Frankfurt am Main ist "Bildungskommune"
Jede Kommune ist voller Menschen auf der Suche nach Bildung. Und voller Menschen und Institutionen, die Bildung zu bieten haben. Wie gelingt es, Bürgerinnen und Bürgern die Bildungsangebote zu machen, die zu ihrer Lebenssituation passen? Wie schaffen wir es, kommunale Bildungsakteure zukünftig besser zusammenzubringen? Mit dem ESF Plus-Programm "Bildungskommune" unterstützt das BMBF die Stadt Frankfurt am Main bei der Weiterentwicklung ihrer Bildungslandschaft.
Bildung mit allen für eine starke Demokratie
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung entscheidet maßgeblich über die Chancen von Menschen, ihre individuellen Fähigkeiten zu entfalten, ihre (beruflichen) Ziele zu verwirklichen und Gesellschaft mitzugestalten.
Über das Förderprogramm „Bildungskommunen“ entwickelt die Stadt Frankfurt am Main bis 2027 die Grundlagen für die datenbasierte kommunale Steuerung des Bildungsangebotes im Schwerpunktthema „Inklusion und Integration durch Bildung“.
Aktuelles
Rückblick auf das 3. Fachgespräch der Bildungskommune Frankfurt: „Inklusion und Übergänge im (Aus-)Bildungssystem“
Am Montag, den
11. November 2024, fand im MainBiz das dritte Fachgespräch im Rahmen der Bildungskommune
Frankfurt statt. Die Veranstaltung der Stadt Frankfurt in Kooperation mit der
Arbeitsagentur widmete sich dem wichtigen Thema „Inklusion und Übergänge im
(Aus-)Bildungssystem“. Über 100 Bildungsinteressierte und Bildungsakteur:innen
diskutierten, wie der Zugang zu Bildungsangeboten in der Stadt Frankfurt am
Main verbessert werden kann.
Herausforderungen an den Übergängen ins
Bildungssystem
Übergänge ins (Aus-)Bildungssystem entscheiden maßgeblich über gesellschaftliche Teilhabechancen. Dennoch begegnen viele Menschen dabei Barrieren – auch in einer Stadt wie Frankfurt mit einem breiten Bildungsangebot, vielfältigen Förderprogrammen und lokalen Initiativen. Der Abend bot Raum für Austausch und Ideen, wie diese Hindernisse abgebaut werden können.
Keynote: Inklusion als Menschenrecht
Prof. Dr. Vera Moser, Stiftungsprofessorin für Inklusionsforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, betonte in ihrer Keynote, dass Inklusion ein verankertes Menschenrecht ist, zu dem sich Deutschland verpflichtet hat. Allerdings gäbe es bei der Umsetzung noch große regionale Unterschiede. Nur fünf Bundesländer setzen derzeit strukturverändernde Ansätze zur Förderung der Inklusion um. Alle anderen Bundesländer -darunter auch Hessen- beschränken das Recht vor dem Hintergrund des Haushaltsvorbehalts Ressourcenvorbehalts.
Wie es trotz schleppender Umsetzung dazu kommt, dass die Inklusionsquoten nachweislich steigen, erklärt Moser mit dem sogenannten „Inklusionsparadox“: der Anstieg der Quote sei dadurch erklärbar, dass in den letzten Jahrzehnten gleichzeitig auch die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, denen der Status „Anspruch auf sonderpädagogischen Förderbedarf“ attestiert wird, gestiegen sei. Diese Schülerinnen und Schüler seien bereits vorher auf eine Regelschule gegangen und das ohne „Etikettierung“, erläutert Moser. Gleichzeitig sei die Quote der Schülerinnen und Schüler, die Förderschulen besuchen bundesweit sehr stabil geblieben.
Podiumsdiskussion: Inklusion in der Umsetzung
Im Anschluss an die Keynote diskutierten Podiumsgäste aus beruflicher Bildung, Sport, Freizeit sowie Deutsch als Fremdsprache, was Inklusion bedeutet aus ihrer Perspektive heraus bedeutet und wie sie in der Frankfurter Bildungslandschaft bereits umgesetzt wird. Zudem wurde aufgezeigt, was für mehr Bildungsgerechtigkeit getan werden muss. Auf dem Podium diskutierten: Stadträtin Sylvia Weber, Christine Löffler (Agentur für Arbeit, Bereich Rehabilitation), Jochen Weber (Koordinierungsstelle Para-Rudern „Paru“), Jens Lischka-Beermann (Schulleiter Ernst-Reuter-Schule II), Petra Thomsen (Jobcoach für zugewanderte und geflüchtete Frauen im Kaleidoskop-Projekt), Dr. Meliha Cinar/Miss Control von GG Vybe (weibliches DJ-Kollektiv), Reinhold Falk (Mainova).
