Krämer, Adolf

Krämer, Adolf

Stolperstein-Biographien in Griesheim

Krämer, Adolf

Adolf Krämer wurde in Wolfenhausen geboren. Dort besuchte er die Volksschule erlernte in Weilmünster das Maler- und Anstreicherhandwerk und war bis 1918 bei den Heddernheimer Kupferwerken beschäftigt. 1924 traf er auf seiner Arbeitsstelle in einer Eisenbahnwerkstatt auf einen Bibelforscher, am 26. November 1926 ließ er sich als Bibelforscher taufen. Bald unternahm er „sonntägliche [Missions-] Feldzüge“ mit einem „Wasserauto“ und leitete eine kleine Gruppe Bibelforscher in Frankfurt-Höchst. Adolf Krämer heiratete am 12. April 1930 Adele, die ebenfalls Bibelforscherin war.

 

1931 nahmen die Frankfurter Bibelforscher den Namen „Jehovas Zeugen“ an. 1933 wurden sie verboten. Am 12. Dezember 1936 beteiligten sich Adolf Krämer und seine Frau an der Verteilung der „Resolution“, mit der reichsweit gegen die grausame Misshandlung der Zeugen Jehovas und anderer Verfolgten protestiert wurde. Am 16. März 1937 wurde Adolf Krämer in seiner Wohnung in der Mainzer Landstraße 606 verhaftet. Über seine Vernehmung schrieb der Vernehmungsbeamte Pracht als Fazit: „Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen äußerst fanatischen Anhänger der IBV […] Eine Freilassung kann nicht erfolgen.“ Am 18. März 1937 wurde Adolf Krämer ins Strafgefängnis nach Frankfurt-Höchst transportiert. Vom Sondergereicht wurde er am 4. Juni 1937 zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, Aus dem Gefängnis Frankfurt-Höchst am 3. Juli 1937 entlassen, kam er sofort in „Schutzhaft“ und am 5. August nach Buchenwald. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 950, er gehörte zu den ganz frühen Häftlingen des Konzentrationslagers. Während er bereits drei Monate in Buchenwald war, wurde sein drittes Kind geboren.

 

Über die erste Zeit in Buchenwald berichtete er später: „Es standen damals 4 Häftl. Baracken im Lager selbst, und außerhalb 2 Baracken, 400 Meter entfernt, zur Unterkunft der Kommandanten […] Meine anfängliche Arbeit bestand in Bäume fällen, Steine tragen, Wurzelstöcke roden, Straßen bauen. […] Die ersten Monate waren die schlimmsten meines Lagerlebens.“ Immer wieder versprach man ihm die sofortige Befreiung, was die Heimkehr zur Familie bedeutet hätte. Der Preis dafür wäre aber eine Unterschrift, mit der er seiner Treue zu Gott abgeschworen hätte. Dabei wurden jegliche Art von Beleidigungen, Misshandlung, Drohung mit Scheidung und schlechter Behandlung der Kinder als Druckmittel eingesetzt. Doch auch von Mithäftlingen kam gewaltiger Druck, da sie die Haltung der Zeugen Jehovas nicht verstanden.

 

Am 24. August 1944 überlebte Adolf Krämer die Bombardierung von Buchenwald nur knapp, am 11. April 1945 wurde das Lager befreit. Am 16. Mai 1945 kehrte er nach Frankfurt zurück in die Mainzer Landstraße 606. Schnell fand er Arbeit, um seine Familie zu ernähren, als Werkstatt diente ihm ein Keller im Haus.

 

Adolf Krämer hatte 98 Monate im Gefängnis und KZ verbracht. Er starb am 1. März 1985.

 

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Das Wasserauto der Bibelforscher © Archiv Zeugen Jehovas, Foto: Keine Angabe

 

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Adolf Krämers Ausweis © Archiv Zeugen Jehovas, Foto: Keine Angabe

 

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Antwort Stadt Frankfurt 1949 © Hess. Hauptstaatsarchiv, Foto: Keine Angabe

Adolf Krämer

Geburtsdatum:

Haft:

Befreit

27.7.1900

16.3.1937 Gefängnis Frankfurt - Höchst, 5.8.1937 Buchenwald

 

 

 

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Stolperstein Mainzer Landstraße 606, Adolf Krämer © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

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