Mpox Viren

Mpox Viren

Weiterführende Informationen

Infektionskrankheiten

Aktuell keine erhöhte Gefährdung durch Mpox-Viren in Frankfurt

Mpox-Virus
Mpox-Virus © stock.adobe.com | dottedyeti
WHO erklärt Ausbruch von Mpox in mehreren afrikanischen Staaten als Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite (PHEIC)

Aufgrund eines starken Anstiegs von Mpox-Fällen in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) und einer wachsenden Zahl von weiteren benachbarten Ländern, hat die WHO am 14.8.2024 eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite (PHEIC) für Mpox erklärt. Das Ausrufen einer PHEIC ermöglicht es betroffenen Ländern, dass weitere Maßnahmen ergriffen bzw. bestehende Maßnahmen intensiviert werden können, z. B. hinsichtlich Impfstoffverfügbarkeit, dem Ausbau diagnostischer Kapazitäten und weiterer Public-Health-Maßnahmen. Diese PHEIC-Bestimmung ist die zweite innerhalb von zwei Jahren, die sich auf Mpox bezieht.

Mpox wurde erstmals beim Menschen 1970 in der DR Kongo entdeckt. Die Viruserkrankung wird durch das MPXV (vormals Affenpockenvirus) verursacht, das in der Tierwelt (bei bestimmten kleinen Säugetieren) vorkommt und gilt in den Ländern Zentral- und Westafrikas als endemisch. Mpox-Ausbrüche werden durch die Kladen Ia/b und IIa/b verursacht. In der Vergangenheit wurde Klade I im Vergleich zu Klade II mit schweren Verläufen und einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht.

Im Juli 2022 wurde der länderübergreifende Ausbruch von Mpox (Klade II) zu einer PHEIC erklärt, nachdem ein Ausbruch in Europa aufgetreten war und sich über sexuelle Kontakte rasch in einer Reihe von Ländern ausbreitete, in denen das Virus zuvor nicht aufgetreten war. Diese PHEIC wurde im Mai 2023 für beendet erklärt, nachdem ein nachhaltiger Rückgang der weltweiten Fälle zu verzeichnen war.

Seit November 2023 ist in der DR Kongo ein deutlicher Anstieg der Mpox-Fälle (Klade Ib) zu verzeichnen. Das Land meldete über 16 000 neue Fälle und mehr als 500 Todesfälle im Jahr 2024.

Klade Ia ist in der DR Kongo und anderen zentral- und ostafrikanischen Ländern (z. B. der Zentral-afrikanischen Republik und der Republik Kongo) seit Jahrzehnten endemisch. Dabei verbreitet sich das Virus über verschiedene Wege (u. a. Übertragung von Tier zu Mensch, enger nicht sexueller Kontakt, sexueller Kontakt) und befällt hauptsächlich Kinder.

Klade Ib, die seit September 2023 identifiziert wurde, verursacht derzeit den Ausbruch im Osten der DR Kongo und in den Nachbarländern (Burundi, Ruanda, Kenia, Uganda und seit kurzem auch bei einem aus Burundi nach Schweden zurückgekehrten Reisenden), befällt hauptsächlich Erwachsene beiderlei Geschlechts und verbreitet sich vorwiegend durch Intimkontakt (sexuelle Netzwerke). In geringerem Ausmaß findet auch eine nicht sexuelle Übertragung statt. Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass sie übertragbarer oder schwerer verläuft als die Klade Ia.

Klade IIa ist seit Jahrzehnten in verschiedenen Ländern Westafrikas endemisch, wobei die Inzidenz gering ist. Sie verbreitet sich wie Klade Ia über verschiedene Übertragungswege.

Klade IIb ist die Klade, von der der weltweite Ausbruch 2022/2023 ausgeht (116 Länder). Die Krankheit betrifft vor allem Männer (> 96 %) und wird in erster Linie durch sexuelle Kontakte verbreitet (insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben, MSM). Der Ausbruch der Klade IIb ist noch im Gange, jedoch wurden zuletzt in Deutschland nur noch sporadisch Infektionen gemeldet. Das RKI rechnet auch weiterhin damit, dass Fälle in Deutschland auftreten. Auch ein begrenztes Ausbruchsgeschehen ist durchaus wieder möglich, von einem starken Anstieg der Fallzahlen wie 2022 wird derzeit jedoch nicht ausgegangen.

Eine Gefährdung durch die Klade IIb für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein. Das RKI beobachtet die Situation weiter genau und passt seine Einschätzung ggf. dem aktuellen Kenntnis-stand an.