Mit einem kurzen Film wurde ein Best-Practice-Beispiel zur Berufsorientierung an der Ernst-Reuter-Schule II vorgestellt. Dieses Projekt unterstützt Schülerinnen und Schüler mit dem Anspruch auf sonderpädagogischen Förderbedarf im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung beim Übergang in den ersten Arbeitsmarkt. Link zum Film: Ein Film über die Berufsorientierung ander Ernst-Reuter-Schule II - YouTubeExternal Link
Wie Inklusion auch außerhalb von Bildungseinrichtungen umgesetzt werden kann, erläuterte Dr. Meliha Cinar/Miss Control von GG Vybe (weibliches DJ-Kollektiv). Sie engagiere sich für ein inklusives Nachleben, erklärt Cinar, denn die Diskoszene sei eine Männerdomäne. Daher vermittelt GG Vybe Inklusionswissen informell durch Workshops, welche sich gezielt an Frauen, Queer und Transmenschen richten.
Auch die Diskrepanz zwischen dem Fachkräftemangel einerseits und den vielen Menschen, die produktiv arbeiten könnten, wurde diskutiert. Hier brauche es ein Umdenken von Unternehmen und gute Beispiele, die aufzeigen, dass die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung kein Nachteil ist.
Fazit: Ein Zusammenspiel von Strukturen und Haltung
Die Diskussion
zeigte: Inklusion kann nur gelingen, wenn Top-Down-Vorgaben und
Bottom-Up-Initiativen ineinandergreifen. Es braucht sowohl klare Strukturen und
Ressourcen als auch eine Haltung, die Mut und Offenheit für inklusive Ansätze
fördert.
Die
Dokumentation des Fachgesprächs wird demnächst auf dieser Seite veröffentlicht.
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Abschlussveranstaltung Stadtwerkstatt Frankfurter Bildungsverständnis
Einen kompetenzbasierten, institutionenübergreifenden Bildungsbegriff zu entwickeln, der die Vielfalt der Stadt und der Menschen, die in ihr leben, als Potenzial versteht und nicht als Bildungsherausforderung – das ist das Ziel des Prozesses zur Entwicklung eines Frankfurter Bildungsverständnisses. Mit einer Abschlussveranstaltung am 16.11.2024 wurde nun der rund 2-monatige Prozess „Stadtwerkstatt“ abgeschlossen. Über 370 teilnehmende Personen haben sich in den Prozess bestehend aus Workshops, Fragebögen und Experten:innerviews eingebracht.
Alle erarbeiteten und benannten Themen aus dem Prozess werden nun vom Stadtschulamt aufbereitet und bis Ende Januar 2025 schriftlich als Entwurf des Frankfurter Bildungsverständnis formuliert. Dieser wird im Anschluss, ab Februar 2025, über die Beteiligungsplattform „Frankfurt fragt mich“ (ffm.de) veröffentlicht und bietet den Prozessteilnehmenden die Möglichkeit zur Textkonsultation. Ab April 2025 wird der Entwurf in den Parlamentarischen Geschäftsgang eingebracht.
Das Frankfurter Bildungsverständnis und dessen Anwendung sollen der Frankfurter Praxis als Rahmung dienen.
Die Dokumentation zur Abschlussveranstaltung wird demnächst auf dieser Seite veröffentlicht.
Alle Keynotes finden Sie hier: Videothek | Bildung integriertInternal Link
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Die Stadtwerkstatt ist eine Veranstaltungsreihe
im Rahmen des ESF-Plus Programms „Bildungskommune“. Ziel ist die Erarbeitung eines Frankfurter Bildungsverständnis. Dieses bildet
eine abgestimmte Grundlage für die Programmaktivitäten und darüber hinaus für
die Gestaltung der Frankfurter Bildungslandschaft.
Über die Bildungskommune
DAS PROGRAMM IM ÜBERBLICK
Wann?
01.12.2023 - 30.11.2027
Für wen?
alle Altersgruppen, im Sinne des lebenslangen Lernens
Wirkt wie?
Durch Beobachtung, Dokumentation und Analyse von Exklusionsmechanismen werden beteiligungsorientiert kommunale Lösungsansätze zur deren Reduktion entwickelt. Es zielt auf die Stärkung des Zusammenwirkens aller Bildungsakteure, eine bessere Transparenz und Zugänglichkeit von Bildungsangeboten und eine analog-digitale Vernetzung der Bildungslandschaft. Gemeinschaftlich werden Lösungen für dringliche Themen in der Bildungskommune entwickelt sowie ein tragfähiges Handlungskonzept im Bereich Integration und Inklusion durch Bildung.
Partner
VHS, Stadtbücherei, Verein Umweltlernen e.V., Goethe-Universität Frankfurt
Das Programm „Bildungskommunen" wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.