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Zukunft der E-Mobilität in Frankfurt: Bedarfsanalyse E-Ladeinfrastruktur

01.07.2024, 15:53 Uhr

Mobilitätsdezernat veröffentlicht Bedarfsanalyse für E-Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum
 
Die Versorgung mit E-Ladeinfrastruktur in Frankfurt am Main befindet sich seit 2019 im Aufbau und hat sich in den letzten Monaten weiter dynamisch entwickelt. Aktuell sind von der Bundesnetzagentur circa 1150 öffentlich zugängliche E-Ladestationen auf privaten und öffentlichen Flächen gelistet. Dies bedeutet eine Steigerung von Januar 2023 zu Januar 2024 um 50 Prozent. Die Tendenz: dabei weiter stark steigend, insbesondere auf den privaten Flächen bei Privathäusern, Handel und Gewerbe.  
 
„Damit übertrifft die Entwicklung der Ladeinfrastruktur in Frankfurt die deutschlandweite Entwicklung um 10 Prozent“, erklärt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert und fährt fort: „Mit der flächendeckenden Grundversorgung der E-Ladeinfrastruktur möchten wir unseren Service für einen zeitgemäßen Kfz-Verkehr verbessern. Damit reagieren wir auf die rasant gestiegenen Zulassungszahlen für Elektroautos in Frankfurt.“
 
Effiziente Strukturen für eine zeitgemäße Ladeinfrastruktur: Das Pilotprojekt

 
Die Koordination und Steuerung des Aufbaus der Ladeinfrastruktur erfolgt durch das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE). In einer ersten Pilotphase wurden bis jetzt 180 AC-Ladestandorte mit 430 der langsameren Ladeplätze (bis 11 KW) und 7 Standorte mit schnellen DC-Hochleistungsladern (bis zu 350 KW) vertraglich genehmigt. Diese wurden durch verschiedene Betreiber inzwischen erfolgreich umgesetzt.
 
Aktuell sind 5 Anbieter auf öffentlichen Flächen in Frankfurt aktiv:

  • Mainova  (Frankfurt) DC+AC LIS
  • eze network (München) AC LIS
  • OnCharge/Wire Lane GmbH (Köln/München) AC LIS
  • Qwello GmbH (München) AC LIS
  • EON-Drive

Die Parkhäuser im Innenstadtbereich wurden durch die Parkhaus Betriebsgesellschaft massiv mit Ladestationen ausgerüstet. Die Pilotphase wird somit voraussichtlich bis zum September 2024 erfolgreich abgeschlossen.
 
Die Bedarfsanalyse im Überblick

Bereits 2019 gab es eine erste Bedarfsanalyse zur E-Mobilität. Durch das dynamische Wachstum war sie inzwischen überholt und damit keine gute Basis für den weiteren Ausbau. Das ASE hat deshalb zur weiteren Planung die Mobilitätsberatung EcoLibro mit der Erstellung einer wissenschaftlichen Bedarfsanalyse beauftragt – unter Einbeziehung der technischen Entwicklungen in allen Bereichen der E-Mobilität für den zukünftigen Bedarf an E-Ladestationen auf öffentlicher Fläche.
 
Die wichtigste Erkenntnis aus dem Gutachten von EcoLibro: Die Stadt kann den Bedarf an Ladesäulen nicht allein im öffentlichen Raum befriedigen. Notwendig sind Kooperationen, um die Ladeinfrastruktur zielgerichtet und sinnvoll aufzubauen.
 
Die Stadt muss insbesondere mit den Arbeitgebern und Wohnungsunternehmen verstärkt ins Gespräch kommen. Dieser Austausch ist für die nächsten Monate geplant, um zu einem systematischen Austausch mit den Wohnungsgesellschaften und Arbeitgebern zu kommen. Die Studie hat verschiedene Ladekonzepte analysiert: Private Ladestandorte im Alltag (im Eigenheim, auf privaten Parkplätzen oder beim Arbeitgeber) und die öffentlichen Standorte zum Zwischendurch-Laden (auf dem Supermarkt-Parkplatz, im Straßenraum und an Elektrotankstellen).
 
