Medizinstudierende im Gesundheitsamt
Öffentlicher Gesundheitsdienst und Medizinstudium – wie passt das zusammen?
Wer sich für ein Medizinstudium interessiert oder bereits mittendrin steckt, denkt vermutlich nicht sofort an das Gesundheitsamt. Dabei sind gerade hier die Aufgabenbereiche vielfältig und Mediziner:innen gesucht. Das Gesundheitsamt Frankfurt bietet Studierenden daher die Möglichkeit, ein Tertial ihres Praktischen Jahres (PJ) oder ihre Famulatur zu absolvieren und den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) kennenzulernen. Zuständig für die Medizinstudierenden ist Dr. Olga Amberger. Sie kümmert sich um die „PJler:innen“ und Famulant:innen und sorgt dafür, dass sie in die umfangreichen Fachgebiete des Gesundheitsamtes eintauchen können. Wie auch Maya Becht, die derzeit ihre Famulatur im Gesundheitsamt absolviert.
Auf das Gesundheitsamt Frankfurt ist Maya Becht eher zufällig gestoßen. Die Gesundheitsämter sind Teil des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, der zukünftig im Medizinstudium prominenter gelehrt wird, wie Olga Amberger betont. Viele Studierende wissen heute noch nicht, welche Möglichkeiten der ÖGD bietet. „Der ÖGD ist neben ambulanter und stationärer Versorgung das Fundament des Gesundheitswesens“, erklärt Amberger. „Die Aufgabe des ÖGD ist, neben dem Schutz der Gesundheit, dass viele präventive Ansätze in der Bevölkerungsmedizin umgesetzt werden. Somit hat der ÖGD einen großen und wichtigen Einfluss auf die Gesellschaft, das ist vielen Medizinstudierenden überhaupt nicht bewusst.“ Doch das hat sich bereits mit Corona geändert. Schon 2019 hat das Robert Koch-Institut erstmals den „Tag des Gesundheitsamtes“ ausgerufen. Das Land Hessen hat seit dem Wintersemester 2022/2023 eingeführt, dass Medizinstudierenden einfach einen Studienplatz erhalten können, wenn sie sich für eine Tätigkeit im ÖGD interessieren. Weitere Informationen sind auf der Webseite des Regierungspräsidiums Gießen unter „Studienplatzquote Medizin“ zu finden.
Im Gesundheitsamt Frankfurt lernen Studierende vielfältige Aufgaben kennen. Die verschiedenen Stationen werden im Rotationsprinzip durchlaufen. Ein entsprechender Plan mit den jeweiligen Ansprechpartner:innen liegt von Anfang an vor. „Wir sind gut vernetzt und blicken bereits auf zehn Jahre Erfahrung zurück“, so Amberger. Das Rotationsmodell hat auch Maya Becht angesprochen. „Man erhält dadurch spannende und vielfältige Einblicke in die einzelnen Abteilungen. Wer Abwechslung sucht, ist hier genau richtig. Innerhalb eines Monats lernt man wirklich viel kennen“, sagt sie. In 30 Tagen lernt sie die interprofessionelle Arbeit des Sozialpsychiatrischen Dienstes und der Humanitären Sprechstunden, der Infektiologie sowie der Kinder- und Jugendmedizin kennen. Das ist sozusagen der Schnelldurchlauf von dem, was die PJler:innen im Gesundheitsamt erwartet. Diese rotieren insgesamt vier Monate durch alle Abteilungen.
„Die PJler:innen erhalten einen breiten Überblick über alle Aufgaben, die wir hier im Gesundheitsamt haben“, erklärt Amberger. „Schuleingangsuntersuchungen, Psychosoziale Notfallversorgung, die Begleitung von Hausbesuchen oder der Arbeit von Streetworker:innen im Außeneinsatz im Bahnhofsviertel: All das gehört dazu. Außerdem haben unsere PJler:innen die Möglichkeit in der Fraport-Klinik mitzuarbeiten. Auch die Humanitären Sprechstunden im Gesundheitsamt gehören zum Programm.“ Becht ergänzt: „Dort werden Personen ohne Krankenversicherung behandelt. Was die Arbeit im Gesundheitsamt so interessant macht, sind auch die Menschen und ihre Geschichten“. In den Humanitären Sprechstunden war Becht jeden Tag einer Ärztin zugeteilt, mit der sie zusammengearbeitet hat. „Die Studierenden bekommen im Gesundheitsamt eine Eins-zu-eins-Betreuung“, betont Amberger. Zudem steht ein extra Arbeitszimmer und ein eigenes PJ-Logbuch zur Verfügung. PJler:innen werden über die Stadt Frankfurt vergütet, Famulant:innen über die Kassenärztliche Vereinigung Hessen. „Außerdem gibt es geregelte Arbeitszeiten“, so Becht. Amberger ergänzt: „Als Ärzt:in im Gesundheitsamt hat man einfach einen relevanten Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung, nicht nur auf das Individuum. Wir können viel früher ansetzen und somit präventiv wirken. Wir arbeiten daran, dass Krankheiten gar nicht erst entstehen.“