Den Kanal im Blick
Fachleute überwachen das 1600 Kilometer lange Leitungsnetz
Mit 30 Leuten ist das Umweltamt auf dem Gelände des Klärwerks Niederrad vertreten. Sie nehmen Proben von Abwasser aus Gewerbebetrieben und analysieren sie im eigenen Labor.
Der Schatz unter der Erde
Hätten Sie’s gewusst? Das größte Vermögen Frankfurts ist das Kanalnetz. Unter der Erde der Main-Metropole verlaufen etwa 1600 km Abwasserkanäle, das entspricht der Entfernung Frankfurt- Valencia. Ihr Wert wird auf 650 Millionen Euro geschätzt. Die Kanäle führen aber nicht nach Spanien, sondern zu den Abwasserreinigungsanlagen Niederrad und Sindlingen. Jeden Tag werden dort 300 Millionen Liter Abwasser aus Frankfurt und einigen Umlandgemeinden gereinigt.
Damit die Kanalisation intakt bleibt, muss sie überwacht werden. Die gesetzliche Verpflichtung dazu ergibt sich aus dem Wasserhaushaltsgesetz. Wobei die größten Gefahren für das Kanalnetz von unzulässigen oder giftigen Einleitungen aus Gewerbebetrieben oder durch illegale Abfallentsorgung ausgehen.
Abwasserüberwachung
Die Anfänge der Abwasserüberwachung reichen zurück bis ins Jahr 1920. Bereits damals interessierte man sich für die Frage, „ob die von gewerblichen Betrieben in das Kanalnetz eingeleitete Abwasser dem Kanale nicht zu schaden vermögen". Es erfolgten jedoch nur vereinzelte Untersuchungen der gewerblichen Einleitungen. Zuständig war hierfür zunächst das Labor des damaligen Nahrungsmitteluntersuchungsamtes.
Im Jahr 1955 wurden insgesamt sechs Proben gewerblicher Einleiter untersucht. Es zeigte sich jedoch, dass diese Anzahl nicht ausreichte, um Kanäle und Kläranlagen genügend zu schützen. Die zunehmende Einleitung verbotener Stoffe, wie mineralische Öle und Fette, Leichtflüssigkeiten, Teere, Säuren und dergleichen in die öffentliche Kanalisation hatte ein derartiges Ausmaß angenommen, dass geeignete Maßnahmen dagegen ergriffen werden mussten. Aus diesem Grunde wurde am 1. September 1965 beim damaligen Stadtentwässerungsamt die Abwasserüberwachung gegründet. Frankfurt am Main begann somit als eine der ersten Städte der Bundesrepublik Deutschland mit einer systematischen Abwasserüberwachung.
Mit der Gründung des heutigen Umweltamtes 1989 wurden die Sachgebiete Abwasserlabor und Abwasserüberwachung organisatorisch aus dem Stadtentwässerungsamt ausgegliedert und dem neu geschaffenen Amt zugeordnet. Derzeit sind etwa 2000 Gewerbebetriebe im Kataster der Abwasserüberwachung des Umweltamts registriert. Jährlich werden über 1000 Abwasserproben von diesen Betrieben im Umweltlabor untersucht.
Labor
Bereits 1955 wurde das Abwasser- und Umweltlabor der Stadt Frankfurt am Main eingerichtet. Es befand sich bis zuletzt im ehemaligen Betriebsgebäude der historischen Kläranlage Niederrad. Seit 2024 ist das Labor in ein zeitgemäßes Labor- und Bürogebäude umgezogen, um auch in Zukunft Hightech-Untersuchungen für die Stadt und Ihre Bürger:innen durchführen zu können.
Die Untersuchung der von Abwasserüberwachung und Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF) entnommenen Proben ist die Hauptaufgabe des Labors. Daneben unterstützt es alle städtischen Betriebe und Einrichtungen, die chemische und physikalische Analyseergebnisse benötigen, wie zum Beispiel das Gesundheitsamt, die Feuerwehr und das Grünflächenamt.