 - etwa 1940), Karl (1868 - 25.11.1941 in Kowno), Bertha Bergmann (1871 - 1950) und Max (1878 - 1956 in New York). Die Familie war in der Adalbertstraße 4a in Bockenheim ansässig. Aus Geschäfts- und Privatanzeigen aus dem Bockenheimer Anzeiger aus der Zeit von 1875 bis 1911 ist zu entnehmen, dass die Familie schon lange in Bockenheim lebte. Er war verheiratet mit Agathe, geb. Rosenstiel (1876 - 1941). Sie hatten zwei Kinder, Friedrich (Jg. 1898) und Helene (Jg. 1901). Diese war verheiratet mit Meyer Hirsch (1868 - 1943 in Auschwitz).
Mitinhaber des Hause Adalbertstraße 4a waren Bianca Breslau, die Ehefrau von Moritz Breslau, Maier Kirsch und seine Ehefrau Helene, geb. Breslau, sowie Friedlich Breslau, wohl ein Bruder von Ignaz Breslau. Im Juni 1939 wurde das Haus verkauft. Ignaz Breslau ist in den Adressbüchern über viele Jahre als Kaufmann und Weinhändler geführt, so 1928 in Eschersheimer Landstraße 405 und 1933 bis 35 im Marbachweg 283. 1942 ist keine Firma oder Familie Breslau mehr verzeichnet. Aus den Devisenakten geht hervor, dass Ignaz Breslau zur Zeit des Hausverkaufs der Adalbertstraße bereits als Geisteskranker und Entmündigter in der Heilanstalt Herborn lebte. Seit wann und warum er dorthin gebracht wurde, war nicht zu ermitteln. Seine Mutter Bianca wurde als Vormund eingesetzt. Nach ihrer wohl gelungenen Emigration im Oktober 1939 wurde die Ehefrau Agathe, wohnhaft Haeberlinstraße 6, zu der Zeit im Jüdischen Krankenhaus in der Gagernstraße, als Vormund bestellt.
Nach Grundbuchunterlagen gehörte das Haus in der Haeberlinstraße 6 seit dem 16.7.1914 zu gleichen Teilen Ignaz und Agathe Breslau. Aus alten Adressbüchern ist belegt, dass die Breslaus 1928 in dem Haus wohnten; wann sie aber von Bockenheim hierher zogen, ist nicht bekannt. Ignatz Breslau kam 1937 wegen "Unzucht mit Männern" in Untersuchungshaft.1938 wurde er in die Landesheilanstalt Herborn wegen "beginnender Paralyse" eingewiesen. Von dort wurde er 1940 nach Gießen und weiter in die Tötungsanstalt Brandenburg verbracht.
Noch am 30. Dezember 1940 beantragte der Vormund beim Oberfinanzpräsidenten in Frankfurt Pflegekosten aus dem Vermögen der Eheleute. Am 1. Januar 1941 stirbt Agathe Breslau im Jüdischen Krankenhaus in der Gagernstraße.
Ignatz Breslau | |
Geburtsdatum: Verfolgung: Todesdatum: |
3.4.1870 Haft 1937, 1938 Landesheilanstalt Herborn, 1940 Gießen, 1.10.1940 Tötungsanstalt Brandenburg 1.10.1940 T4-Aktion |