Nebel, Georg

Nebel, Georg

Stolperstein-Biographien in Fechenheim

Nebel, Georg

Der  Schreiner Georg Nebel gehörte zu den zahlreichen Frankfurter Kommunisten, die schon 1933 festgenommen und inhaftiert wurden. Er arbeitete damals in einer Schreinerei in Fechenheim, war seit 1928 Mitglied der KPD und nach deren Verbot durch die Nazis weiterhin an verantwortlicher Stelle aktiv. Die Anklage warf ihm vor, Verbindungsmann zwischen der Bezirksleitung und den KPD-Stadtteilgruppen I und Mitte gewesen zu sein. Im November 1933 kam die Polizei Clemens Bukowski auf die Spur, der die illegale „Arbeiterzeitung“  druckte und vertrieb. 1.100 druckfrische Exemplare hatte die Polizei bei ihm gefunden, wesentlich später erst wurde durch einen Zufall auch der versteckte Abziehapparat entdeckt. Georg Nebel war zuständig für den Transport der Matrizen, laut Anklage auch für den Verteilungsschlüssel der „Arbeiterzeitung“.

 

Beide und noch 27 andere wurden in diesem Prozess angeklagt und erhielten zum Teil hohe Haftstrafen. Bukowski hatte das Glück, dass er nach der Haft nach Buchenwald kam und dort überlebte. Er hat 1972 in einem Interview mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Einzelheiten zu diesem ersten Prozess berichtet. Georg Nebel erhielt mit 2 Jahren, 9 Monaten Zuchthaus nicht die Höchststrafe, weil das Gericht ihm seine Auszeichnung als Kämpfer des 1. Weltkriegs strafmildernd anerkannte. Derartige Gnadenerweise waren vor dem Krieg noch möglich. Nach Verbüßung der Zuchthausstrafe kam Nebel nach Dachau in „Schutzhaft“ und wurde dort bis zum 20. April 1939 festgehalten.

 

Offenbar hat er nach seiner Freilassung sofort seine Kontakte zu den alten Genossen wieder aufgenommen. Der Inhaber der Gastwirtschaft „Stadt Schwalbach“ in der Altstadt, Eugen Weisenseel, nahm Nebel als Untermieter auf, die Gaststätte wurde zum Treffpunkt alter Genossen. Arbeit fand Nebel bei der Firma Messer und traf dort seinen früheren KPD- und Haftgenossen Hermann Gulbinat wieder, den er mit den Freunden in der Gaststätte bekannt machte. Gulbinat war aber inzwischen einer der etwa 100 Spitzel in Frankfurt, die für die Gestapo arbeiteten. Er denunzierte nicht nur Georg Nebel und den politischen Kreis aus der Gastwirtschaft, sondern auch zahlreiche andere, die er, besonders nach der Niederlage der Deutschen Wehrmacht bei der Schlacht von Stalingrad, zu regimefeindlichen Äußerungen provoziert hatte.

 

Georg Nebel wurde infolge der Denunziation im Frühjahr 1943 erneut verhaftet unter der Anschuldigung, als fanatischer Kommunist „kommunistische Mundpropaganda“ betrieben zu haben. Vom 30. April 1943 bis zum 12. Mai 1944 saß er in Frankfurt in Untersuchungshaft und wurde anschließend in das Strafgefängnis Berlin-Plötzensee überführt. Strafverschärfend  wirkte sich seine erste Verhaftung 1933 aus. Der 2. Senat des Volksgerichtshofes verurteilte ihn im Juli 1944 wegen „Wehrkraftzersetzung“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode, er wurde in der Haftanstalt Brandenburg/Havel-Görden hingerichtet.

 

Das Todesurteil gegen den Wirt Eugen Weisenseel wurde aus unbekanntem Grund nicht vollstreckt, seine Spur verliert sich Ende 1945 in der Todesbaracke von Dachau.

 

Der Gestapo-Spitzel Hermann Gulbinat wurde nach Aussage eines überlebenden Angeklagten, Otto Dinges, auch bei den Adlerwerken eingesetzt. Er sei dort für den Tod von fünf Frauen und zwei Männern verantwortlich gewesen, die hingerichtet wurden.  Erst an seinem nächsten Einsatzort, der Firma VDM in Heddernheim, wurde er enttarnt. Nach dem Krieg wurde er ausfindig gemacht und ins Höchster Gefängnis verbracht, dort nahm er sich das Leben. Otto Dinges gibt in seinem Bericht von 1972 auch zu Protokoll, Gulbinat habe sich beim „Arisieren“ beteiligt und bei jüdischen Familien Möbel beschlagnahmt, die  Georg Nebel für ihn aufarbeitete.

 

 

 

Georg Nebel

Geburtsdatum:

Haft:

Todesdatum:

7.8.1896

1937 Dachau, 30.4.1941 F-Preungesheim Brandenburg-Görden

14.8.1944, Hinrichtung

 

Stolperstein Lachnerstraße 4, Nebel, Georg
Stolperstein Lachner Straße 4 Georg Nebel © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

 

 

 

 

 

 

 

 

inhalte teilen