Hagner, Johanna

Hagner, Johanna

Stolperstein-Biographien in Bornheim

Hagner, Johanna

Johanna Hagner wurde in Langendiebach als Tochter von Herz Reis und Adelinde Reis, geb. Seligmann, geboren. Sie war eine verwitwete oder geschiedene Joseph. Aus der ersten Ehe stammte der am 16.12.1901 geborene Max Joseph. Seit 1911 war sie mit dem nichtjüdischen Kellner Otto Hagner verheiratet. Aus dieser Ehe stammte der am 29. April 1911 geborene Sohn Ludwig. Die Ehe galt später nach NS-Definition als „Mischehe“. Johanna Hagner hatte einen Wandergewerbeschein und war Händlerin. Dem Sohn aus erster Ehe gelang 1939 die Flucht in die USA. Die Familie wohnte in der Scheidswaldstraße 41.

 

Ludwig Hagner besuchte die Brüder-Grimm-Schule. Nach der Mittleren Reife machte er bis 1934 eine Lehre bei der Firma Moritz Kaufmann Schuhgroßhandlung auf der Zeil 7. In dem selben Jahr musste Kaufmann das Geschäft aufgeben. Ludwig Hagner war dann Posthilfsarbeiter und wurde als „Mischling“ entlassen.

 

Johanna Hagner musste ab 1941 den „Judenstern“ tragen: Beim Verlassen eines Kinos war sie von der Gestapo erkannt und befragt worden, weshalb sie keinen Judenstern trage. Sie antwortete, dass sie als Jüdin in einer Mischehe mit einem arischen Mann lebe und deshalb davon befreite sei. Am nächsten Tag wurde sie zur Gestapo in die Lindenstraße bestellt, dort wurde ihr der Judenstern angeheftet mit dem Befehl, ihn in Zukunft zu tragen.

 

Otto Hagner starb am 7.11.1943 in der Nervenklinik in Frankfurt-Niederrad. Durch die Verfolgungen seiner Ehefrau habe sich bei ihm eine völlige geistige Depression eingestellt, berichtete später der Sohn. Die Nervenklinik nannte als Todesursache u.a. „durch seelische Erregung bei Bombenangriff ausgelöste erhebliche Gemütskrankheit“.

 

Zuletzt musste Johanna Hagner in der Ostendstraße 18 wohnen, eine Adresse, die als „Judenhaus“ galt, in dem antisemitisch Verfolgte vor ihrer Deportation zwangsweise konzentriert wurden.

 

Max Joseph lebte nach dem Krieg in Lunsing/Michigan. Ludwig Hagner war von 1945 bis 1949 Pianist bei der US-Army und dann Hilfsangestellter beim Finanzamt. Er lebte in Oberrad und starb Ende der 1960er Jahre. Der 2015 in dessen früheren Wohnung lebende 94jährige W.S. kann sich gut an ihn erinnern, er sei ein guter Klavierspieler gewesen, hätte aber nie von seinen Schicksal erzählt.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Tina Strassburg aus der Scheidswaldstraße.

Johanna Hagner, geb. Reis

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

28.2.1878

8.1.1944 Theresienstadt, 15.5.1944 Auschwitz

unbekannt

 

 

 

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Stolperstein Scheidswaldstraße 41, Johanner Hagner © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

 

 

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