Stadtschreiberinnen und Stadtschreiber
Der Literaturpreis "Stadtschreiber von Bergen" wurde geschaffen, um die wachsende Gefährdung unseres kostbarsten Kulturgutes, unserer deutschen Sprache, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und ihr entgegenzuwirken. Dies geschieht am besten durch die Förderung dessen, der ernsthaft und verantwortlich um die Bewahrung und lebendige Weiterentwicklung unserer Sprache bemüht ist: des freien Schriftstellers.
Verbunden mit dem Preis sind der Wunsch und der Vorschlag, der Stadtschreiber möge während seiner "Amtszeit" in Bergen-Enkheim anwesend sein. Dies ist jedoch nur ein Wunsch und keinesfalls verpflichtend. (Auszug aus der aktuellen Fassung der Richtlinien für den Literaturpreis "Stadtschreiber von Bergen")
Die amtierende Stadtschreiberin: Nino Haratischwili
Nino Haratischwili ist die 50. Stadtschreiberin von Bergen
Beim traditionellen Stadtschreiberfest auf dem Bergener Markt am Freitag, 1. September 2023, wurde Nino Haratischwili zur 50. Stadtschreiberin von Bergen ernannt. Die Roman- und Theaterautorin übernahm das Amt von ihrer Vorgängerin Marion Poschmann.
Anlässlich des Jubiläums gratulierte Oberbürgermeister Mike Josef den Bürgerinnen und Bürgern Bergen-Enkheims zu ihrem Literaturpreis: „Ein halbes Jahrhundert nachdem er ins Leben gerufen wurde, ist der Stadtschreiberpreis Beispiel und Vorbild – oft kopiert, aber nie erreicht. Das liegt sicher auch an der Einzigartigkeit dieses Ortes und an der Gastfreundschaft der Bürgerinnen und Bürger von Bergen Enkheim.“ Er fügt hinzu: „Viele Persönlichkeiten haben sich über die Jahre hinweg um den Stadtschreiberpreis verdient gemacht. Stellvertretend für sie alle möchte ich Adrienne Schneider, der Tochter von Franz-Joseph Schneider, der den Preis 1974 ins Leben gerufen hat, sowie der langjährigen Inhaberin der Berger Bücherstube Monika Steinkopf meine Anerkennung und meinen Dank aussprechen.“
Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig hob die lange Reihe namhafter Preisträgerinnen und Preisträger hervor, darunter Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Büchnerpreisträger wie Wolfgang Koeppen und Marcel Beyer, die Nino Haratischwili nun fortführen wird: „Der Stadtschreiberpreis ist mit vielen klangvollen Namen verbunden. Mit Nino Haratischili kommt ein weiterer hinzu. Ihre vielfach ausgezeichneten Romane rufen uns die georgische Gesellschaft im 20. Jahrhundert und vor allem nach dem Zerfall der Sowjetunion ins Bewusstsein und entwerfen breit angelegte, epische Panoramen, in denen persönliche Schicksale kunstvoll mit dem Lauf der Geschichte versponnen werden. Nino Haratischwili ist eine ‚Erzählerin von Weltformat‘, lesen wir in der Begründung der Jury, und diese Einschätzung werden ihre vielen Leserinnen und Leser nur zu gern bestätigen.“
Unter dem Titel „Die Wissenschaft der Empathie“ sprach Nino Haratischwili in ihrer Antrittsrede davon, wie Worte und Geschichten unser Leben durchdringen und davon, was sie Krieg und Gewalt entgegen zu setzen vermögen. „Unsere Welt ist aus diesen Geschichten gewebt. Wir saugen sie mit der Muttermilch ein. Alles, was vor uns war und vielleicht gar, was kommen wird, all das ist in uns eingeschrieben, und durch die aus Worten gewebten, unsichtbaren Fäden sind wir alle miteinander verbunden. Worte einen uns, und manchmal trennen sie uns auch. Aber sie sind nun mal die Krücken, die wir benutzen, um uns darauf zu stützen, um uns gegenseitig Halt zu geben und manchmal auch, um schlichtweg nicht den Verstand zu verlieren. Und aus Worten weben wir noch etwas anderes, etwas, was letztlich die einzige und effektivste Prävention gegen jede Gewalt ist: Empathie. Indem wir uns mitteilen, machen wir uns einerseits angreifbar und anderseits zugänglich. Wir schlagen Brücken. Ohne die Fähigkeit, sich in andere reinzudenken, sich einzufühlen – ist für mich diese Welt ein sehr finsterer Ort."
Das symbolische Amt des Stadtschreibers / der
Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim wurde erstmals 1974 verliehen und ist seitdem
von zahlreichen anderen Städten in Deutschland aufgegriffen worden. Der Preis
wird von einer Jury vergeben, der Fachjuror:innen (darunter die letzte
Stadtschreiberin) sowie Juror:innen aus der Bergen-Enkheimer Bürgerschaft und
die für Bergen-Enkheim zuständige Ortsvorsteherin angehören.
Namhafte Amtsinhaber:innen waren nach Wolfgang Koeppen
u. a. Peter Härtling, Jurek Becker, Peter Bichsel, Eva Demski, Katja
Lange-Müller, Robert Gernhardt, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Peter Kurzeck,
Peter Weber, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Thomas Lehr, Marcel Beyer,
Thomas Melle und Anja Kampmann.
Liste aller Stadtschreiberinnen und Stadtschreiber und deren Festredner
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