Heps, Heinrich
Heinrich Heps stammte aus einer einfachen
Arbeiterfamilie. Er besuchte die Volksschule und machte anschließend eine Schlosserlehre. Im November
1934 zog Heps von Sossenheim nach Nied in den Grünen Winkel 36.
Aus der Kirche war er wohl ausgetreten. In den
Melderegistern steht zuerst „diss“ (für Dissident) dann „ungläubig“ und in der
Schmidtbornstraße „gottgläubig“.
Über den privaten Menschen Heinrich Hep ist wenig
bekannt. Bis 1930 hat er als Schlosser gearbeitet und wurde dann arbeitslos.
1932 trat er der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) bei. Diese Partei
wurde, wie alle Oppositionsparteien, nachdem die Nationalsozialisten 1933 an
die Macht kamen, verboten. Die politische Arbeit wurde illegal und die
Aktivitäten von der geheimen Staatspolizei (Gestapo) überwacht.
Von Dezember
1933 bis April 1934 wurde Heinrich Heps zwangsweise in das städtische
Arbeitslager Mühlbergschule geschickt. Erst 1935 fand er eine neue Anstellung
bei der Firma Gamy und heiratete im April 1935 in Höchst die drei Jahre jüngere Lina Betzel. Die
finanziellen Verhältnisse müssen so schlecht gewesen sein, dass sie keine
gemeinsame Wohnung mieten konnten. Seine Ehefrau Lina wohnte weiterhin in
Höchst bei ihren Eltern. Das Glück der beiden währte aber nicht lange, denn
knapp zwei Monate später, im Juni 1935, wurde Heinrich Heps wegen seiner politischen Tätigkeit verhaftet und zu
fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Kassel verbüßen musste. Er muss ein
mutiger Mann gewesen sein, der auch unter den sicher sehr schwierigen
Bedingungen der Befragung in der Haft, keine Namen von Genossen verriet.
Es waren also schwierige Verhältnisse, in denen die
jungen Eheleute ihren Weg suchten und viele hätten sich vielleicht den
Nationalsozialisten angeschlossen, um bessere Bedingungen zu haben. Heinrich
und Lina Heps taten das nicht; im Gegenteil. Heinrich Heps hatte sich zum
Widerstand gegen das NS-Regime entschlossen.
Aus den Gerichtsakten geht hervor, dass er zeitweise
keine Arbeitslosenunterstützung bekam und
bei einer Erwerbslosenversammlung 1932 der KPD beigetreten war. In einem
internen Bericht für das Rhein-Main-Gebiet vom April 1935 heißt es: „Im
Berichtsmonat wurde wiederum die Tatsache bestätigt, daß die illegale K.P.D.
über einen riesigen Stab taktisch sowie organisatorisch hervorragend geschulter
Funktionäre verfügt, die in den einzelnen Bezirken teilweise mit gutem Erfolg die illegale KPD
trotz schärfster Beobachtung in unermüdlicher Arbeit neu aufziehen konnten.“
Die Gruppe, der Heinrich Heps angehörte, war also
nicht unbedeutend und aus dem Gestapo-Bericht kann man fast Bewunderung
herauslesen.
Heinrich Heps wurde im Juni 1935 im
Rahmen einer großen Aktion der GeStapo im Rhein-Main-Gebiet verhaftet und kam
über das Gerichtsgefängnis in Frankfurt nach Kassel. Mit 16 anderen Männern aus
Höchst und Umgebung wurde er im Juli 1935 wegen „Hochverrats“ angeklagt. Alle
Daten und Aussagen zu seiner Verhaftung am 20. Juni 1935 stammen aus der
Anklageschrift bzw. der Urteilsbegründung. Alle Beschuldigten sollen für die
KPD und deren Nebenorganisationen tätig gewesen sein. Sie wurden angeklagt,
„in Frankfurt a. M und Umgegend in den
Jahren 1933 bis 1935 fortgesetzt
handelnd das hochverräterische Unternehmen, die Verfassung des Reiches mit
Gewalt zu ändern, vorbereitet zu haben, und zwar indem die Tat darauf gerichtet
war, einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen und aufrecht zu erhalten
und die Massen durch Verbreitung von Schriften zu beeinflussen.“ Zu Heinrich
Heps heißt es in der Anklage: „Der angeschuldigte
Heps wurde 1934 von Hörz …für die illegale Arbeit gewonnen. Er wurde, wie er
zugibt, zunächst in den technischen Organisationsapparat eingegliedert, den er
durch Werbung von Mitgliedern auf- und ausbauen sollte. Im Juni oder Juli 1934
wurde er als Unterbezirksleiter in Höchst eingesetzt. In dieser Stellung hatte
er regelmäßige Treffs mit Botta und Hörz. Er hatte außerdem die Verbindung nach Frankfurt a.M.
aufrechtzuerhalten und traf sich dort regelmäßig mit dem Bezirksleiter
Kaßner….Ihm erstattete er dabei alle 3-4 Wochen Bericht über den Stand der
Kassierung und den Fortgang der Arbeit und erhält von ihm weitere
Instruktionen, die er dann an Botta und Hörz weiterleitete, die ihm
ihrerseits die an Kaßner zu erstattenden
Berichte mit gaben….Andere Personen, die noch mit ihm in Verbindung standen,
will er nicht nennen.“
Die 5-jährige
Zuchthausstrafe musste er in Kassel verbüßen; Besuche seiner Familie waren wohl
sehr schwierig. Nach seiner Entlassung 1940 arbeitete Henrich Heps bis 1943 bei der Firma Ickstadt in Nied und
wohnte jetzt mit seiner Frau bei deren Eltern in Höchst.
Im Oktober 1942 zieht die ganze Familie gemeinsam
nach Nied in die Schmidtbornstraße 1.
Das Paar hatte immer noch keine Wohnung für sich
allein, aber sie waren zusammen. Das Glück währte jedoch nicht lange: am 3.
Dezember 1942 wird Heinrich Heps zur Wehrmacht eingezogen und zwar in die
Strafdivision 999, die die Nazis „Bewährungseinheit“ nannten. Es ist bekannt,
dass diese Soldaten in besonders gefährliche Einsätze geschickt wurden
(„Himmelfahrtskommado“).
Eigentlich galt Heinrich Heps aufgrund seiner
Zuchthausstrafe als „wehrunwürdig“. Da sich die militärische Lage jedoch
verschlechtert hatte, wurde im Oktober 1942 die Wehrunwürdigkeit für die Dauer
des Krieges aufgehoben Heinrich Heps fiel am 26.3.1944 in Nikolajew in der damaligen
Sowjetunion (heute Mykolajiw/Ukraine). Er starb für einen Staat, den er
bekämpft und durch den er gelitten hatte.
Seine Frau Lina, die als Hilfsarbeiterin bei der
Ada-Ada Schuhfabrik in Höchst beschäftigt war, hatte nach dem Krieg große
finanzielle Probleme. Über ihren Entschädigungsantrag, den sie 1950 gestellt
hatte, wurde erst 1958 entschieden.
Auf dem Stein vor dem Friedhof in Nied, der an
Nieder Juden und Widerstandskämpfer erinnert, wurde im letzten Jahr der Name von Heinrich Heps nachträglich eingefügt.
Der Stolperstein wurde initiiert von Mona Wikhäll und
Regine Wolfart.
Heinrich Heps | |
Geburtsdatum: Todesdatum: |
11.12.1908 26.3.1944 |
1933/1934
Arbeitslager Mühlbergschule 1935-1940 Zuchthaus Kassel wegen „Hochverrat“ 3.12.1942 Strafdivision 999 |
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