Herger, Therese, Henriette und Alfred

Herger, Therese, Henriette und Alfred

Stolperstein-Biographien in Nied

Herger, Therese, Henriette und Alfred

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Herger, Therese © Projekt "Juden in Höchst", Foto: keine Angaben

 

Therese Herger wurde in London geboren und stammte aus einer polnisch-jüdischen Familie. Sie heiratete 1915 in Höchst den nichtjüdischen Arbeiter Johann Herger aus Sendelbach in Bayern und hatte zwei Kinder: Alfred wurde in Berlin und Henriette in Höchst geboren. Wie die Mutter hatten sie die israelitische Religionszugehörigkeit. Von der Franz-Simon-Straße 6a zog die Familie 1933 in die Spielmannstraße 6.

 

Henriette zog im Mai 1939 nach Berlin. Dort musste sie von 1941—1943 in einem Arbeitslager von Siemens in Berlin Zwangsarbeit verrichten. Sie habe eine Chance gehabt, vor Kriegsbeginn nach England zu gehen, aber sie wollte ihre Eltern nicht verlassen. Laut Melderegister kommt sie 1943, kurz vor der Verhaftung ihrer Mutter, aus Berlin zurück. Ihr Bruder Alfred war bereits 1942 von Berlin nach Riga deportiert worden und dort umgekommen.

 

Therese Herger wurde im März 1943 zur Gestapo bestellt, verhaftet und ins Polizeigefängnis eingeliefert. Hier wurde sie krank und kam am 21. April vorübergehend in die Krankenstube der Jüdischen Gemeinde im Hermesweg. Im August wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert und erhielt die Häftlingsnummer 21931. Wie und wann sie dort ums Leben kam, ist ungeklärt. Laut Auskunft der Gedenkstätte gibt es einen Eintrag „Überstellung nach Jugendlager Uckermark". Dort wurden kranke und nicht mehr arbeitsfähigen Frauen aus Ravensbrück umgebracht. Ob Therese Herger entkräftet durch die Haft dort starb oder ob sie durch Injektionen bzw. in der Gaskammer von Ravensbrück ermordet wurde, ist nicht geklärt, heißt es in der Auskunft der Gedenkstätte. Laut Entschädigungsakte wurde sie im Februar 1945 in das sogenannte „Männerlager" verlegt, wo sie ums Leben kam.

 

Im Dezember 1943 zogen Johann Herger und seine Tochter Henriette auf Gestapobefehl in die Froschhäuserstraße 6 in Griesheim. Hier lebten auf engem Raum nur Familien, die als in „Mischehe" lebend galten. Henriette wurde am 14.2,1945 verhaftet und am 18.2.1945 von Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Dort erlebte sie die Befreiung und kehrte im Juni 1945 zurück. Sie heiratete den aus Fulda stammenden Hermann Wiesenberg, der sechs Jahre lang in Buchenwald inhaftiert war. Mit seinem Bruder gehörte er zu einer Kolonne jüdischer Maurer, die 1942 in Buchenwald blieb, als alle übrigen Juden des Lagers nach Auschwitz gebracht wurden. So konnten sie überleben. Henriette und Hermann Wiesenberg wanderten bald darauf in die USA aus. Hier wurde die Tochter Betty geboren. Auch Johann Herger zog 1953 zu seiner Tochter. Er starb dort 1967, Henriette Wiesenberg starb 2008.

 

Alfred Herger konnte sich zuerst in Berlin verstecken, wurde dann möglicherweise denunziert und dann nach Riga deportiert und dort ermordet.

 

Auf dem Nieder Mahnmal von 1947 steht der Name von Therese Herger; 1994 wurde in Nied eine Anlage nach ihr benannt.

 

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Henriette Wiesenberg, geb. Herger, und Hermann Wiesenberg © Projekt "Juden in Höchst", Foto: keine Angaben

Alfred Herger

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

13.04.1913

13.01.1942 von Berlin nach Riga

unbekannt

Henriette Herger

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

21.04.1923

18.02.1945 nach Theresienstadt

Befreit

Therese Herger, geb. Studinski

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

17.12.1890

August 1943 nach Ravensbrück

unbekannt


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Stolperstein Spielmannstraße 6 Therese Herger © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Spielmannstraße 6 Henriette Herger © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Spielmannstraße 6 Alfred Herger © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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