ECDC. Rapid Risk Assessment for the EU/EEA of the mpox epidemic caused by monkeypox virus clade I in affected African countries. 16. August 2024
ECDC. Rapid Risk Assessment for the EU/EEA of the mpox epidemic caused by monkeypox virus clade I in affected African countries. 16. August 2024 © Stadt Frankfurt am Main

Quelle: ECDC. Rapid Risk Assessment for the EU/EEA of the mpox epidemic caused by monkeypox virus clade I in affected African countries. 16. August 2024

Die Europäische Seuchenbehörde ECDC hat am 16.08.2024 ein Rapid Risk Assessment zum aktuellen Ausbruch von Mpox der Klade Ib veröffentlicht. Darin wird das Risiko einer Ansteckung für Reisende in die entsprechenden Regionen, die dazu noch engen Kontakt zu betroffenen Bevölkerungsgruppen haben, als hoch eingeschätzt. Ebenso wird das Risiko eines Eintrages in die EU durch Reiserückkehrer mit engem Bevölkerungskontakt aus diesen Regionen als hoch eingeschätzt. Das Risiko für die Europäische Bevölkerung und einer Ausbreitung innerhalb der EU wird als niedrig bis moderat beurteilt.

Reisende sollten zudem die aktuellen länderspezifischen Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes beachten.

In Deutschland wurden Stand 20.08.2024 noch keine Mpox-Fälle durch Klade I nachgewiesen. Das RKI geht aktuell nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-I-Viren in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber weiter sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an. Für die medizinische Versorgung und den Öffentlichen Gesundheits­dienst in Deutschland ergeben sich zunächst keine anderen Maßnahmen. Die Diagnostik, Behandlung und auch die Indikation zur Impfung unterscheiden sich zwischen Klade I und II bislang nicht. Dies gilt auch für die weiteren Maßnahmen zum Infektionsschutz. Es wird davon ausgegangen, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen Klade I wirksam sind.

Bei dem aktuellen Klade-I-Geschehen ist der Anteil tödlich verlaufender unter den erfassten Fällen im Vergleich zum internationalen Ausbruchsgeschehen mit Klade IIb höher. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die diagnostischen, therapeutischen und Impf-Kapazitäten u. a. in der DR Kongo deutlich eingeschränkter sind als etwa in Deutschland. 

Infektionsweg

Eine Übertragung von Mpox von Mensch zu Mensch wird vor allem bei engen Kontakten beobachtet, insbesondere im Rahmen sexueller Aktivitäten.

Die Übertragung erfolgt durch den direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten oder den typischen Hautveränderungen (sog. [Pocken-]Läsionen), wobei sowohl Bläscheninhalt als auch Schorf infektiös sind. In den Pockenläsionen befinden sich besonders hohe Viruskonzentrationen. Es ist zu beachten, dass Läsionen auf Schleimhäuten von außen oft nicht sichtbar sind. Ausgehend von Pockenläsionen im Mund kann infektiöses Virus den Speichel und respiratorische Sekrete kontaminieren.

Die Eintrittspforte für das Virus sind häufig kleine Hautverletzungen sowie insbesondere alle Schleimhäute (Auge, Mund, Nase, Genitalien, Anus) und möglicherweise auch der Respirationstrakt. Infizierte sind ansteckend, solange die Läsionen nicht vollständig abgeheilt sind (meist zwei bis vier Wochen). Das Virus wurde mittels PCR auch in der Samenflüssigkeit nachgewiesen.
Eine Übertragung über kontaminierte Gegenstände wie z.B. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder in speziellen Fällen durch Oberflächen, die durch den Kontakt mit infektiösem Schorf oder Pockenbläscheninhalt einer infizierten Person mit dem Virus kontaminiert wurden, wurde bisher vor allem in Endemiegebieten beschrieben.

Theoretisch ist eine Übertragung durch große respiratorische Tröpfchen bei face-to-face-Kontakt denkbar, unter Umständen auch schon beim Auftreten unspezifischer Symptome (z. B. Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen) und noch vor Entwicklung von Hautläsionen. Zweifelsfrei belegt sind solche Übertragungen durch respiratorische Tröpfchen bislang nicht. Eine Übertragung über ausgeatmete Aerosole über größere Distanzen erscheint unwahrscheinlich und bisher finden sich dafür keine Hinweise.

Klinische Symptomatik

Typisch für Mpox sind Hauteffloreszenzen, die aber nicht bei allen Fällen auftreten müssen. Die Effloreszenzen durchlaufen die Stadien Macula, Papula, Vesicula und Pustula bis zu Entstehung von Krusten meist asynchron und werden daher in unterschiedlichen Stadien simultan beobachtet (siehe auch www.rki.de/affenpocken-bilderExternal Link). Hauteffloreszenzen können überall auftreten, am häufigsten jedoch im Bereich der Infektionspforte, beispielsweise im Anogenitalbereich, an Extremitäten (inkl. Handinnenflächen und Fußsohlen), thorakal und im Gesichtsbereich. Auch eine Dissemination über die gesamte Hautoberfläche ist möglich und bei der Klade Ib als solche häufiger zu beobachten. Die Inkubationszeit von Mpox beträgt im Mittel 6-13 Tage (max. 21 Tage).

