MoSyD 2023
Frankfurter Jugendliche verzichten immer häufiger auf Alkohol, Tabak und Co.
Die Ergebnisse der Frankfurter Schulbefragung MoSyD 2023
Gesundheitsdezernentin
Elke Voitl präsentiert die Ergebnisse der Drogentrendstudie MoSyD 2023
Frankfurter Jugendliche
und junge Erwachsene zwischen 15 und 18 Jahren trinken weniger Alkohol als noch
im Vorjahr, rauchen weniger herkömmliche Zigaretten und auch der Cannabiskonsum
ist im Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen. Mehr als ein Viertel der Frankfurter
Schüler:innen verzichtet ganz auf legale oder illegale Drogen. Dies hat die
jüngste, repräsentative Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“
(MoSyD) 2023 ergeben, die das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main seit
2002 unterstützt. „Die Abstinenzraten bei allen Substanzen erreichen die
höchsten Werte seit Erhebungsbeginn“, sagt Professor Bernd Werse. Als
langjähriger Leiter des Centre for Drug Research an der Goethe Universität war
Werse von Beginn an für die Studie verantwortlich. Mit seiner Ernennung zum Professor
und Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied
Sciences wird die Studie nun von dieser Hochschule weitergeführt.
Cannabiskonsum sinkt trotz Debatte um Legalisierung
„Wir erleben seit einigen
Jahren, dass Gesundheitsbewusstsein einen hohen Stellenwert bei Jugendlichen
genießt“, kommentiert Elke Voitl, Dezernentin für Soziales und Gesundheit, die
sinkenden Konsumraten. Entsprechend sei auch das Einstiegsalter in den
vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.
Nach der aktuellen
Befragung trinken Frankfurter Jugendliche im Schnitt mit 14,1 Jahren zum ersten
Mal Alkohol und rauchen erstmalig mit 14,6 Jahren. Das Alter beim Erstkonsum
von Cannabis liegt bei 15,3 Jahren. Erfreulich nennt Gesundheitsdezernentin
Voitl, dass Jugendliche 2023 deutlich weniger Cannabis konsumiert haben als
noch im Jahr zuvor, obwohl die Debatte um die Legalisierung von Cannabis in
vollem Gange war. Kritiker hatten angemahnt, die Debatte verharmlose Cannabis
und verleite Jugendliche dadurch zum Konsum. „Die MoSyD-Studie hat bestätigt,
dass sich Jugendliche von öffentlichen Debatten offenbar nicht so beeinflussen
lassen wie gedacht, sondern andere Kriterien für sie eine Rolle spielen“, sagt
Voitl. Laut Werse sind dies der eigene Freundeskreis und vor allem auch
Informationen, die Jugendliche in der Schule bekommen.
Workshops an Schulen,
Elternabende und Fortbildungen für Lehrkräfte und Multiplikator:innen, wie sie
in Frankfurt vom Drogenreferat gefördert und von der Fachstelle Prävention
umgesetzt werden, sind wichtige Präventionsmaßnahmen. Beratung und Angebote zur
Harm Reduction wie das App-gestützte Projekt „Rauchmelder“ vom Verein BASIS
e.V., das Beratung, Austausch, Reflexion und Beobachtung des eigenen Konsums umfasst,
stehen für Oliver Müller-Maar, den stellvertretenden Leiter des Drogenreferats,
deshalb „weit oben auf der Agenda. Nach wie vor ist Cannabis die am weitesten
verbreitete illegale Droge, sagt er, und „der häufigste Grund, weshalb sich
Jugendliche an eine Beratungsstelle wenden.“
Laut der MoSyD-Studie 2023
gaben 26 % der 15- bis 18-Jährigen an, mindestens einmal im Leben Marihuana
und/oder Haschisch konsumiert zu haben. Zehn Prozent der Schüler:innen gaben
an, auch in den vergangenen 30 Tagen konsumiert zu haben. Im Jahr zuvor waren
das noch 13 Prozent. Drei Prozent der jungen Menschen haben mindestens zehnmal
im vergangenen Monat Cannabis konsumiert. 2022 lag diese Zahl noch einen Prozentpunkt
höher.
Lachgas weiterhin auf hohem Niveau
Ein weiteres wichtiges
Thema der Prävention bleibt Lachgas, betonen Voitl und Müller-Maar. Laut der
Schulbefragung ist der Konsum nach einem sprunghaften Anstieg in den Jahren
2021 und 2022 erstmals wieder gesunken, bleibt aber auf hohem Niveau. Gesundheitsdezernentin
Voitl spricht sich deshalb für ein Verkaufsverbot von Lachgas-Kartuschen an
Minderjährige aus. Ein entsprechender Antrag für die
Stadtverordnetenversammlung liegt bereits vor. „Wir werden uns zeitnah mit dem
Thema befassen“, sagt Voitl. Laut der MoSyD-Studie 2023 gaben 14 Prozent der
Befragten an, Lachgas mindestens einmal ausprobiert zu haben. 2022 waren es 17
Prozent. Drei Prozent der Befragten gab an, Lachgas in den vergangenen 30 Tagen
konsumiert zu haben. Im Jahr davor sagten dies noch sechs Prozent. Das
psychoaktive Gas wurde jeder dritten befragten Person schon einmal angeboten.
