Interview Stadtrat Mike Josef

Interview Stadtrat Mike Josef

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„Stadtentwicklung richtet sich nicht nach Amtszeiten oder Wahlperioden“

Interview mit Stadtrat Mike Josef

Am Donnerstag, 27. Januar, wurde Stadtrat Mike Josef als Dezernent für Wohnen, Planen und Sport von der Stadtverordnetenversammlung für sechs weitere Jahre in seinem Amt bestätigt. Im Interview schaut er auf seine erste Amtszeit zurück und wirft einen Blick in die Zukunft.

Stadtrat Mike Josef an seinem Arbeitsplatz; Foto: Salome Roessler
Stadtrat Mike Josef an seinem Arbeitsplatz © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Salome Roessler
Herr Josef, welches Zwischenfazit ziehen Sie nach den ersten sechs Jahren Ihrer Tätigkeit als Planungsdezernent?
 
MIKE JOSEF: Das Zwischenfazit lautet: Ich habe einen unglaublich spannenden Job! Mit dem Planungs- und Wohnungsdezernat kann ich die Zukunft und auch das Aussehen der Stadt mitgestalten und sichtbare Spuren hinterlassen. Seit vergangenem September bin ich außerdem für den Sport zuständig, der mich in seiner Vielseitigkeit echt mitreißt. Zusammen ist das eine richtig gute Mischung und wahrlich erfüllende Tätigkeit.
 
Welches Projekt oder Vorhaben empfinden Sie in der Rückschau als besonders gelungen?
 
JOSEF: Es fällt mir schwer, hier ein einzelnes Projekt herauszugreifen. Inhaltlich und von der gesellschaftlichen Bedeutung her ist es wahrscheinlich der Baulandbeschluss, mit dem wir jetzt etwa feste Quoten für den geförderten Wohnungsbau vorgeben und somit auf lange Sicht für deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum in Frankfurt sorgen werden.

Aber auch durch eine Reihe von anderen, teils vermeintlich kleinen Projekten, stellen wir uns gut für die Zukunft auf; etwa mit dem Geoportal, das unterschiedliche Angebote der Verwaltung für jeden und jede kostenfrei online in einem Kartendienst zugänglich nutzbar macht. Oder mit dem digitalen Bauantrag, mit dem Häuslebauer, Investoren und Verwaltung viel Zeit und Papier einsparen werden. Die Einrichtung der Stabsstelle Mieterschutz am Amt für Wohnungswesen. Oder mit der Ausweisung von Wohngebieten durch Bebauungsplanverfahren. Extrem spannend sind immer auch die archäologischen Grabungen des Denkmalamtes, wie jetzt in Heddernheim, wo Rest der römischen Stadt Nida untersucht werden. Aber eben auch die Errichtung von Bolz- und Spielplätzen, die für Kinder und Jugendliche in den Stadtteilen so viel bedeuten.
 
Dass beim Projekt „Four“ in so einer zentralen Lage auch ein Anteil bezahlbare Wohnungen entstehen, war so vor einigen Jahren auch nicht absehbar: Eine Gebäudefamilie aus vier Hochhäusern wird in einer Mischnutzung im Sockel gebaut, dabei entstehen zum ersten Mal überhaupt geförderte Wohnungen im Frankfurter Bankenviertel. Das gab es vorher so noch nie.
 
Frankfurt lechzt seit Jahren nach bezahlbarem Wohnraum. Dieser entsteht jedoch nicht über Nacht. Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Bautätigkeit oder hoffen Sie vor allem auf Impulse der neuen Bundesregierung?
 
JOSEF: Wir haben mit einer hohen Bautätigkeit im Wohnungsbau gemeinsam in Frankfurt viel erreicht. Wir haben regelmäßig bundesweit Spitzenwerte sowohl bei den Baugenehmigungszahlen als auch bei den Fertigstellungen. Allerdings reicht das alleine nicht aus, damit wir die Wohnkosten stabilisieren. Wir müssen nämlich bezahlbare Wohnungen erhalten und schützen. Daher haben wir ja auch beispielsweise einen Mietenstopp bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding für den Wohnungsbestand umgesetzt und zugleich zahlreiche Quartiersentwicklungen vorangetrieben. Die Tatsache, dass es auf Bundesebene nun endlich wieder ein eigenes Bauministerium gibt, ist ein wichtiges, sehr erfreuliches Zeichen. Da erhoffe ich mir jetzt natürlich auch entsprechende Unterstützung bei der Schaffung und dem Erhalt von bezahlbaren Wohnungen.
 
Sie sind seit einigen Monaten auch Sportdezernent und waren in Ihrer Jugend recht erfolgreich für den SSV Ulm am Ball. Geht für den begeisterten Fußballfan in Ihnen ein Traum in Erfüllung oder richten Sie Ihr Augenmerk mehr auf die Stärkung des Breitensports?
 
JOSEF: Die zusätzliche Aufgabe macht mir tatsächlich sehr viel Freude! Ich habe aber durchaus auch Respekt vor der Aufgabe, gerade weil die Sportlandschaft in Frankfurt so vielseitig ist: Wir haben sehr aktive Vereine mit vielen Ehrenamtlichen, wir haben die starken Verbände, wir haben Leistungszentren und Sportereignisse, die vom Breitensport bis zum absoluten Profispitzensport reichen, wir haben ein gutes Angebot an Sportinfrastruktur, das wir noch verbessern wollen. Und ich möchte noch stärker als bisher niedrigschwellige Bewegungsangebote für alle bereits in der Quartiersentwicklung berücksichtigen. Hier bietet die Verbindung von Planen und Sport enorme Chancen, um städtebauliche Aspekte und die Anforderungen des Sports umfassend miteinander abzustimmen.

Wann können Sie für sich nach Ablauf der nächsten sechs Jahre von einer erfolgreichen zweiten Amtszeit sprechen?
 
JOSEF: Ich würde es als großen Erfolg betrachten, wenn wir Frankfurt sowohl klima- und sozialgerecht als auch sport- und bewegungsgerecht weiterentwickeln. Das ist ein Prozess, der auch in sechs Jahren nicht abgeschlossen sein wird. Aber dem wir mit jeder (Quartiers)Entwicklung ein Stück näherkommen können.
 
Welches Vorhaben möchten Sie auf jeden Fall bis zum Ende Ihrer zweiten Amtszeit realisiert wissen?
 
JOSEF: Auch hier fällt es mir schwer, ein einzelnes Vorhaben herauszugreifen. Stadtentwicklung richtet sich nicht nach Amtszeiten oder Wahlperioden. Ich hoffe, dass möglichst viele Wohnungen im Bau oder bereits fertiggestellt sein werden, für die ich mit den dazugehörigen Bebauungsplanverfahren die planungsrechtlichen Grundlagen geschaffen haben – egal, ob am Rebstock, am Hilgenfeld, südlich der Rödelheimer Landstraße oder auf anderen Arealen. Ich gehe davon aus, dass der Baulandbeschluss bis dahin deutlich Wirkung zeigt und etliche zusätzliche bezahlbare Wohnungen entstanden sind. Und ich wünsche mir, dass wir die Frankfurter Innenstadt im Sinne einer stärkeren kleinteiligeren und vielfältigeren Nutzungsmischung weiterentwickelt haben werden. Frankfurt soll und wird eine lebenswerte Stadt bleiben.
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