Fernbleiben von der Schule
Wenn Kinder nicht in die Schule gehen
Schulabsentismus,
was ist das eigentlich? Es werden unterschiedliche Begriffe verwendet: Schulschwänzen,
Schulverweigerung, Schulphobie oder schulaversives Verhalten.
Man könnte
den Oberbegriff Schulabsentismus in einem Satz zusammenfassen: Es ist ein
Verhaltensmuster „bei denen Schüler sich
während der Unterrichtszeit weder im Klassenraum, noch in der Schule aufhalten
und zeitgleich alternative Räume bevorzugen“.
Bis zu 60% der Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen in
Deutschland geben an, im Laufe ihrer bisherigen Schulkarriere schon einmal
einige Stunden oder einen ganzen Tag lang der Schule absichtlich ferngeblieben
zu sein.
Die meisten Autoren gehen von 5% bis 10% regelmäßig und in „erheblichem Ausmaß“ in der Schule
abwesender Kinder und Jugendlicher in Deutschland aus. Schulabsentismus ist dabei
bei Jugendlichen deutlich häufiger als bei Kindern. In den einzelnen Studien
sind Jungen in einem Verhältnis von 2:1 häufiger betroffen als Mädchen.
Dabei kann Schulabsentismus nicht nur auf psychologische Faktoren reduziert werden, sondern ist stets auch in komplexe gesellschaftliche Bedingungen eingebettet. Angesichts aktueller Befunde kann man annehmen, dass beispielsweise Erziehungsstil, sozioökonomischer Status, Wohngegend, die Haltung zur Schule und das Schulsystem selbst einen Einfluss haben. Zunehmender gesellschaftlicher Leistungsdruck sowie die Veränderung familiärer Strukturen scheinen ebenso einen Einfluss auf die größer werdende Zahl von Schulverweigerern zu haben.
Aus welchen Gründen bleiben die Kinder der Schule fern?
Schulschwänzen ist die häufigste Form des Fernbleibens von der Schule. Das Schulschwänzen beginnt typischerweise erstmals im Alter von circa elf Jahren und nimmt zwischen dem 13. und 17. Lebensjahr zu. Je häufiger und länger die Kinder/Jugendlichen nicht in die Schule gehen, desto schwieriger wird die Wiedereingliederung. Die Kinder/Jugendlichen selbst machen sich indes anfangs darüber meist keine Gedanken, welche Folgen das Schwänzen nach sich ziehen kann.
Ein Teil der Kinder haben ausgeprägte Schulangst. Sie befürchten unangenehme Situationen, z.B. nach einem vorangegangenen Misserfolg erneut in der Schule zu versagen. Eine wichtige Ursache kann ferner die Furcht vor Demütigungen durch Schüler oder Lehrer sowie vor körperlichen Übergriffen sein.
Eine weitere Form der Schulverweigerung ist die Schulphobie. Hier bestehen oft unbewusste Ängste vor dem Verlassen-Werden und Sorgen um die Hauptbezugspersonen. Bei jüngeren Kindern häuft sich auch der Schulabsentismus, gedeckt durch Arzt-Atteste oder Krankschreibungen.
Während im Kindesalter der angstbedingte Schulabsentismus dominiert, erweitert sich ab dem beginnenden Jugendalter das Spektrum der Störungen deutlich. Ältere Schüler bleiben der Schule auf Grund von Problemen fern, die nicht direkt mit dieser zu tun haben. Das können aktuelle Ereignisse, Verluste oder Enttäuschungserlebnisse sein. Die Beteiligten selbst erkennen diese Zusammenhänge häufig nicht, weil der Blick einseitig auf die Schule gerichtet ist.
Was kann man tun?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Problem des Schulabsentismus anzugehen. Trotz vieler Präventions- und Therapiemöglichkeiten ist es nach wie vor notwendig, Hilfen zu vernetzen sowie Schulabsentismus frühzeitig zu erkennen und an den Ursachen zu arbeiten.
Wichtig: Jede Maßnahme sollte mit der Überlegung verbunden sein, was der Grund ist, warum Schüler oder Schülerinnen dem Unterricht fernzubleiben. Deshalb sollten Eltern und Lehrer zuerst das Gespräch miteinander und mit dem Schüler oder der Schülerin suchen und gemeinsam verbindliche Vereinbarungen treffen. Die Schule sollte in abgestuften Schritten Entschuldigungen oder ärztliche Atteste verlangen, schriftlich auf den Verstoß gegen die Schulpflicht hinweisen und Maßnahmen nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz einleiten.
Für Eltern besteht die Möglichkeit, sich vom Schulpsychologischen Dienst oder bei einer Erziehungs-Beratungsstelle fachkundigen Rat einzuholen oder sich an niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zu wenden.
Information – Beratung – Behandlung zum Thema „Fernbleiben von der Schule"
- Staatliches Schulamt Stadt Frankfurt am Main
Schulpsychologischer Dienst
Stuttgarter Straße 18-24
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069/ 38 989 00
- Erziehungsberatungsstellen
- Niedergelassene Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie
psychologische Psychotherapeuten
- Klinikum der Johann Wolfgang Goethe- Universität
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters - Ambulanz -
Deutschordenstraße 50
60528 Frankfurt am Main
Tel.: 069/ 6301 - 59 20