Frankfurter Cannabis-Befragung 2023
Wie stehen die Frankfurterinnen und Frankfurter zu Cannabis? Die Stadt Frankfurt am Main wollte es wissen: Zehntausend zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger der Mainmetropole hat das Drogenreferat im Januar 2023 für eine Befragung zum Thema Cannabis anschreiben lassen. Rund 2.600 Fragebögen wurden zurückgesendet. Der wissenschaftliche Abschlussbericht und der Kurzbericht stehen unten zum Download bereit. Es folgen einige zentrale Ergebnisse der Befragung:
Die Frankfurterinnen und Frankfurter sprechen sich mehrheitlich für eine Legalisierung von Cannabis aus: Fast zwei Drittel der Befragten befürworten uneingeschränkt oder eher die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken an über 18-Jährige.
Hohes Vertrauen in Angebote der Suchthilfe, aber zu geringe Bekanntheit
Das Suchthilfeangebot, allen voran die Drogen- und Suchtberatungsstellen, stoßen bei Frankfurts Bürgerinnen und Bürgern auf hohe Akzeptanz. Mehr als neun von zehn Befragten würden bei
problematischem Cannabiskonsum sicher oder wahrscheinlich Drogen- und Suchtberatungsstellen für sich in Anspruch nehmen oder einer anderen Person empfehlen. Der Bekanntheitsgrad der Angebote sollte aber noch gesteigert werden: Weniger als die Hälfte der Befragten wissen sicher oder wahrscheinlich, wo sie für sich oder andere Hilfe bei einem problematischen Cannabiskonsum in Frankfurt bekommen könnten. Das gilt in besonderem Maße für Personen mit geringer formaler Bildung.
Die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger wünschen sich für den Fall einer Legalisierung eine hohe Beachtung von Jugendschutz und Prävention. Mehr als 90% stimmen der Aussage absolut oder eher zu, Cannabis sollte bei einer Legalisierung nur an Volljährige abgegeben werden. Ähnlich große Mehrheiten sprechen sich für umfassende Präventionsmaßnahmen aus, zum Beispiel für schulische Informationsangebote ab der 7. Klassenstufe und für Fortbildungen für Ärztinnen und Ärzte.
Großes Interesse an Beratung in Cannabis-Verkaufsstellen
Zahlreiche Ziele einer Legalisierung, wie die Zurückdrängung des Drogen-Schwarzmarkts und eine Reduzierung von Gesundheitsschäden durch verunreinigtes Cannabis, können nur erreicht werden, wenn bisherige Konsumentinnen und Konsumenten für einen legalen Markt gewonnen werden können. Viele Details der bisherigen Überlegungen, insbesondere Eigenanbau, Anbauvereine und spezialisierte Cannabis-Verkaufsstellen, stoßen auf eine hohe Akzeptanz bei Befragten mit Cannabiskonsum in den letzten 30 Tagen. Zu einer THC-Obergrenze äußert sich hingegen eine Mehrheit dieser Personen (eher) ablehnend.
Im Falle einer Legalisierung würden fast zwei Drittel der Befragten eine Beratung in Cannabis-Verkaufsstellen als Informationsmöglichkeit in Anspruch nehmen. Bei den besonders betroffenen Gruppen wie jungen Erwachsenen, bereits Konsumierenden und Personen, die sich nach einer Legalisierung einen (Wieder-)Einstieg in den Konsum vorstellen können, liegt der Anteil sogar noch höher. Dies unterstreicht die hohen Anforderungen, die an Abgabestellen hinsichtlich Vernetzung mit dem Suchthilfesystem und Qualifizierung ihres Personals zu richten sind.