Schmidt, Karoline Johanna
Karoline Johanna Schmidt wurde in Frankfurt geboren. Sie hatte einen Sohn, F. U. Schmidt, der später in Kanada lebte. Karoline Johanna Schmidt war seit 1925 als Patientin in der Landesheilanstalt Eichberg im Rheingau untergebracht. Die Anstalt Eichberg war während der nationalsozialistischen Behinderten- und Krankenmorde im Rahmen der „Aktion T4“ und in deren Folge eine sogannte „Zwischenanstalt“, von wo aus Kranke in die eigentlichen Tötungsanstalten verbracht wurden. Im Falle des Eichbergs war die vor allem die Anstalt Hadadmar, wo die Patienten unmittelbar nach ihrem Eintreffen in der Gaskammer ermordet wurden.
Die Kunstmalerin Clara Schröder, ebenfalls Patientin der Anstalt Eichberg, erinnerte sich an einen solchen Transport: "Der Transport erfolgte mit 2 oder 3 großen rotgestrichenen Omnibussen, die voll besetzt waren. Die Fenster waren verhängt, sodass wir nichts sehen konnten. In Hadamar wurden wir hinter dem Frauenflügel ausgeladen und durch einen gedeckten Gang in das Innere des Gebäudes überführt. Im Frauenflügel kamen wir in einen Wachsaal, in dem nur noch eine Reihe Betten stand, während im übrigen Bänke aufgestellt waren. In einer Ecke lagen alte Militärmäntel. Wir mussten uns auskleiden und wurden über den Flur in ein großes Zimmer geführt, den früheren Speisesaal, wo zwei oder drei junge Ärzte saßen. … Aus diesem Raum kam ich unmittelbar in das anstoßende Arztzimmer, wo ein einzelner Arzt im weißen Kittel saß. … Die anderen mit uns nach Hadamar verlegten Kranken mussten, wie ich mich noch erinnere, die im Wachsaal liegenden Militärmäntel überziehen und wurden in das Bad geführt. Wo sich dieses Bad befand, weiß ich nicht. Es wurde ihnen ausdrücklich erklärt, sie müssten jetzt baden und kämen dann ins Bett."
Karoline Johanna Schmidt wurde in einem solchen Transport am 26. Februar 1942 nach Hadamar gebracht und am selben Tag in der Gaskammer ermordet.
Ihr Sohn, F. U. Schmidt, wendete sich Ende der 50er
Jahre aus Toronto in Kanada brieflich an die Heilanstalt Eichberg- Es gibt
einen interessanten Briefwechsel zwischen ihm und Dr. Wilhelm Hinsen. Dr.
Hinsen (1894-1980) war ab 1932 ärztlicher Direktor der Einrichtung, von 1936 bis 1937
Beauftragter der Abteilung „Erb- und Rassenpflege“ an der Anstalt Eichberg und als ärztlicher Beisitzer am Erbgesundheitsobergericht auch direkt
in Zwangssterilisationen eingebunden. 1938, noch vor Beginn der
Tötungsaktionen, quittierte er seinen Posten als Direktor. Nach dem Krieg
übernahm er erneut die Leitung der Anstalt von 1945 bis 1954.
Der Stolperstein wurde von Sylvia Momsen initiiert und finanziert.
Karoline Johanna Schmidt, geb. Müller | |
Geburtsdatum: |
21.4.1886 |
Eingewiesen: |
6.2.1925-26.2.1942 Eichberg, 26.2.1942 Hadamar |
Todesdatum: |
26.2.1942, "AktionT4" |