Das Große Stadtgeläute von Frankfurt am Main
Das Große Stadtgeläute der Innenstadtkirchen hat in Frankfurt eine lange Tradition und gehört vor den hohen kirchlichen Feiertagen für viele Frankfurterinnen und Frankfurter einfach dazu: Gemeinsam halten sie eine halbe Stunde inne, lauschen dem besonderen Klangkunstwerk und verinnerlichen die Bedeutung der bevorstehenden Feiertage.
Die Konzeption des Großen Stadtgeläutes geht auf das Jahr 1954 zurück. Zwar ist das Läuten aller Glocken bereits 1347 belegt. Jedoch verbirgt sich hinter dem heutigen „Großen Stadtgeläute" eine Abstimmung der klanglichen Disposition aller einbezogenen Kirchen. Jede der beteiligten Kirchen hat ein eigenständiges Geläute, das sich harmonisch einfügt.
Den Auftakt macht die Bürgerglocke der Paulskirche. Es schließen sich die anderen fünf Glocken der Paulskirche an. Anschließend folgen die vier Glocken der Katharinenkirche an der Hauptwache, daraufhin stimmen die fünf Glocken der Liebfrauenkirche ein. Nördlich der Liebfrauenkirche erklingen nun die vier Glocken der Peterskirche sowie die drei Glocken des Dominikanerklosters. Es fügen sich die sechs Glocken der Leonhardskirche am Main sowie die vier Glocken des Karmeliterklosters ein. Die vier Glocken der Alten Nikolaikirche am Römerberg ergänzen das Klangbild, bevor die südlichste und auf der anderen Mainseite gelegene Dreikönigskirche mit ihren fünf Glocken ins Stadtgeläut einsetzt. Den Höhepunkt bilden die neun Glocken des Kaiserdoms. Unter ihnen die Gloriosa, die bekannteste Glocke Frankfurts. Sie ist über zweieinhalb Meter hoch und breit und mit 11.950 Kilogramm das Schwergewicht unter den Glocken der Frankfurter Innenstadtkirchen. Insgesamt wiegen die 50 Glocken der zehn Innenstadtkirchen gemeinsam 64.804 Kilogramm.
Termine
Die Termine des Großen Stadtgeläutes orientieren sich an den Hochfesten im Verlauf des Kirchenjahres, das am 1. Adventssonntag beginnt:
- Samstag vor dem 1. Advent von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr
- Heiliger Abend von 17.00 Uhr bis 17.30 Uhr
- Samstag vor Ostern (Karsamstag) von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr
- Samstag vor Pfingsten von 16.30 Uhr bis 17.00 Uhr
Geschichte
Mit der Säkularisation 1802 waren die Kirchengebäude und damit deren Glocken in das Eigentum der Stadt übergegangen. In sogenannten Dotationsurkunden von 1830 überließ die Stadt der evangelischen und der katholischen Kirche ihre angestammten Kirchengebäude "zu immerwährendem Gebrauch – unter Wahrung ihrer Rechte und Pflichten als Eigentümerin".
Im Mai 1856 beschloss der Senat der Freien Stadt Frankfurt, zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten ein Geläut zu veranstalten, das später Großes Stadtgeläute genannt wird.
In Folge des 2. Weltkrieges waren die Kirchen und die Glockengeläute weitgehend zerstört. Als Eigentümerin der Innenstadtkirchen war es Aufgabe der Stadt Frankfurt am Main, die zerstörten Kirchen wieder aufzubauen und zahlreiche neue Glocken gießen zu lassen.
Die damals Verantwortlichen der Stadt haben in dieser Situation den Mainzer Glocken- und Orgelbausachverständigen Prof. Paul Smets beauftragt, ein in sich geschlossenes Konzept für die Geläute aller DotationskirchenInternal Link zu erarbeiten. Das Ergebnis halten Fachleute für einmalig – nicht nur in Deutschland.