Mayer, Elisabeth
Elisabeth Mayer wurde als Elisabeth Blamm in Zweibrücken geboren. Ihr Vater war
Schuhmacher. Sie lernte den Beruf der Stepperin. Am 26. März 1904 heiratete sie
Balthasar Mayer aus Rohrbach. Das Ehepaar zog nach Griesheim in die
Fabriciusstraße 11. Sie bekamen einen Sohn, der aber bereits nach vier Monaten
starb, danach blieben sie kinderlos.
Elisabeth Mayer ließ sich im November 1926, kurz nach ihrem Mann, als Bibelforscherin taufen.
Am 12. Dezember 1936 verbreiteten Jehovas Zeugen – wie Bibelforscher
mittlerweile hießen – reichsweit das Flugblatt „Luzerner Resolution“, in dem
auf die grausame Misshandlung der Zeugen Jehovas und anderer Verfolgter
aufmerksam gemacht und das NS-Regime aufgefordert wurde, diese brutalen
Übergriffe einzustellen.
Hausbewohner
denunzierten Balthasar Mayer. Die Ortsgruppe der NSDAP stellte Nachforschungen
an und fand noch weitere Umschläge mit der Resolution in den Briefkästen. Noch
am gleichen Abend wurden Mayers Wohnung und Gartenlaube durchsucht und beide
festgenommen. Über die Vernehmung der Mayers resümierte die
Staatspolizeistelle: „Die Ehefrau Mayer ist eine fanatische Zeugin Jehovas“.
Noch am selben Tag erging Haftbefehl gegen beide, Elisabeth Mayer wurde in das
Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim verlegt.
Am
4. Juni 1937 fand der Prozess vor dem Sondergericht statt. Das Urteil lautete
zwei Monate Gefängnis, wegen der Verteilung der Resolution und der Durchführung
von Gottesdiensten. Obwohl die Strafe durch die Untersuchungshaft längst
abgegolten war, wurde Elisabeth umgehend in „Schutzhaft“ genommen und nach
Moringen transportiert. Offensichtlich erreichte sie hier die Nachricht, dass
ihre Wohnung „durch die Nazi-Partei aufgelöst bzw. vollständig ausgeräumt“
worden war.
Ein
halbes Jahr später, am 21. Februar 1938, wurde sie mit 149 Zeuginnen Jehovas
gemeinsam in das neu errichtete Konzentrationslager Lichtenburg überführt. Dort
musste sie in der Nähstube arbeiteten.
Zusammen mit anderen Zeuginnen Jehovas wurde Elisabeth Mayer
Mitte Mai 1939 nach Ravensbrück verlegt. Dieses Lager war noch im Aufbau. Ihre
Häftlingsnummer 330 dokumentiert, dass sie bei den allerersten Häftlingen in
diesem Lager war. Bis Ende 1939 stellten die Zeuginnen Jehovas dort die größte
Häftlingsgruppe. Auch Elisabeth musste schwerste körperliche Arbeiten zum
Aufbau des Lagers und für den Straßenbau verrichten. Später arbeitete sie in
der Angora-Farm. 1943 stellten sich bei ihr schwere Unterleibsbeschwerden ein.
Zu ihrem Ehemann, der ebenfalls im Konzentrationslager war, hatte sie die ganze
Zeit über keinerlei Kontakt. Wann sie von seinem Tod am 22. Januar 1945 in
Dachau erfuhr, ist nicht bekannt. An Balthasar Mayer erinnert bereits ein
Stolperstein in der Fabriciusstraße 11.
Nach
der Befreiung von Ravensbrück erhielt sie erst am 4. Juni 1945 ein Dokument,
das sie als ehemaligen Häftling von Ravensbrück auswies. Am 21. Juni 1945
konnte sie das Lager Ravensbrück verlassen. Ein langer Heimweg mit vielen
Hindernissen lag vor ihr. Am 25. August 1945 erreichte sie endlich Frankfurt.
Ihre
erste Anlaufstelle war das DP-Camp in Frankfurt-Zeilsheim. Doch sehr schnell
bekam sie ein Zimmer in der Mainzer Landstraße 375. Am 1. Dezember 1947 konnte
sie nach Frankfurt-Griesheim in die Autogenstraße umziehen. Gesundheitlich bekam
Elisabeth Mayer immer mehr die Folgen der zu schweren Arbeit im
Konzentrationslager zu spüren. Im September 1946 bekam sie
Lähmungserscheinungen und Atemnot. Es wurde bescheinigt, „[…] dass die Länge
dieser Haft ein ganz erhebliches Maß von körperlicher und seelischer
Widerstandskraft beansprucht hat“. Im Mai 1951 wurde sie aufgefordert, den
„Nachweis über die Todesursache Ihres Ehemannes zu erbringen“. Die den Behörden
vorgelegte Sterbeurkunde aus Dachau mit der Angabe „Herzmuskelschwäche“ wurde
als nicht ausreichend anerkannt. Elisabeth Mayer verstarb am 9. Januar 1956 in
Frankfurt-Höchst.
Der Stolperstein wurde initiiert durch Erika und Günter Krämer und finanziert durch Dieter und Gerda Kaßner.
Elisabeth Mayer, geb. Blamm | |
Geburtsdatum: | 25.5.1882 |
Haft: | 12.12.1936 Frankfurt, 4.8.1937 Moringen, 21.2.1938 Lichtenburg, Mai 1939 Ravensbrück |
Befreiung: | 28.4.1945 |