Tausende Lichter erleuchten den Abendhimmel
Ernst-May-Siedlungen und Kleingärten feiern 1931 das Lampionfest: 2025 soll das Lampionfest wieder in Frankfurt gefeiert werden.

Rote und gelbe Lampions schaukeln im Abendwind, in den Kleingärten funkeln bunte Ketten aus Lichtern, die Fenster in den Siedlungen glühen in allen Farben: So beschreiben Menschen damals den Sommerabend des 4. Juli 1931, als Frankfurt sein erstes Lampionfest feiert. Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Ernst-May-Siedlungen Römerstadt, Bornheimer Hang, Riederwald und Heimatsiedlung festlich illuminiert – ein Spektakel, das in der gesamten Stadt für Aufsehen sorgt.
Zu dieser Zeit gibt es bereits hin und wieder ausgelassene Feste in einzelnen Kleingärten oder Siedlungen. Der Kleingärtnerverband entwickelt dann aber die Idee, gemeinsam ein großes Fest auszurichten. Auch die Siedlerinnen und Siedler neben den Gartenkolonien sollen Teil des Projekts sein und ihre Fenster schmücken und beleuchten. Gedacht ist das Ganze als Werbeaktion, um zu demonstrieren, wie schön es sich im Neuen Frankfurt lebt.
Kerzen, Fackeln und Feuerwerk
Der Festtag beginnt bereits am Nachmittag: Die ganze Familie zieht samt Kind und Kegel in die Kleingärten, die mit Fahnen geschmückt sind. Musik, Tanz und Spiele sorgen für geselliges Beisammensein. Nach Einbruch der Dunkelheit entzünden sie dann die Kerzen, tausende Lampions erleuchten den Abendhimmel, es funkelt und glüht. Junge Menschen ziehen mit Klampfen und Fackeln durch die Anlagen, Feuer lodern in der Dunkelheit. Die Siedlerinnen und Siedler stellen zu Hause Kerzen und Laternen an ihren Fenstern auf und helfen so dabei, die einzigartige Atmosphäre zu erschaffen. Am Ende krönt ein Feuerwerk von der Bastion des Nußbergs den Sommerabend.
Wie beeindruckend das alles damals auf die Frankfurterinnen und Frankfurt wirkt, belegt ein Artikel der Zeitschrift „Die Siedlung“ aus dem August 1931: von einem „märchenhaften“ Abend ist die Rede. Der Autor fasst seine Erinnerungen und Sinneseindrücke zusammen: „Wer dann die vielen Stufen hinabging, um rückschauend vom Riederwald ein geradezu venezianisches Bild auf sich wirken zu lassen, die festlich illuminierte Ketteler-Allee, die bunten Lampion-Ketten dem Hang entlang, Klampfen und frohe Lieder in den nicht minder schön geschmückten Gärten am Riederbruch.“
Das Werbekonzept des Kleingärtnerverbands geht auf: Das Lampionfest erregt in ganz Frankfurt, das damals schon mehr als eine halbe Million Einwohnerinnen und Einwohner zählt, Aufmerksamkeit. Dem Zeitschriftenbericht zufolge sollen Bürgerinnen und Bürger, die sich damals schon ein Auto leisten konnten, eine Fahrt um die Stadt gemacht haben, um das Spektakel von allen Seiten aus zu bewundern.
Paulsplatz und Hellerhofsiedlung werden illuminiert
Zum Jubiläumsjahr „100 Jahre Neues Frankfurt“ will die Stadt die besondere Stimmung des gemeinschaftlichen Lichterfests wieder aufleben lassen. In den zwölf wichtigsten Siedlungen sind große Sommerfeste geplant. Ein zentraler Platz in jeder Siedlung wird dann mit zahlreichen Lichtern geschmückt und dekoriert – die Bewohnerinnen und Bewohner sind aufgerufen, ihre Gärten, Balkone und Fenster mit Lampions, Lichterketten und bunten Wimpeln zu schmücken, ganz nach dem Vorbild des Lampionfests von 1931.
Die Feste sollen in den kommenden fünf Jahren im Sommer stattfinden, jedes Jahr sind zwei andere Siedlungen an der Reihe. Als erstes wird die Hellerhofsiedlung im Gallus am Samstag, 13. September, illuminiert. Der Auftakt der modernen Lampionfeste wird aber in der Frankfurter Innenstadt gefeiert: Am Mittwoch, 2. Juli, verwandelt sich der Paulsplatz abends in ein stimmungsvolles Lichtermeer, um auch außerhalb der Siedlungen Lust auf die Lampionsfeste zu machen. Und auch das mayfest der Ernst-May-Gesellschaft am Sonntag, 24. August, wird mit bunten Lampions geschmückt.