Markus, Ferdinand

Markus, Ferdinand

Stolperstein-Biographien in Rödelheim

Markus, Ferdinand

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Markus, Ferdinand © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Ferdinand Markus, Sohn von Rosalie und Abraham Markus (siehe Alt-Rödelheim 40), war mit der taubstummen, nichtjüdischen Johanna M. verheiratet und hatte mit ihr eine Tochter, Edith, geb. am 1. Oktober oder November 1924. Seine Schwester Paula gab gegenüber der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem 1971 an, dass er mit Flora R. verheiratet gewesen sei und eine gemeinsame Tochter Inge habe. Nach dieser war Ferdinand Markus noch ein zweites mal verheiratet. Aktenkundig wurde seine Scheidung, aber der Zeitpunkt ist nicht bekannt.

 

Seit dem 26. Juli 1928 war Ferdinand Markus bei der städtischen Straßenbahn als Schaffner beschäftigt, verlor aber am 22. April 1933 den Arbeitsplatz. Vorausgegangen waren betriebliche Vertrauensratswahlen, bei denen die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) insbesondere in Rödelheim eine schwere Schlappe hinnehmen musste. Die Gestapo machte daraufhin Betriebsangehörige ausfindig, die sie verdächtigte, diese Organisation abgelehnt zu haben und erwirkte deren Entlassung.

 

Ferdinand Markus eröffnete nach seiner Entlassung einen Tapezierladen in Rödelheim, Flußgasse 5 – 7, wo er mit seiner Familie auch wohnte. Er gehörte vom Juli 1932 bis zu ihrer Auflösung der KPD an und wurde gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern am 7. September 1936 verhaftet, in das Frankfurter Untersuchungsgefängnis in der Hammelgasse gebracht und am 10. November 1936 in das Gefängnis Frankfurt-Preungesheim überführt Die Anklage beschuldigte ihn der „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ und der „Beeinflussung der Massen durch Herstellung und Verbreitung von Schriften“. Am 16. Dezember 1936 wurde er gemeinsam mit den 21 Mitangeklagten aus Rödelheim und Westhausen verurteilt. Er erhielt zwei Jahre und drei Monate Haft; die bürgerlichen Rechte wurden ihm auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt. In der Urteilsbegründung wurde vor allem auf den „regen Verkehr mit ehemaligen Genossen von KPD und SPD“ hingewiesen.

 

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Ferdinand Markus (zweite Reihe ganz rechts) © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Von Frankfurt-Preungesheim wurde Ferdinand Markus nach der Urteilsverkündung in das Straflager „Aschendorfer Moor, Lager II“ in Freiendiez verlegt, wo er seine Haftstrafe verbüßte. Möglicherweise kehrte er nach Frankfurt zurück. Wahrscheinlich aber betrieb er von hier aus seine Flucht nach Shanghai; im August 1939 wurde ein Passierschein auf seinen Namen nach Marseille bewilligt. Er konnte aber nicht mehr ausreisen. Seine Spur findet sich wieder im Jahr 1942. Sie führte über das Internierungslager Drancy (Frankreich) und über Kozlu (Polen) nach Auschwitz-Birkenau. Der Konvoi ging mit 1.000 Juden am 28. August 1942 in Bourget-Drancy ab, darunter waren 280 Kinder unter 17 Jahren. In Kozlu fand eine erste „Personenselektion“ statt. Die Überlebenden kamen am 31. August 1942 in Auschwitz an. Ferdinand Markus kam dort wahrscheinlich am selben Tag ums Leben.

 

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Flussgasse 5 Haus © Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

 

Ferdinand Markus

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

09.03.1901

31.08.1942 nach Auschwitz

31.08.1942

 

Quelle

Bromberger, Barbara: Nieder mit Hitler! Frankfurter Arbeiterbewegung im Widerstand gegen den Faschismus 1933- 1945, Frankfurt/Main 2004; Gruppe Stadtteilerkundung: 12 Jahre Rödelheim 1933 – 1945, Frankfurt 1988.


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