Lismann, Hermann

Lismann, Hermann

Stolperstein-Biographien im Gutleutviertel

Lismann, Hermann

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Lismann, Hermann © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Hermann Lismann wurde in München geboren. Seine Eltern waren der Kupferhütten- und Walzwerkbesitzer Benjamin Lismann und Julie, geb. Ganz. Nach dem Abitur 1897 in München studierte Hermann Lismann von 1898 bis 1903 an der Münchner Kunstakademie, anschließend ging er zum Studium der Kunstgeschichte und Philosophie nach Lausanne. In München hatte er Maria, geb. Merken, eine katholische Christin, geheiratet. Aus dieser Ehe stammen die beiden Kinder, Franziska, geb.1906, und Peter, geb. 1920. Die Jahre 1904 bis 1914 verbrachte er in Paris, nach einer kurzen künstlerischen Lehrzeit in Rom. Überwiegend war die Landschaftsmalerei sein Metier. Er gehörte zum Kreise der Maler Pascin Moll, Weissgerber und Rudolf Levi. Seine beste Entfaltung fand er in der Landschaftsmalerei.

 

Noch vor Ausbruch des Krieges kam Lismann nach Frankfurt am Main und war dann vier Jahre Soldat. 1918 eröffnete er eine eigene Malschule. Er war gleichzeitig Dozent an der Städt. Akademie für Malerei und schrieb Kunstkritiken für die Frankfurter Zeitung. Die Adressen in Frankfurt waren zuerst die Städelstraße 4 und ab 1932 Untermainkai 82.

 

Von 1930 bis 1935 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Frankfurt inne: für Technik der Malerei und Philosophie der Kunst und Ästhetik. Er war nicht nur ein erfolgreicher Maler und ein sorgfältig beobachtender Denker, sondern auch ein ausgezeichneter Violinspieler. Viele seiner Bilder befanden sich in Privatbesitz und in Museen. Das historische Museum in Frankfurt besitzt fünf seiner Werke. Da die Nationalsozialisten seine Bilder als „entartete Kunst“ aus den Museen entfernten, gelten etliche Werke als verschollen. 1934 musste Lismann wegen seiner jüdischen Herkunft die Lehrtätigkeit als Lektor für Technik der Malerei und seine Vorträge zur Philosophie der Kunst an der Frankfurter Universität aufgeben. Er half dann vielen jungen Juden bei der Berufsausbildung für die Emigration.

 

1938 flüchtete Lismann nach Frankreich, über Paris nach Tours, wurde dort nach Kriegsbeginn interniert, konnte aber nach Montauban (Departement Tarn et Garonne) in das unbesetzte Gebiet entkommen. 1942 wurde er in das Lager Gurs verschleppt und im März 1943 über Drancy in das Konzentrationslager Majdanek deportiert, wo er vermutlich noch im selben Jahr ermordet wurde.

 

Seine Ehefrau blieb 1938 in Frankfurt und hatte dann wohl keinen Kontakt mehr zu ihrem Mann. Die Tochter Franziska hielt sich einige Zeit bei ihrem Vater in Montauban auf, bevor sie über Ascona nach Palästina auswanderte. Sie heiratete dort Adolf Katzenstein, mit dem sie später in Frankfurt lebte. Sie starb 1962 und wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt, er starb 1974 und ist auf dem Jüdischen Friedhof in der Eckenheimer Landstraße beerdigt.

 

Die meisten Werke von Hermann Lismann sind durch Kriegseinwirkung zerstört oder verschwunden. Im Kupferstichkabinett des Städelschen Kunstinstituts finden sich noch einige Zeichnungen des Künstlers und südfranzösische Landschaftsbilder; ein Ölbild konnte gerettet werden. Im Frühjahr 1959 gab es im Frankfurter Kunstverein eine Gedächtnisausstellung „Hermann Lismann 1879-1943“. Im Katalog ist erwähnt, dass seine Frau Maria und seine Tochter Fränzi am Zustandekommen dieser Ausstellung mitgewirkt haben.

 

 

Hermann Lismann

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

04.05.1878

04.03.1942 von Drancy nach Majdanek

unbekannt

 

 

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Stolperstein Untermainkai 68-72 Hermann Lismann © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 


 

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