Zins, Selma

Zins, Selma

Stolperstein-Biographien in Praunheim

Zins, Selma

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Selma und Friedel Zins © privat/Doris Hugo

 

Selma Zins wurde in Frankfurt geboren und war die Tochter von Karl Gustav Schwanthaler und Jenny, geb. Loewenthal. Ihre Schwester Bertha Marx, geb. Schwanthaler, verwitwete Krauskopf, hatte drei Kinder: Arthur und Chana Marx sowie Karl Krauskopf. Ihre Mutter Jenny heiratete nach dem Tod ihres Mannes den Schumacher Berthold Baer. Selma Zins war Stenotypistin, sie trat bei der Heirat mit dem Schlosser Friedel Zins aus der jüdischen Gemeinde aus und ließ sich evangelisch taufen. Die beiden hatten zwei Töchter Erika und Ingeborg, die im Dezember 1931 bzw. 1933 geboren wurden, und die sie taufen ließen. Die Familie wohnte zuerst im Heimatring 4 in Sachsenhausen und zog 1934 nach Praunheim in die Hindenburgstraße 46/EG, die heutige Ludwig-Landmann-Straße.

 

Selma Zins musste sich im Mai 1941 im Elisabethenkrankenhaus einer komplizierten Tumorentfernung unterziehen. Dort wurde sie verhaftet und in das Jüdische Altersheim im Hermesweg 5-7 verlegt. Von dort kam sie nach etwa vier Wochen in das Untersuchungsgefängnis Hammelsgasse und nach weiteren Gefängnisaufenthalten wurde sie nach Ravensbrück verschleppt, wo sie am 22. Dezember 1943 unter der Häftlingsnummer 25753 registriert wurde. Der Transport soll zeitweise unterbrochen und die Gefangenen in einem Gefängnis in Leipzig inhaftiert worden sein. Laut Unterlagen des United States Holocaust Memorial Museum in Washington ist für Oktober und November 1944 ihre Anwesenheit als Zwangsarbeiterin in einer Siemensfabrik nachweisbar. In den Dokumenten wird sie als „politische Jüdin“ geführt.

 

Selma Zins wurde 1945 in Ravensbrück befreit und begab sich anschließend zu Fuß durch Ostdeutschland auf den Weg nach Frankfurt. In Eisenach musste sie am 20. August 1945 mit dem Verdacht auf eine Typhus-Erkrankung ein Hospital aufsuchen; am 2. November 1945 wurde sie als geheilt entlassen. Mit Hilfe einer Bekannten konnte sie die Zonengrenze illegal überqueren und kam unbekannten Datums nach Frankfurt zurück. Selma Zins musste sich anschließend in einem Erholungsheim auskurieren. Im Juni 1946 emigrierte sie mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern in die USA, wo sie am 10. Dezember 1984 als schwer kranke Frau starb. Ihr Enkel Victor Lerch veröffentlichte das Schicksal seiner Großmutter und deren Familie in einem Buch mit dem Titel „Four Wheels to Freedom“ (2009), deutsche Ausgabe „Mehr als ein Ozean“(2014).

 

Jenny und Berthold Baer wurden in Auschwitz ermordet – an sie erinnern Stolpersteine im Musikantenweg 39, Leopold Loewenthal und seine Ehefrau Rosalie, geb. Hess, wurden am 22. November 1941 nach Kaunas deportiert und dort am 25. November erschossen. Bertha Marx und ihre drei Kinder wurden in Auschwitz, ihr Ehemann Jakob in Theresienstadt ermordet – an sie erinnern Stolpersteine in der Feststraße 16.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von Doris Hugo/Frankfurt, deren Großmutter eine Schwägerin von Selma Zins war.

 

Literatur: Victor Lerch, Mehr als ein Ozean, Eine Geschichte vom Überleben in Nazideutschland, Berlin 2014.

 

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Selma Zins mit Freundinnen am Krankenbett © privat/Doris Hugo

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Die Eltern Jenny und Berhold Bär © privat/Doris Hugo

Selma Zins, geb. Schwanthaler

Geburtsdatum:

Deportation:

Befreiung:

3.10.1907

9.8. oder 28./29.10.1943 Ravensbrück

1945

 

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Stolperstein Ludwig-Landmann-Straße 46 Selma Zins © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

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