Lehr, Klara
Klara Loeb wurde in Hachenburg als Tochter von Max Loeb und Caroline Loeb, geb. Mosbacher, geboren. Sie heiratete den nichtjüdischer Arbeiter Ludwig Lehr (Jg. 1881). Sie waren nach nationalsozialistischer Definition in "Mischehe" verheiratet; 1917 und 1921 wurden die Töchter Emma und Margarete geboren und evangelisch getauft. Die Familie lebte um 1921 in der Graubengasse 7, dann in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Schönstraße 6. Verfolgungsbedingt mussten sie Ende der 30er Jahre zunächst in die Wallstraße 19, zuletzt in die Kleine Brückenstraße 5 umziehen.
Klara Lehr arbeitete seit Juni 1929 als Platzanweiserin beim Neuen Theater; im Juni 1938 verlor sie ihren Arbeitsplatz nach der Übernahme des Privattheaters durch die Stadt Frankfurt, da sie den „Ariernachweis", keine jüdischen Vorfahren zu haben, nicht erbringen konnte. Anschließend war sie bis 1940 in diversen kurzfristigen Arbeitsverhältnissen unter anderem bei den Firmen „Messmer", „Dweinig", „Henry Faber", „Dauba", „Telefonbau und Normalzeit" und „Härtung" sowie der Heeresstandortverwaltung tätig. Nach dem November-Pogrom 1938, bei dem die Möbel der Familie Lehr demoliert und aus dem Fenster geworfen wurden, wurde ihnen ihre Mietwohnung gekündigt. Gegen Klara Lehr wurde am 4.12.1939 ein Strafbefehl über 50 Reichsmark beziehungsweise zehn Tage Gefängnishaft erlassen, weil sie den diskriminierenden Zwangsnamen „Sara" weder bei der Ortspolizeibehörde noch beim Standesamt hatte eintragen lassen. Nach mehrmonatiger Krankheit war Klara Lehr seit Juli 1940 Rentnerin.
Im Juli 1943 wurde sie von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und am 30.7.1943 in das Polizeigefängnis Frankfurt eingeliefert (Gefangenennummer 5021). Von dort wurde sie nach Auschwitz verschleppt. Der Ehemann wurde ab Januar 1944 zur Zwangsarbeit bei Klausthal-Zellerfeld verpflichtet, da er eine Scheidung von seiner jüdischen Ehefrau abgelehnt hatte. Er wurde 1945 befreit und starb 1948 an den gesundheitlichen Folgen der Lagerhaft. Die ältere Tochter Margarete war vom 30.10.1944 bis 5.2.1945 im Frauengefängnis Frankfurt-Höchst inhaftiert. Die jüngere Tochter musste von November 1938 bis Oktober 1941 für eine Munitionsfabrik in Alten Grabow bei Magdeburg bis Oktober 1941 Zwangsarbeit leisten; wegen Schwangerschaft wurde sie entlassen. Wiederholt von Nachbarn denunziert, wurde sie von der Gestapo mehrfach langen Verhören unterzogen und mit Einweisung in ein Konzentrationslager bedroht. Ihr wurde das Tragen eines Sportabzeichens, der Besuch von Kinos und das Verlassen der Stadt verboten. Sie musste ihre Wohnung verlassen und zur Untermiete wohnen. Weil sie ihren Arbeitgeber gebeten hatte, sie stundenweise von der Arbeit freizustellen, um ihren kranken Mann zu pflegen (sie hat mittlerweile selbst Familie), wurde sie auf Veranlassung dieses Arbeitgebers erneut verhaftet.
Der Stolperstein wurde initiiert von der Evangelischen Dreikönigsgemeinde.
Klara Lehr, geb. Loeb | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum |
09.10.1892 31.01.1944 nach Auschwitz 27.05.1944 |