E-Zigaretten und Tabak- oder Nikotin-Pouches
Einen Anstieg der
Konsumraten verzeichnet Studienleiter Werse tatsächlich nur beim täglichen
Konsum von E-Zigaretten: „Nimmt man alle E-Produkte zusammen, dampfen elf
Prozent der Jugendlichen täglich.“ Damit, so Werse, liege erstmals der Anteil
von Jugendlichen, die täglich E-Produkte konsumieren, über dem der täglichen
Raucher:innen von herkömmlichen Zigaretten.
Für die Popularität von
E-Produkten seien hauptsächlich „Disposables“ – die relativ preiswerten
Einwegprodukte – verantwortlich, sagt Müller-Maar. „Die Hersteller adressieren
ihre Werbung sehr gezielt an junge Menschen. Insbesondere über soziale
Netzwerke.“ Gleiches gelte für die „angesagten“ Tabak-, Nikotin- oder Energy-Beutel.
„Das ist ein unübersichtliches Feld an Beuteln mit und ohne Tabak, mit und ohne
Nikotin, manchmal nur mit Koffein, die man sich unter Ober- oder Unterlippe
oder in die Wangentasche legt, und die Inhaltsstoffe über die Schleimhäute
aufnimmt.“ Viele Jugendliche wüssten gar nicht genau, was sie nehmen, sagt Müller-Maar.
Entsprechend groß sei im Moment die Nachfrage von Eltern und Schulen nach Info-Materialien
und Workshops.
Laut MoSyD-Studie haben 19
Prozent der Befragten die Beutel, die oftmals unter Snus firmieren, schon
ausprobiert. Sechs Prozent auch in den vergangenen 30 Tagen. „Meist sind das
Jugendliche, die auch sonst Nikotin konsumiert haben“, sagt Werse.
Alkohol auf Allzeittief
Nach der aktuellen Befragung haben 64 Prozent der 15- bis
18-jährigen Schüler:innen mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken. Damit
liegt der Wert noch unter dem „historisch niedrigen Niveau des ersten
Pandemiejahres 2020“, wie Studienleiter Werse bemerkt. 45 Prozent der befragten
Jugendlichen gaben an, in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben,
und der Anteil der häufig Konsumierenden ist 2023 mit drei Prozent auf ein
Allzeittief gesunken.
Dennoch bleibt Alkohol auch 2023 die mit Abstand am
weitesten verbreitete psychoaktive Substanz bei Jugendlichen. „Die Nachfrage
nach Info-Workshops an Schulen ist hoch und im vergangenen Jahr sogar nochmal
gestiegen“, sagt der stellvertretende Drogenreferatsleiter. Bemerkenswert sei
zudem, dass es beim Konsumverhalten kaum noch Unterschiede zwischen den
Geschlechtern gibt. Bei Alkohol liegen die Konsumraten bei Mädchen teilweise
sogar etwas höher, sagt Müller-Maar. „Das bedeutet, dass wir bei unseren Angeboten
und den Adressat:innen die geschlechter- bzw. genderspezifischen Merkmale
berücksichtigen müssen.“
Lebenszufriedenheit steigt
Die genderspezifischen Bedarfe werden auch beim Thema
psychische Belastungen besonders berücksichtigt, sagt Müller-Maar. In den
vergangenen Jahren gaben immer mehr junge Menschen an, in den zurückliegenden
zwölf Monaten psychische Probleme erlebt zu haben. Im Jahr 2022 sagten dies
noch 26 Prozent der befragten 15- bis 18-Jährigen. Diese Zahl ist laut der
aktuellen Ergebnisse von 2023 auf 22 Prozent zurückgegangen, und auch die
Lebenszufriedenheit ist wieder angestiegen.
„Jugendliche kommen aber immer noch mit komplexen Problemlagen
in die Beratungsstellen“, sagt Müller-Maar. Wobei psychische Belastungen von
Schülerinnen fast dreimal häufiger genannt wurden als von Schülern.
Beteiligung
Die Befragungen an Schulen
liefen zwischen November 2023 und März 2024. Genau 954 Schüler:innen aus
dieser Altersgruppe haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Befragten waren im
Durchschnitt 16,6 Jahre alt, 90 Prozent wohnten in Frankfurt am Main. Neben der
Schulbefragung umfasst die MoSyD-Studie 2023 auch eine Expert:innen- und eine
Trendscout-Befragung. Insgesamt nahmen 1.278 Personen aus 82 Klassen und 18
allgemein- und berufsbildenden Schulen an der Studie teil.
Die gesamte Studie sowie
eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse stehen unten zum Download bereit.
Für Rückfragen:
Drogenreferat der Stadt Frankfurt: Telefon
Professor Bernd Werse: Frankfurt University of Applied Sciences, Institut für
Suchtforschung, Telefon