Maier, Hans

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Stolperstein-Biographien in Ginnheim

Maier, Hans

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Hans Maier © Jüdisches Museum Frankfurt a.M.

 

Hans Maier wurde in Frankfurt am Main als älterer Sohn des Direktors der Deutschen Bank, Hermann Maier, und dessen Ehefrau Cäcilia geboren. Er war Schüler des Lessing-Gymnasiums und machte 1907 dort das Abitur. In Freiburg, Berlin, München und Marburg studierte er Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Im Frühjahr 1914 promovierte er in Marburg mit der Dissertation über „Die geistesgeschichtlichen Grundlagen der konstitutionellen Theorie“.

 

Bereits als Student hatte er sich der liberalen Studentenverbindung „Deutsch-Akademischer Freibund“ und der „Süddeutschen Volkspartei“ angeschlossen und in der Arbeiterbildung engagiert. 1909, nach dem Sturz des Reichskanzlers von Bülow, hielt er erste öffentliche Wahlreden für die Freisinnige Volkspartei. Während seines Referendariats lernte er über die Wander-Jugendbewegung Anna Maria Graetz kennen. Sie heirateten kurz nach Kriegsbeginn im August 1914. Anna, sein „Annchen“, war Kindergärtnerin und Sozialarbeiterin, ausgebildet bei Ella Schwarz in Frankfurt und Alice Salomon in Berlin. Ihre Kinder Hanna, Heinrich und Margarethe wurden 1915, 1918 und 1921 geboren.

 

Im Ersten Weltkrieg wegen eines Nierenleidens als kriegsuntauglich erklärt, trat Hans Maier 1915 zunächst unbesoldet beim Armenamt der Stadt Frankfurt eine Stelle an. Unter Stadtrat Hermann Luppe befasste er sich mit der kommunalen Sozialpolitik, er galt im Magistrat als „der kleine Luppe“. 1916 begann seine Lehrtätigkeit am Frauenseminar für soziale Berufsarbeit. Zwei Jahre später erarbeitete er die Vorlage für die Errichtung des Frankfurter Wohlfahrtsamtes, das Ende 1918 in Funktion trat. Im Herbst 1919 wurde Hans Maier in den Hauptausschuss des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge gewählt und spielte hier in den 1920er Jahren eine wichtige Rolle.

 

Politisch hatte er sich zusammen mit seiner Frau schon während des Krieges von der Monarchie abgewandt und war Republikaner geworden. Zunächst der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) verbunden, wechselte er nach deren Rechtsruck 1922 zur SPD und schloss sich der Arbeiterwohlfahrt an; hier entwickelte er sich zu einem ihrer führenden theoretischen Köpfe, Autoren und Dozenten. Inzwischen Leiter des Frankfurter Wohlfahrtsamtes, führte ihn sein Berufsweg 1924 nach Sachsen, wo er im Sächsischen Wohlfahrtsministerium eine leitende Funktion übernahm. Und zugleich, immer noch den Ideen der Jugendbewegung verbunden, war er Vorsitzender des Deutschen Jugendherbergswerks Gau Sachsen.

 

Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus fand Maier sich Anfeindungen und sogar Prozessen ausgesetzt, wobei er das Ansinnen, „freiwillig“ von seinem Amt zurückzutreten, auf Empfehlung der SPD-Fraktion ablehnte, denn die ganze Aktion gegen ihn sei nur eine politische Intrige. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verließ er im März 1933 zermürbt Dresden in Richtung Frankfurt und erfuhr am nächsten Tag von seiner zwangsweisen Beurlaubung. Wäre er in Dresden geblieben, hätte ihm sofortige Verhaftung gedroht. Bei der brutalen Hausdurchsuchung seines Dresdner Heims durch SA-Männer war er glücklicherweise nicht mehr anwesend.

 

Von den Nazis seiner Pension beraubt, lebte er fast vier Jahre lang nahezu mittellos, bis er 1937 eine kleine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle am Reichsarchiv bekam. In diesen Jahren hielt er noch engen Kontakt zu Persönlichkeiten der AWO und der SPD wie der ehemaligen Geschäftsführerin des AWO-Hauptausschusses, Lotte Lemke, deren Mitbegründerin Hedwig Wachenheim, der Frankfurter Politikerin Toni Sender und anderen ehemaligen (sozial-) politischen Weggefährten.

 

Nach mehreren Gerichtsverfahren wurde ihm und seinem Dresdner Vorgesetzten letztendlich Rehabilitation zuteil. Als seine Frau im August 1937 überraschend an einer Embolie starb, war Hans Maiers Lebenswille gebrochen – ein Aufenthalt bei Freunden in der Schweiz, eine gemeinsame Reise ans Mittelmeer konnten ihn nicht mehr stärken. Kurz vor Weihnachten 1937 machte er seinem Leben mit einer Überdosis Tabletten ein Ende.

 

An seinem Grab sprach, argwöhnisch beobachtet und später deswegen verhört, sein ehemaliger Vorgesetzter und Mentor Hermann Luppe. In letzten Aufzeichnungen hatte Hans Maier notiert: „Gegen das von grausamen Gesetzen regierte Leben bleibt der Willensfreiheit des Menschen eine einzige Waffe: das Gegenteil vom Leben, die Zerstörung des Lebens selbst, der teure Tod.“ Hans Maier hat ein Ehrengrab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

 

Seine drei Kinder konnten aus Deutschland fliehen, zahlreiche Nachfahren von Hans Maier leben in den USA.

 

Anwesend waren bei der Verlegung Margaret A. West, Elizabeth Lopez (Enkelinnen), Orlando Lopez, Gwen Lopez-Cohen (Urenkelin) mit zwei Söhnen (alle USA)

 

Literatur: www.frankfurter-personenlexikon.deExternal Link

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Hanna und Dieter Eckhardt, Frankfurt

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Hans Maier © Jüdisches Museum Frankfurt a.M.

 

Hans Maier

Geburtsdatum:

Todesdatum:

23.4.1889

18.12.1937 (Suizid)

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Stolperstein Fuchshohl 27 Hans Maier © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

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