Die Krankheit verläuft bei Erwachsenen in der Regel mild bis moderat und nach 14 bis 21 Tagen selbstlimitierend, deutlich längere Verläufe sind aber möglich. Es kann zu komplizierten Verläufen mit Bildung von schmerzhaften Ulzerationen und Nekrosen sowie Abszessbildung durch bakterielle Superinfektionen kommen. Auch Enzephalitisfälle sind beschrieben worden. Als schwere Krankheitsfolgen können entstellende Narben und bei Augenbeteiligung bleibende Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust entstehen. Vor allem bei sehr jungen und/oder immungeschwächten Patientinnen und Patienten (inklusive Schwangeren) sind gerade in den bisherigen Endemiegebieten schwere, z. T. tödliche Verläufe mit Dissemination und Organbeteiligung beschrieben. 

Diagnostik

Differenzialdiagnostisch sollten Windpocken, Herpes zoster, Syphilis, Scharlach, Lymphogranuloma venereum, Herpes simplex (Humane Herpesviren 1- und 2-Infektionen) und andere Pockenvirusinfektionen (Kuhpockenviren, Molluscipockenviren etc.) ausgeschlossen werden.

Der zurzeit sensitivste und schnellste Nachweis von Pockenviren ist der Direktnachweis mittels Nukleinsäurenachweis von MPXV mittels real-time PCR (rtPCR). Durch Next Generation Sequencing (NGS) kann das komplette Genom des MPXV analysiert und auf Veränderungen untersucht werden, dies ist aktuell auch für die Unterscheidung der unterschiedlichen Kladen notwendig. Die Methode erfordert eine ausreichende Menge Affenpockenviren in der Ausgangsprobe und ist im Vergleich zur PCR zeitintensiv.

Alle Isolate von Orthopockenviren sowie deren Nativmaterial sollten zur weiteren Diagnostik an das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Pockenviren am RKI gesandt werden. Dort ist eine Bestimmung der Klade möglich, welches auch für die Verfolgung von Kontaktketten und Einschätzung der epidemiologischen Lage notwendig und hilfreich ist.

Weiterführende Informationen & Flussschema

Als Orientierungshilfe für Ärztinnen und Ärzte wird vom RKI ein FlussschemaExternal Link zur Verdachtsabklärung und notwendigen Maßnahmen bereitgestellt. Bei Fragen zum klinischen Management bei besonderen Krankheitsverläufen besteht für die Fachöffentlichkeit eine 24/7-Beratungsmöglichkeit durch das RKI gemeinsam mit dem STAKOBExternal Link (Stän­di­ger Arbeits­kreis der Kom­pe­tenz- und Be­hand­lungs­zentren für Krank­hei­ten durch hoch­pathogene Erreger).

Da ein gut wirksamer Impfstoff verfügbar ist, sollten sich ungeimpfte Personen mit Infektionsrisiken impfen lassen. Personen, die keinen vollständigen Impfschutz haben, sollten ihren Impfschutz vervollständigen. Zur Impfung verweisen wir auf den Ratgeber Mpox des RKI´s. Der Verfügbarkeit des Impfstoffes ist aktuell aufgrund der hohen Nachfrage begrenzt. Um Ansteckungen zu verhindern, müssen weiterhin angemessene Präventionsmaßnahmen umgesetzt und Infektionen frühzeitig erkannt werden. Informationen zu Symptomen, Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten, u. a. auch die Möglichkeit einer Impfung, sind essentiell.

Das Gesundheitsamt Frankfurt empfiehlt Ärztinnen und Ärzte bei Personen mit unklaren pockenähnlichen Hauteffloreszenzen (in Abgrenzung von Windpocken etc.) oder Läsionen in die erweiterten differenzialdiagnostischen Überlegungen einzubeziehen und erinnert an die Meldepflicht.

Bitte berücksichtigen Sie bei der Diagnostik von Reiserückkehrern aus den betroffenen Endemiegebieten auch das Spektrum weiterer tropenmedizinisch relevanter Infektionskrankheiten.

Meldepflicht gemäß IfSG

Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod in Bezug auf durch Orthopockenviren verursachte Krankheiten sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Orthopockenviren, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen, namentlich gemeldet.

Bitte beachten Sie:

Lagen und Informationen unterliegen dem zeitlichen Verlauf und können sich ändern. Wir haben für Sie aus öffentlichen Quellen die wichtigsten Informationen zusammengestellt. Bitte informieren Sie sich auch über die offiziellen Seiten von RKI, ECDC und WHO über Änderungen und neuen Informationen.


Quellen

RKI Ratgeber MpoxExternal Link

ECDC Risk Assessment MpoxExternal Link

WHO Statement PHEIC Mpox 2024External Link

Flussschema Mpox vom RKIExternal Link

Konsiliarlabor für Pockenviren
Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene, ZBS1: Hochpathogene Viren
Seestraße 10, 13353 Berlin
Ansprechpartner: Prof. Dr. Andreas Nitsche
Tel.: 030 18754 2313Internal Link
Fax: 030 18754 2604

Kontakt:

Gesundheitsamt, Abteilung Infektiologie, Christian Kleine DTM&H,
Breite Gasse 28, 60313 Frankfurt am Main                                       
Telefon: 069212-77454Internal Link | E-Mail: info.infektiologie@stadt-frankfurt.deInternal Link

 

inhalte teilen