Seeger, Marie
Marie Seeger wurde in Frankfurt am Main als zweites von insgesamt acht Kindern der Eltern Ludwig Seeger und Maria Magdalena Seeger, geborene Diener, geboren. Die Familie war evangelischen Bekenntnisses und lebte in der Throner Straße 8 in Frankfurt am Main.
Maria Seeger soll in der Volksschule
„besonders gut gelernt“ haben. Im Aufnahmebogen der Landesheil- und
Pflegeanstalt Hadamar wurde vermerkt, sie sei im Jahr 1925 an „Kopfgrippe“
erkrankt, weiterhin bestünde eine „chronische Herzmuskelschwäche“. Auch Geschwister
von Maria Seeger wurden in die Diagnostik gemäß der rassenhygienischen Doktrin
des NS mit einbezogen. Eine der Schwestern habe „Krampfanfälle“ gehabt, die
andere sei „Linkshänderin“.
Für Maria Seeger, als deren
Berufsbezeichnung einmal „Näherin“ aber auch „Kassiererin“ angegeben ist, wurde
eine „Erbkrankheit“ als Ursache der Einweisung in die Landesheilanstalt Hadamar
in den Akten notiert. Bereits im Jahr 1931 war Marie Seeger erstmals in die
Nervenklinik der Stadt Frankfurt eingewiesen worden, von wo aus sie drei Monate
später in die Anstalt Herborn verlegt wurde. Im Sommer des Jahres 1932 erfolgte
ihre Entlassung nach Hause und im November desselben Jahres ihre erneute
Aufnahme in der städtischen Klinik Frankfurt für Nerven- und Gemütskranke.
Im April 1933 wurde Marie Seeger in die Landesheilanstalt Hadamar verlegt. Zeitweise war sie im St. Anna Haus in Hadamar untergebracht, das seit der Übernahme durch den Bezirksverband Nassau als Außenstelle der LHA Hadamar fungierte. Dort wurden ihr „einige Cardiazolspritzen verabreicht“.
Im Zuge der im September 1939 erfolgten Räumung der Landesheilanstalt Hadamar zwecks Einrichtung eines Reservelazaretts wurde Marie Seeger wie alle anderen dort untergebrachten Patienten in die Landesheilanstalt Herborn gebracht. In der überfüllten Anstalt blieb sie bis zum Jahr 1941. Die in dieser Zeit erfolgten Akteneinträge erfolgten in unterschiedlichsten Abständen. Zum Teil wurde der Gesundheitszustand von Marie Seeger innerhalb weniger Tage in seinem Verlauf dokumentiert, dann sind Lücken von mehreren Monaten zu verzeichnen. Marie Seeger nahm, so die Aktenlage, kaum Nahrung zu sich. In der Krankenakte ist für die Monate September und Oktober 1939 genauestens dokumentiert, welche Nahrungsmittel, meist in flüssiger Form ihr verabreicht wurden.
Zum Ende des Jahres 1939 scheint sich der Zustand von Marie Seeger stabilisiert zu haben. Die Nahrungsaufnahme sei „im allgemeinen günstig geblieben, besonders da die Kranke Kuchen von ihren Angehörigen bekommen hat“. Für die Jahre 1940 und 1941 sind nur mehr vier Akteneinträge zu verzeichnen, darunter die am 15. August 1940 erfolgte Verlegung nach Station „F 1“ aus „platztechnischen Gründen“.
Der vormals per Maschinenschrift zum Teil akribisch dargelegte Gesundheitszustand von Marie Seeger wurde in den Jahren 1940 und 1941 in rasch hingeworfenen handschriftlichen Zeilen verschriftlicht. Am 6. Februar 1941 erfolgte der letzte Eintrag „Hat sich nicht geändert“.
Marie Seeger wurde gemeinsam mit 71 weiteren, in der ehemaligen Heilanstalt Herborn untergebrachten Menschen in die Tötungsanstalt Hadamar verbracht und am Tag ihrer Ankunft in die dortige Gaskammer geführt, wo sie ermordet wurde. Die Urne mit der vorgeblichen Asche der Ermordeten befindet sich (Grabplatte 112) auf dem Gräberfeld für die Opfer der „NS-Euthanasie“ auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.
Der Stolperstein wurde initiiert von Martina Hartmann-Menz und finanziert durch die Klasse 10c der Schillerschule.
Marie Seeger | |
Geburtsdatum: | 6.11.1900 |
Einweisungen: | 1931 Nervenklinik Frankfurt, 1933 Hadamar, 1939 Herborn, 13.2.1941 Hadamar |
Todesdatum: | 13.2.1941 |