Weisenseel, Eugen
Eugen Weisenseel wurde in Fechenheim geboren. Er war mit Helene Weisenseel, geb. Kiefer, verheiratet, die am 14.12.1900 in Fechenheim geboren wurden. Die beiden hatten zwei Kinder: Marga wurde am 18.4.1924 geboren und hieß später Hahn, der Sohn Eugen kam am 19.11.1930 zur Welt. Die Familie wohnte in der Löhnunggasse 19.
Eugen Weisenseel betrieb in der Löhnunggasse 19 wie bereits sein Vater einen Getränkeausschank und -verkauf. Das Geschäft hieß offiziell „Bierverlags- und Mineralwassergeschäft nebst Tabakwaren- und Spirituosen-Kleinverkauf“. Er war Mitglied und zeitweise auch Vorsitzender der „Turn- und Sportgemeinde Fechenheim“ und wohl auch Mitglied der SPD. Im Oktober 1936 wurde das Geschäft verkauft, Eugen Weisenseel und seine Familie zogen in die Frankfurter Altstadt am Garküchenplatz 7. Obwohl seine politische Einstellung bekannt sein musste, erhielt der die polizeiliche Genehmigung zum Führen einer Gaststätte, die er Ende Mai 1937 unter dem Namen „Stadt Schwalbach“ eröffnete.
1939 nahm die Familie den Schreiner Georg Nebel, früheres KPD-Mitglied und aus Fechenheim, in ihrer Wohnung auf. Nebel war 1939 aus der „Schutzhaft“ in Dachau entlassen worden. In der Gaststätte traf er sich auch mit seinen alten Genossen. Einer von diesen, Hermann Gulbinat, war inzwischen Gestapo-Spitzel und denunzierte seine alten Freunde. Eugen Weisenseel wurde zur Polizeireserve eingezogen und im Oktober 1942 nach Straßburg versetzt. Die Gaststätte musste er schließen.
Im Frühjahr 1943 wurden Georg Nebel und etwa elf andere Arbeiter der Firma Messer verhaftet. Eugen Weisenseel wurde unter der Anklage „Vorbereitung zum Hochverrat“ drei Mal der Prozess gemacht: In Straßburg wurde er zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt und war dort vom 9. Dezember bis 22. November 1944 in Haft. Es folgte ein zweiter Prozess in Frankfurt, der Staatsanwalt war der Gerichtsoffizier der Frankfurter Polizei, ein bürgerlicher Beamter namens Mevissen, zufällig ein Bekannter von Weisenseel, der ihm schon mehrfach geholfen hatte. Das Urteil lautete drei Jahre Zuchthaus. Auch dieses Urteil wurde nicht rechtskräftig. Im dritten Prozess, im November 1944, verurteilte das SS- und Sondergericht in Wiesbaden Eugen Weisenseel zum Tode.
Ein Befreiungsversuch aus dem Straßburger Gefängnis durch die elsässische Résistance – mit der Weisenseel während seiner Dienstzeit Kontakt bekommen hatte – kam nicht mehr zustande. Am Tag vor der Befreiung Straßburgs durch die US-Army , am 22. November 1942, wurde Weisenseel nach Leonberg bei Stuttgart gebracht, wo er bis zum 15. März 1945 inhaftiert war. Von dort kam er nach Dachau, nach Aussage des Sohnes in eine separate Baracke für Todeskandidaten.
Helene Weisenseel wohnte nach dem Krieg wieder in Fechenheim im Rütschlehen 8. An August Nebel, der am 14. August 1944 hingerichtet wurde, erinnert ein Stolperstein in der Lachnerstraße 4 in Fechenheim.
Eugen Weisenseel | |
Geburtsdatum: Haft: Todesdatum: |
7.6.1899 1943 Straßburg, Leonberg, 1945 Dachau unbekannt |