Lebenslagenkarten und Stadtteilprofile
Um die vielfältigen Dimensionen von
Armut und die sozialräumlichen Unterschiede in Frankfurt am Main sichtbar zu
machen, wurden gemeinsam mit dem Stadtplanungsbüro urbanista sogenannte
Lebenslagenkarten erstellt.
Das dabei angewendete
Lebenslagenkonzept steht in Verbindung mit Pierre Bourdieu (Bourdieu 1983), der
ebenfalls soziale Ungleichheit nicht nur über Einkommen oder Berufsstatus
erklärt, sondern durch eine Vielzahl von Faktoren, die das Leben und die
Chancen von Menschen beeinflussen.
Bourdieus Theorien zu Kapitalarten
(ökonomisches, kulturelles, soziales Kapital) und Habitus zeigen, dass soziale
Ungleichheit strukturell bedingt ist und sich über Generationen hinweg
reproduziert. Der Lebenslageansatz erweitert diese Perspektive, indem er
individuelle und gesellschaftliche Ressourcen von verschiedenen Lebensbereichen
betrachtet. Die Konzepte helfen, soziale Ungleichheit differenzierter zu
verstehen und sozialpolitische Maßnahmen gezielt auszurichten.
Auf Grundlage des
Benachteiligungsindexes des Frankfurter Sozialmonitorings wurde gemeinsam mit
urbanista ein eigener Index für Kinder- und Jugendarmut entwickelt, mit dem
sich Kinder- und Jugendarmut auf Ebene der einzelnen Stadtteile abbilden lässt.
Dieser Index war Grundlage für die acht erstellten Lebenslagenkarten, die
jeweils für eine Lebenslage besonders benachteiligte Stadtgebiete
identifizieren. Legt man einzelne Lebenslagenkarten über die Indexkarte kann
man auf einen Blick erkennen welche weiteren Benachteiligungen die besonders
von Kinder- und Jugendarmut betroffenen Gebiete zeigen.
Die abgebildeten Lebenslagen sind:
- Kinder- und Jugendarmut
- Netzwerke und soziale Teilhabe
- Demografie und Familie
- Klima und Umwelt
- Gesundheit und Ernährung
- Bildung und Lernen
- Erwerbstätigkeit und Arbeit
- Einkommen und Vermögen
- Wohnen und Wohnumfeld
Ausgehend von diesem Index wurde ein detaillierterer Blick
auf fünf Frankfurter Stadtteile geworfen: Die Stadtteilprofile von Fechenheim,
Griesheim, Bahnhofsviertel, Westend und
Zeilsheim visualisieren jeweils die zentralen Kennzahlen aus
dem Index in einem sogenannten Spinnendiagramm: Je größer das generierte Feld,
desto stärker ist der Stadtteil von Kinder- und Jugendarmut betroffen.