Die „Omas gegen Rechts“ kämpfen für eine bessere Welt für nachfolgende Generationen

Die „Omas gegen Rechts“ kämpfen für eine bessere Welt für nachfolgende Generationen

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Eine bessere Zukunft für Kinder und Enkel

Die „Omas gegen Rechts“ kämpfen für eine bessere Welt für nachfolgende Generationen – auf der 16. Frankfurter Ehrenamtsmesse suchen sie nach Gleichgesinnten

Treffen der Frankfurter Omas Gegen Rechts im Club Voltaire, Foto: Holger Menzel
Treffen der Frankfurter Omas Gegen Rechts im Club Voltaire © Stadt Frankfurt am Main, Foto: holger menzel
Rassismus, Diskriminierung, Hass – unsere Welt ist von einer Vielzahl negativer Gedanken und Ideologien geprägt. Für viele Menschen ist Anderssein noch immer ein Grund für Angst oder Abneigung. Aber was, wenn man schon Kindern deutlich macht, dass Andersartigkeit nicht Schlimmes, sondern vielmehr etwas Schönes ist, und unsere Gesellschaft durch verschiedene Perspektiven, Hintergründe und Meinungen erst lebendig wird? An diesem Punkt setzt das ehrenamtliche Vorleseprojekt der Omas gegen Rechts Frankfurt, „Omas lesen für eine wunderbare Welt“, an und sensibilisiert Kinder für Freiheit und demokratische Werte.

Älteren Frauen eine Stimme geben

Ihren Ursprung haben die „Omas gegen Rechts“ in Österreich: Dort wurden sie im November 2017 als Reaktion auf die neu in die Regierung gekommenen rechtspopulistischen Parteien gegründet. Der deutsche Ableger ließ nicht lange auf sich warten und erblickte nur zwei Monate später, am 27. Januar 2018, das Licht der Welt. Heute hat die Gruppe deutschlandweit über 20.000 Mitglieder, die sich in Regionalgruppen und über Facebook organisieren. Rund 200 Omas sind in der Frankfurter Gruppe dabei. Eine von ihnen ist Jutta Shaikh, die auch die Funktion der stellvertretenden Bundesvorsitzenden innehat. „Wir sind häufig auf Demos präsent“, erzählt die 70-Jährige, die seit dreieinhalb Jahren bei den Omas aktiv ist. Dort erheben diese ihre Stimme gegen Diskriminierung jeglicher Art. „Anfangs haben wir uns nur an den Veranstaltungen anderer beteiligt. Irgendwann haben wir dann angefangen, selbst welche zu organisieren, zum Beispiel zum 8. Mai oder dem Tag der Demokratie.“ Am 1. Mai haben sie eine Kundgebung mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund veranstaltet, eine Rede von Jutta Shaikh vor 6000 Menschen inklusive. „Da haben mir ganz schön die Knie geschlottert“, gibt sie lachend zu.

 „Vorlesen ist ein Oma-Ding“

Innerhalb der Frankfurter Gruppe der „Omas gegen Rechts“ hat sich zu Beginn des Jahres ein Arbeitskreis gebildet, der sich mit Vorlesestunden für Kinder beschäftigt. Gemeinsam haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Konzept erarbeitet, wie sie den Kindern beim Vorlesen verdeutlichen können, das Anderssein nichts Schlechtes ist. Demokratie statt Diskriminierung, Freiheit statt Hass, zusammen sein statt einander ausgrenzen; dafür setzen sich die „Omas gegen Rechts“ ein. Das Vorleseprojekt lag für sie nahe: „Vorlesen ist einfach ein Oma-Ding. Und dabei können auch alle Omas mitmachen, die nicht auf die Straße gehen wollen, weil sie vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind“, erläutert Jutta Shaikh. Bildung ist für die Omas ein zentrales Thema, denn das Bildungssystem sei ziemlich kaputt gespart worden, wie Shaikh sagt: „Dabei ist die Jugend unser Kapital, in das man investieren muss. Sonst wird man abgehängt!“ Ihre Motivation dabei ist klar: „Wir machen das nicht für uns. Wir wollen keine Macht, keine Karriere. Uns geht es nur um die Sache. Wir wollen, dass unsere Kinder und Enkel in einer freien Demokratie leben“, bringt Shaikh die Ziele ihrer Gruppe auf den Punkt.
Am Dienstag, 6. September, trifft sich die Arbeitsgruppe zum Vorleseprojekt der Omas an einem verregneten Abend im Club Voltaire, um ihre nächsten Schritte zu planen. Sieben Frauen und ein Mann – denn auch Opas sind bei den „Omas gegen Rechts“ willkommen – sitzen gutgelaunt zusammen, auf dem Tisch liegen bunte Kinderbücher in den unterschiedlichsten Formaten, die die Gruppe im Laufe des Abends bespricht. Für ihre Vorlesestunden gehen sie immer zu zweit in Grundschulen, Kindergärten und Horte. Dabei wollen sie nicht mit dem Leseunterricht der Lehrerinnen und Lehrer in Konkurrenz treten, sondern vielmehr eine Ergänzung dazu bieten. Denn bei ihnen steht nicht nur das Lesen selbst im Fokus – sondern die Themen, die durch die Bücher vermittelt werden können. Die Geschichten sollen die Kinder zum Nachdenken anregen, und auch dazu, gemeinsam über sie und die handelnden Figuren zu sprechen. Denn oft zeigt sich, dass die Erlebnisse der fiktiven Charaktere denen der Kinder ähnlich sind – und diese aus den Geschichten Schlüsse für ihren eigenen Alltag ziehen können.

