Kantorowicz, Margarete, Ernst und Levita, Marion Ellen
Ernst Kantorowicz aus Forst (Lausitz) ging in Hannover zur Schule und studierte Rechtswissenschaften in Lausanne (Schweiz), Heidelberg, Berlin und Göttingen, wo er 1917 promovierte. Von 1920 bis 1930 lebte er in Kiel, wo er unter anderem (seit 1928) Leiter des Jugendamtes und der Volkshochschule und Dozent für Jugendrecht an der Universität Kiel war. 1930 wurde er nach Frankfurt am Main berufen und wurde Professor für Staatsbürgerkunde und Sozialwissenschaften und Leiter der pädagogischen Sektion des „Freien Deutschen Hochstifts“. Hier kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen ihm und Vertretern der NS-Pädagogik (besonders mit Prof. Ernst Kriek).
1933 wurde er verfolgungsbedingt entlassen, der Lehrauftrag entzogen. Der aus einem völlig assimilierten Milieu stammende Ernst Kantorowicz, der bis dahin wenig judaistische Kenntnisse besaß, gliederte sich nach 33 in die jüdische Gemeinschaft ein. Er half Martin Buber beim Aufbau der „Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung“ im Rahmen der „Reichsvertretung der Deutschen Juden“, und wurde als Nachfolger Martin Bubers, der 1938 nach Palästina emigrierte, Leiter der „Mittelstelle“. Neben seinen hiesigen Vorträgen, hielt er auch Gastvorlesungen über Gesellschaftskunde im Breslauer Rabbinerseminar.
Ernst Kantorowicz wurde nach dem Novemberpogrom am 11. November 1938 im Rahmen der „Sammelaktion“ verhaftet, bei der gezielt Männer verhaftet wurden, die entweder Ämter in der jüdischen Gemeinde oder anderen jüdischen Organisationen innehatten oder aber als vermögend galten. Gemeinsam mit 2.621 Frankfurter Juden wurde er in das KZ Buchenwald gebracht (Häftlingsnummer 24678). Ende Dezember 38 wurde er aus der Haft entlassen, da seine Frau nachweislich die Auswanderung in die Niederlande vorbereitete.
Nach seiner Haftentlassung wurde seine Pension gestrichen, sein Haus in der Fuchshohl 67 musste im Januar 1939 für 19.000 RM verkauft werden. Die Familie emigrierte nach Amsterdam. Nach Auschwitz soll er verschleppt worden sein, weil er sich in Theresienstadt weigerte, diejenigen auszuwählen, die von dort in die Vernichtungslager deportiert werden sollten.
Margarete (Margaretha) Kantorowicz wurde in Amsterdam geboren und lebte seit 1930 mit ihren beiden Kindern aus erster Ehe, ihrer Tochter Marion Ellen Levita und ihrem Sohn F. Levita, der den Holocaust überlebte, in Frankfurt. In Amsterdam wurde die Familie drei Jahre nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht verhaftet. Nur der Sohn überlebte die Lager.
Margarete Kantorowicz, geb. Prins | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
13.09.1903 20.06.1943 nach Westerbork und Bergen-Belsen 10.04.1945 |
Ernst Kantorowicz | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
16.09.1892 20.06.1943 nach Westerbork, Bergen-Belsen, Januar 1944 nach Theresienstadt und Oktober 1944 nach Auschwitz 18.10.1944 |
Marion Ellen Levita | |
Geburtsdatum: Deportation: Todesdatum: |
19.04.1928 20.06.1943 nach Westerbork und nach Bergen-Belsen 10.04.1945 |
Quelle
Paul Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution, Band 3 - Biographisches Lexikon, Darmstadt 1983