Mobilitaet in Staedten - SrV 2023
Einordnung der aktuellen Frankfurter SrV-Ergebnisse von 2023
Mobilität in Städten – SrV-Ergebnisse in Frankfurt am Main 2023
Fußverkehr in Frankfurt am Main auf Rekordhoch – stadtweit und im bundesweiten Vergleich
Das aktuelle Ergebnis einer empirischen Verkehrsuntersuchung zum Mobilitätsverhalten der Frankfurter Bevölkerung zeigt: Der Anteil aller Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden, ist in den letzten fünf Jahren deutlich gestiegen – um 11 Prozentpunkte auf nun 37 %. Damit ist der Fußverkehr erstmals die stärkste Verkehrsart bei allen Wegen der Frankfurter:innen.
Auch im Binnenverkehr innerhalb des Stadtgebietes, der 88% aller Wege ausmacht, legte der Fußverkehr in selber Höhe auf nunmehr 41% zu. Der deutliche Anstieg des gesamten Fußverkehrsanteils in Frankfurt auf 37 % lässt sich unter anderem auf die Corona-Pandemie und deren Folgen zurückführen:
Während der Pandemie wurde die unmittelbare Umgebung intensiver wahrgenommen, Wege im Quartier gewannen an Bedeutung. Gleichzeitig stieg das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung, und neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice verringerten die Notwendigkeit längerer Arbeitswege. Frankfurt profitiert dabei von seiner kompakten Stadtstruktur, die das Zufußgehen attraktiv und effizient macht.
„Frankfurt ist eine kompakte, grüne Stadt – und das macht sich zunehmend im Mobilitätsverhalten bemerkbar. Der Fußverkehr boomt. Grund für diese Entwicklung dürfte die Veränderung der Arbeitswelt Richtung Homeoffice sein sowie die Tatsache, dass das Thema Gesundheit eine wichtige Rolle im Leben vieler Menschen einnimmt.“, erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert: „Die Menschen nutzen verstärkt das, was naheliegt – das ist gut für die Lebensqualität, die Umwelt und die Stadtstruktur. Die Zunahme des Fußverkehrs bestätigt unsere verkehrspolitische Ausrichtung. Der Fußverkehr, eine Teilstrategie unseres Masterplan Mobilität, hat aktuell Priorität für das Mobilitätsdezernat.“
Neben dem starken Anstieg beim Fußverkehr bleibt der sog. Umweltverbund aus Fuß-, Rad- und öffentlichem Nahverkehr mit 82 % Anteil im Binnenverkehr und 77 % im Gesamtverkehr dominant.
Rückgang des Autoverkehrs: Kapazitäten freigemacht
Ein bemerkenswerter Trend ist auch beim Autoverkehr zu beobachten: Die Zahl der werktäglichen Pkw-Wege der Frankfurter:innen liegt bei rund 625.000 – dem niedrigsten Wert seit 1998. Die Verkehrsleistung des motorisierten Individualverkehrs ist um 10 % gesunken, sein Anteil beträgt jetzt 47 %.„Die von den Frankfurter:innen freigemachten Kapazitäten im Straßennetz eröffnen neue Perspektiven für den Wirtschaftsverkehr, den öffentlichen Nahverkehr sowie für den Ausbau von Rad- und Fußwegen“, so Petra Lau, Leiterin des Straßenverkehrsamtes: „Die gesunkene automobile Grundlast schafft Platz im nicht vermehrbaren Verkehrsraum für Pendler:innen, bedeutet aber auch die Verkehrssicherheit weiterhin gut im Blick zu behalten.“
Größter Teil der Frankfurter:innen zufrieden mit Fußverkehr – mehr als die Hälfte zufrieden mit ÖPNV
Die erstmals durchgeführte qualitative Befragung bestätigt den Bedeutungsgewinn des Fußverkehrs: 88 % der Befragten gehen gern zu Fuß, 71% bewerten die Bedingungen dafür als „gut“ oder „sehr gut“.
Demgegenüber bewerten 32% die Verkehrssituation für den Autoverkehr positiv, nur 15% stufen sie als „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ein. Die Bewertungen des Radverkehrs unterscheiden sich nicht maßgeblich von denen des Autoverkehrs: 38% der Befragten beurteilen die Situation „gut“ oder „sehr gut“ und nur 13,8% „mangelhaft“. Den öffentlichen Nahverkehr in Frankfurt bewerten 53 % der Befragten als „sehr gut“ oder „gut“ und nur 8,2 % als „mangelhaft“ oder „ungenügend“.
„Wir wollen eine Stadt, in der Menschen selbst entscheiden können, wie sie sich bewegen. Der öffentliche Raum muss fair verteilt und an zukünftige Bedürfnisse angepasst werden – mit dem Fokus auf nachhaltige, sichere, gesunde und dabei effiziente Mobilität“, betont Siefert: „Das beginnt bei einer ganzheitlichen Fußverkehrsstrategie, führt über den Ausbau unseres ÖPNV-Netzes und reicht bis zu Maßnahmen für den Autoverkehr: etwa Straßensanierungen, ein Park and Ride-Konzept, der Ausbau unserer E-Ladeinfrastruktur und des Carsharing-Angebots.“
Leicht steigende Wegeanzahl – aber weniger Kilometer
Die durchschnittliche Zahl der Wege pro
Person ist mit 3,5 Wegen pro Tag gegenüber 2018 (3,4) kaum gestiegen. Die
Verkehrsleistung im Gesamtverkehr (Personenkilometer) ist jedoch deutlich
rückläufig – von 20,4 auf 18 Kilometer pro Person und Tag. Diese Entwicklung
ist im Wesentlichen auf veränderte Arbeitszeitmodelle und die Zunahme von
Homeoffice zurückzuführen und betrifft fast ausschließlich den Autoverkehr.
Während der Radverkehrsanteil bei der
Verkehrsmittelwahl auf gutem Niveau stabil bleibt – 21% im Binnen- und 20% im
Gesamtverkehr –, sind die Wege der Frankfurter:innen mit dem Fahrrad länger
geworden: Der Anteil an der Verkehrsleistung stieg um 4 Prozentpunkte auf 15% –
rund die Hälfte der Verkehrsleistung des ÖPNV (31%). Insbesondere bei Wegen
über fünf bis zehn Kilometern Länge wird mit einem Anstieg von 8% signifikant
mehr mit dem Fahrrad gefahren. Auf den Fußverkehr entfallen 7%, der Autoverkehr
dominiert bei Wegen über 10km bei einem Anteil an der Verkehrsleistung von 47%.