Feature Pflegepreis - Kittelratgeber

Feature Pflegepreis - Kittelratgeber

Pflegepreis

Kompakt im Kittel:

Gesammeltes Wissen für die Pflege auf der Intensivstation

Der Kittelratgeber: Gesammeltes Wissen für die Pflege auf der Intensivstation
Der Kittelratgeber: Gesammeltes Wissen für die Pflege auf der Intensivstation © Universitätsklinikums Frankfurt

Teil 4 der Feature-Serie zum ersten Frankfurter Pflegepreis: Das Projekt „Welche Informationen benötigen Pflegefachpersonen auf einer internistischen IMC und Intensivstation ‚am Bett‘? Ein interprofessionelles Booklet zur Unterstützung neuer Kolleginnen und Kollegen“

Eine der größten Herausforderungen beim Kitteltaschenbuch war die Kürzung aufs Wesentliche. Denn das Büchlein im DIN A6-Format sollte weder so dick werden, dass es nicht mehr die Tasche eines Kittels passt. Noch sollte es Krankenpflegerinnen und –pfleger, die gerade angefangen haben auf der internistischen Intensivstation oder der Intermediate Care Station (IMC) des Universitätsklinikums Frankfurt zu arbeiten, mit Informationen überfrachten. „Es war extrem schwer, sich kurz zu fassen und sich zu fragen, welche Inhalte wirklich wichtig sind und welche das Büchlein zu umfangreich machen würden“, erzählt Marion Diegelmann, die das Kitteltaschenbuch initiiert und gemeinsam mit einem interdisziplinären Team in die Tat umgesetzt hat. Mit ihrem Projekt „Welche Informationen benötigen Pflegefachpersonen auf einer internistischen IMC und Intensivstation ‚am Bett‘? Ein interprofessionelles Booklet zur Unterstützung neuer Kolleginnen und Kollegen“ bewirbt sich Marion Diegelmann gemeinsam ihren Co-Autorinnen und –Autoren Sebastian Reddi, Stephan Heyl und Romy Arndt um den Frankfurter Pflegepreis.

Marion Diegelmann ist Pflegepraxisentwicklerin für Intensivpflege und Krankenpflegerin. Im Jahr 2008 trat sie ihren ersten Job auf der internistischen Intensivstation des Universitätsklinikums Frankfurt. Sie weiß also aus eigener Erfahrung wie es ist, Frischling auf dieser Station zu sein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Intensivstation und auch der IMC, wo Patientinnen und Patienten zwischen Intensiv- und Normalbetreuung behandelt werden, benötigen für ihre Tätigkeiten spezifisches Wissen, das sie meist nicht während ihrer Ausbildung erwerben, weil man eine Reanimation praktisch kaum abbilden kann. Vielmehr lernen sie es auf den Stationen selbst – von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen oder indem sie selbst Erfahrung sammeln. „Während der ersten Zeit haben die meisten Neulinge ein Buch dabei, in das sie das gerade Gelernte eintragen und sich Notizen zu diversen Prozessen machen. Ich selbst habe mein Buch aus dieser Zeit auch noch“, erzählt Marion Diegelmann.

Wenn jeder Neuling auf der IMC- oder Intensivstation sein gesammeltes Wissen in einem Buch festhält –  warum dann nicht eins für alle machen, fragte sich die Pflegepraxisentwicklerin beim Kaffee mit ihrer Kollegin und Co-Autorin Romy Arndt. Mit einem solchen Ratgeber könnte man die Einarbeitung besser gestalten und noch mehr Sicherheit für die Patientinnen und Patienten gewährleisten. Gedacht, getan: Nach einem ersten Brainstorming zu den Inhalten des Booklets befragte Diegelmann Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichem Erfahrungs- und Wissensstand und auch mit unterschiedlichen Qualifikationen: Fachexpertinnen und -Experten wie die Wundmanagerin und den Gerätebeauftragten, Praxisanleiterinnen und –anleiter, Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegerinnen und –pfleger mit einer Fachweiterbildung in der Anästhesie und Intensivpflege, Kolleginnen, die gerade ihre Ausbildung absolviert haben und Kollegen, die von einem anderen Haus an die Universitätsklinikum Frankfurt gewechselt haben.  „Sie alle haben ihren eigenen Blick auf das, was das Taschenbuch beinhalten soll. Und alle ihre Hinweise waren sehr wertvoll“, sagt Diegelmann.

Sämtliche Inhalte des Booklets wurden mit den Stationsstandards abgeglichen, so werden im Kittelratgeber beispielsweise nur Medikamente und Materialen aufgeführt, die von den zuständigen Ärztinnen und Ärzten in diesem Zusammenhang angewendet würden. Im Booklet befinden sich Checklisten zu hochkomplexen Therapien wie etwa ECMO, bei der die Patientinnen und Patienten zur Entlastung von Herz- oder Lunge an eine kleine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen sind, was eine strenge Überwachung der Patientinnen und Patienten verlangt. Auch Platz für eigene Notizen ist im Booklet enthalten. Nicht beschrieben sind etwa Hygienepläne, weil diese ohnehin als Übersicht auf den Stationen verfügbar sind.

Insgesamt 151 Seiten hat die erste Ausgabe des Kitteltaschenbuchs, 25 Exemplare wurden an Kolleginnen und Kollegen verschiedener Erfahrungsstufen verteilt, jeder Neuling hat eines erhalten. „Tatsächlich war die Enttäuschung groß, dass nicht jeder und jede im Team ein Booklet bekommen hat“, erzählt Marion Diegelmann. „Aber wir wollten erstmal in kleiner Auflage testen, wie es angenommen wird und welche Rückmeldungen wir bekommen, sobald mit dem Ratgeber gearbeitet wird: Ist er verständlich, sind die Inhalte sinnvoll?  Gibt es Inhalte, die fehlen. Unser Ratgeber lebt schließlich von der Realität.“

Alle, die ein Kitteltaschenbuch haben, so zeigt es die Auswertung der Evaluation nutzen es. Die neuen Kolleginnen und Kollegen der Intensivstation und IMC-Station schauen besonders häufig hinein. „Manche nehmen es auch mit nach Hause, um sich dort auf verschiedene Situationen vorzubereiten“, sagt Marion Diegelmann. Inzwischen arbeitet die Pflegepraxisentwicklerin an der zweiten Auflage des Ratgebers. „Natürlich fließen dort auch die inhaltlichen Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Disziplinen und Erfahrungsstufen ein.“ Damit das Booklet künftig standardmäßig allen Krankenpflegerinnen und –pflegern der internistischen Intensivstation und IMC-Station der Universitätsklinikum Frankfurt zur Verfügung steht und die Patientinnen und Patienten noch besser versorgt werden können.

Text: Anja Prechel

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