Welche Bücher bringen die Kinder zum Nachdenken?

Vor Elisabeth Heidkamp-Schlottner stapelt sich eine ganze Reihe von Büchern. Die pensionierte Lehrerin hat sie mitgebracht, um sie ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern vorzustellen. Sie empfiehlt ein Buch, in dem es um rote und blaue Menschen geht, die eigentlich jeglichen Kontakt miteinander meiden – bis sich ein rotes und ein blaues Kind ineinander verlieben. „Das kam bei den Drittklässlern richtig gut an“, berichtet sie von ihrer Vorlese-Erfahrung in einer Grundschule. „Vor allem der Teil, wo es um die Liebe geht.“ Auch Carla Proehl kennt das Buch: Bei ihr ist es enkelerprobt. „Durch meine Enkel bekomme ich viele Bücher in die Hand, die ich dann auch bei den Vorlesestunden nutzen kann“, sagt sie. Mit einem anderen Buch, das eher sachlich ausgerichtet ist, hat Elisabeth weniger gute Erfahrungen gemacht. Eins mit vielen Zeichnungen kam dagegen sehr gut an: „Es hat die Kinder zum Diskutieren und Malen angeregt“, berichtet sie. Die Bücher für ihr Projekt kaufen die Omas meistens selbst, nur hin und wieder bekommen sie welche von Verlagen gespendet.

Neue Omas werden von der Gruppe eingearbeitet – am Anfang begleiten sie eines der Lesetandems, bis sie sich sicher genug fühlen, um selbst ein Teil eines Vorleseduos zu werden. Denn auch das Vorlesen will gelernt sein. „Es ist nicht das gleiche, zu Hause seinen Enkeln vorzulesen oder vor einer Gruppe von Schülern zu sitzen“, erklärt Elisabeth Heidkamp-Schlottner. „Wir lesen in den Schulen und Kindergärten ja nicht nur zur Unterhaltung vor, sondern wollen die Kinder zu Gesprächen und zum Nachdenken animieren. Deshalb achten wir zum Beispiel darauf, Bücher auszusuchen, die eigentlich für eine etwas jüngere Zielgruppe gemacht sind. So können wir sicher sein, dass die Kinder nicht nur zuhören, sondern auch genügend Zeit haben, um sich ihre Gedanken zu dem Thema zu machen.“

Omas (und Opas) gesucht!

An diesem Abend geht es jedoch nicht nur um Bücher, sondern auch darum, wie sich die Omas auf der Ehrenamtsmesse präsentieren. Am Samstag, 24. September, haben sie einen Stand auf der 16. Frankfurter Ehrenamtsmesse im Römer – zum ersten Mal sind sie dort dabei. Ihr Ziel ist es dabei, neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter, insbesondere für das Vorleseprojekt, zu gewinnen. Zu diesem Zweck haben sie Infomaterial erstellt und besprechen nun, welche Texte auf den Flyern stehen sollen. Die Stimmung ist gut und es wird viel gelacht – ein gutes Miteinander ist bei den Omas wichtig. So gehen sie nach ihren Treffen auch gerne mal zusammen essen oder ein Gläschen trinken.
Ebenfalls für den Stand eingeplant: Oma-Kekse, die das Logo der „Omas gegen Rechts“ tragen, und immer ein Renner sind. „Es ist einfach toll, dass bei uns so viele unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten zusammenkommen. Manche können gut backen, die sind dann für die Oma-Kekse zuständig. Andere sind gut zu Fuß und beteiligen sich an Mahnwachen und Demonstrationen. Wiederum andere kennen sich mit Computern aus und erstellen die Materialien“, sagt Elisabeth Heidkamp-Schlottner: Jede und jeder, der bei den Omas mitmacht, kann sich auf seine Art und Weise einbringen.

Mitmachen kann jede – und jeder

Voraussetzungen für die Teilnahme bei den „Omas gegen Rechts“ gibt es eigentlich keine. Man muss weder weiblich noch Oma sein. Die jüngsten Mitglieder sind 45, die ältesten fast 90. „Manche kommen mit Rollator“, erzählt Jutta Shaikh. „Aber das Alter ist nicht ausschlaggebend, um mitzumachen. Es ist eine Gesinnungsfrage!“

Wer sich bei den Omas einbringen will, findet die Gruppe am Samstag, 24. September, an Stand 43 auf der Frankfurter Ehrenamtsmesse. Die kostenlose Informationsbörse wurde 2007 erstmals veranstaltet – als Frankfurter Beitrag zur Woche des Bürgerschaftlichen Engagements. In diesem Jahr präsentieren sich über 50 gemeinnützige Organisationen und Projekte im Römer, die weitere ehrenamtliche Unterstützung suchen. Die diesjährige Veranstaltung findet außerdem in einem neuen erweiterten Format statt – dazu gehören eine Podiumsdiskussion und Fachvorträge für bereits Engagierte und Menschen, die es werden möchten. Zudem gibt es ein Kinderprogramm und ein soziales Catering.

Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden sich auf der Seite der Frankfurter EhrenamtsmesseInternal Link.
Mehr zum Projekt „Omas gegen Rechts“ ist unter omasgegenrechts-deutschland.orgExternal Link zu finden.

Text: Laura Bicker
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