Kontrollierte Abgabe

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Cannabis Modellprojekte - was kann man vom Ausland lernen?

Erfahrungen aus der Schweiz und den Niederlanden im Fokus des vierten Frankfurter Cannabis-Gesprächs

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Eine Pflanze löst Debatten aus © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Drogenreferat

Neue Wege in der Cannabis-Politik – Erfahrungen aus dem Ausland

Drogenreferat veröffentlicht Dokumentation zum 4. Frankfurter Cannabis-Gespräch Ende 2023

Zahlreiche Länder haben in den letzten Jahren Reformen in ihrem Umgang mit Cannabis geplant oder schon umgesetzt. Mit den Modellprojekten in Zürich und in den Niederlanden zur kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zum Freizeitkonsum beschäftigte sich das 4. Frankfurter Cannabis-Gespräch Ende November 2023. Die Vorträge als Audiodateien und als Foliensätze sind unten abrufbar. Ebenso Links zu weiterführenden Informationen.

1. Einführung in das Thema

Audiodatei: Moderator Jakob Schlink, Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main, Viertes Frankfurter Cannabis-Gespräch: Cannabis-Modellprojekte - was kann man vom Ausland lernen, Einführungsvortrag in das Thema (Audiodatei)External Link

2. The controlled cannabis supply chain experiment in the Netherlands

Audiodatei: Referent Stijn Hoorens, RAND Europe, Vortrag Stijn Hoorens (Audiodatei)External Link

Foliensatz: Cannabis-Modellprojekt Niederlande (pdf , 1627KB)Download Link

Weiterführende Links: 

Forschungsbericht zu der Erhebung vor Beginn des Experiments (auf Holländisch mit englischer Zusammenfassung)External Link

Informationen der niederländischen Regierung zum Experiment (auf Englisch)External Link

3. Erste Erfahrungen mit dem Cannabis-Pilotversuch "Züri Can" (Schweiz)

Audiodatei: Referentin Barbara Burri, Städtische Gesundheitsdienste der Stadt Zürich, Vortrag Barbara Burri (Audiodatei)External Link

Foliensatz: Zueri Can Vortrag Barbara Burri (pdf , 6534KB)Download Link

Weiterführende Links: 

Informationen zur Pilotstudie "Züri Can" durch die Stadt Zürich External Link

Informationen zu den Schweizer Pilotversuchen durch das Bundesamt für GesundheitExternal Link

Frankfurt will von Best-Practice-Ansätzen im Ausland lernen

Hintergrund für die Veranstaltung sind die geplanten Änderungen in Deutschland. Im Bundestag wird derzeit das Cannabisgesetz beraten. Damit sollen der Besitz, der Eigenanbau und der gemeinschaftliche Anbau von Cannabis unter strengen Voraussetzungen erlaubt werden. Das Gesetz könnte schrittweise im Frühjahr 2024 in Kraft treten.
Darüber hinaus hat die Bundesregierung die Einrichtung von Cannabis-Modellprojekten angekündigt. In ausgewählten Regionen sollen die Auswirkungen einer kommerziellen Lieferkette für Genusscannabis wissenschaftlich ausgewertet werden. Die Stadt Frankfurt am Main hat bereits ihr Interesse bekundet. „Die Stadt Frankfurt benötigt die Abgabe in Fachgeschäften, um den Schwarzmarkt wirkungsvoll zu reduzieren, den Gesundheitsschutz von Konsumierenden zu verbessern und die Justiz zu entlasten“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Zur Vorbereitung lohne ein Blick ins Ausland, ergänzt Dr. Artur Schroers, der Leiter des Drogenreferats: „Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Zahlreiche Länder haben vorgemacht, wie es gehen kann.“ Aus seiner Sicht sind vor allem Best-Practice-Ansätze zum Gesundheitsschutz und zur Reduzierung des Schwarzmarkts interessant.

Experiment in den Niederlanden zur Überwindung der Hintertür-Problematik

Darauf zielt auch das sogenannte „Wietexperiment“ in den Niederlanden. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist Cannabis im deutschen Nachbarland keineswegs erlaubt. Der Verkauf in Coffee-Shops wird nur toleriert. Da das Cannabis dort aber weiterhin aus illegalen Quellen stammt, besteht die häufig beklagte Hintertür-Problematik: Die Produktion und der Vertrieb sind in der Hand der organisierten Kriminalität, ein wirksamer Gesundheits- und Verbraucherschutz findet nicht statt, und weder die Coffee-Shops noch die Konsumentinnen und Konsumenten können mit Sicherheit wissen, was in den Produkten wirklich drin ist.

Für zehn Gemeinden in Holland wird sich das in den nächsten Monaten ändern. Stijn Hoorens, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Forschungsinstitut RAND Europe, stellte in seinem Vortrag das niederländische Modellprojekt vor: Vier Jahre lang werden Coffee-Shops in den teilnehmenden Kommunen ausschließlich Cannabis aus kontrollierter, inländischer Produktion verkaufen. Hoorens gehört zu dem Forschungsteam, das mit der Evaluation dieses Experiments betraut ist. Durch den Vergleich mit einer Kontrollgruppe aus zehn Gemeinden, bei denen vorerst alles beim Alten bleibt, sollen die Auswirkungen auf den Gesundheitsschutz, die öffentliche Ordnung und den Schwarzmarkt erforscht werden.

Zürcher Pilotstudie mit Apotheken, Cannabis Social Clubs und Suchthilfe

Auch die Pilotversuche in der Schweiz dienen dazu, mehr über die Vor- und Nachteile eines kontrollierten Zugangs zu Genusscannabis zu erfahren. Sechs Pilotversuche sind landesweit zugelassen, zwei haben bereits gestartet, einer davon ist das Projekt „Züri Can – Cannabis mit Verantwortung“ in der Stadt Zürich. Vorgestellt wurde die Zürcher Pilotstudie beim Frankfurter Cannabis-Gespräch von der Projektleitung Barbara Burri.

Bis zu 2.100 Personen nehmen an der Studie teil. Sie haben für den Zeitraum von dreieinhalb Jahren die Möglichkeit, Cannabis in Apotheken, in Cannabis Social Clubs oder in einer städtischen Einrichtung der Suchthilfe zu erwerben. Von der Durchführung des Pilotversuchs erhofft sich Burri unter anderem Hinweise auf den Einfluss des regulierten Verkaufs auf die öffentliche Gesundheit und die der einzelnen Konsumierenden. Erkenntnisse sollen zudem dazu gewonnen werden, welche Modelle des regulierten Verkaufs in der Schweiz umsetzbar sind und welche Rahmen- und Kontrollbedingungen seitens der Gemeinden zu schaffen sind.

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an das Drogenreferat, Telefon 069-212-30124, E-Mail: drogenreferat@stadt-frankfurt.de

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