Die Studie hat analysiert, wie viele Fahrzeuge es in Frankfurt gibt (circa 250.000 private und circa 120.000 gewerbliche Fahrzeuge) und wo diese abgestellt werden können. Es gibt   insgesamt über 450.000 Stellplätze in Frankfurt, davon privat knapp 104.000, gewerblich circa 89.000, halböffentlich circa 103.000 und öffentlich circa 156.000. Darüber hinaus wurde geprüft, wo die Elektrofahrzeuge geparkt werden können und wie oft diese geladen werden. So ließ sich exakt identifizieren, wo und welche Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet notwendig wird.
 
Das Gutachten zeigt, dass der weit überwiegende Ladeinfrastrukturbedarf in Frankfurt mit etwa 5.800 Ladepunkten (53 Prozent des Gesamtbedarfes) im Jahr 2025, 24.200 Ladepunkten (67 Prozent des Gesamtbedarfes) im Jahr 2030 und rund 44.600 Ladepunkten (75 Prozent des Gesamtbedarfes) im Jahr 2035 im privaten Bereich bestehen wird. Zum privaten Bereich zählen zum Beispiel Stellplätze am Eigenheim, Garagen sowie Tiefgaragen am Mietshaus, Garagenhöfe, private Parkplätze oder privaten Tiefgaragen.
 
Im Jahr 2025 werden für den öffentlichen Bereich 977 Ladepunkte (8,9 Prozent des Gesamtbedarfes), 2217 Ladepunkte für das Jahr 2030 (6,2 Prozent des Gesamtbedarfes) sowie 2.697 Ladepunkte für das Jahr 2035 (5 Prozent des Gesamtbedarfes) prognostiziert.
 
Für den Bedarf im halböffentlichen Bereich wurden 399 Ladepunkte für das Berechnungsjahr 2025 (3,6 Prozent des Gesamtbedarfes), 953 Ladepunkte für das Berechnungsjahr 2030 (2,7 Prozent des Gesamtbedarfes) und 1.171 Ladepunkte für das Berechnungsjahr 2035 (2 Prozent des Gesamtbedarfes) berechnet.
 
An Unternehmen werden 3.745 Ladepunkte (34,1 Prozent des Gesamtbedarfes) im Jahr 2025, 8.541 Ladepunkte (23,8 Prozent des Gesamtbedarfes) im Jahr 2030 und 11.236 Ladepunkte (18,8 Prozent des Gesamtbedarfes) für 2035 erwartet.
 
Substitution der AC-Lader durch Hochleistungs-Ladestationen denkbar

Aufgrund der hohen Flächennutzungskonkurrenz am Straßenrand wird sich die hohe Anzahl an AC-Ladesäulen voraussichtlich nicht einrichten lassen. Die Studie geht davon aus, dass durch den verstärkten Aufbau einer leistungsstärkeren DC-Ladeinfrastruktur die Anzahl der AC-Lader deutlich verringert werden kann.
 
Daher wurde für die Studie der Substitutionseffekt für die bestehenden DC-Ladehubs im Untersuchungsgebiet simuliert. Unter Berücksichtigung der technisch möglichen Vollauslastung der DC-Lader – das maximale Reduzierungspotential – wurden für den öffentlichen Bereich 677 Ladepunkte für das Berechnungsjahr 2025, 1961 Ladepunkte für 2030 und 2590 Ladepunkte für 2035 prognostiziert. Somit ergibt sich eine Reduzierung des öffentlichen Ladepunktebedarfs von 31 Prozent (2025), 12 Prozent (2030) sowie 4 Prozent (2035). Die Abnahme des Substitutionseffektes über die Jahre hinweg ist auf die absolute Zunahme der Elektrofahrzeuge und auf die einhergehende Auslastung der DC-Lader zurückzuführen. Das Ergebnis der Untersuchung wird in den nächsten Jahren regelmäßig evaluiert und ggf. angepasst. 
 
Ausblick
In Kürze wird eine externe Ausschreibung zur Standortfestlegung für die bis 2035 voraussichtlich noch erforderlichen Ladesäulen starten, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Die hier festgelegten Standorte können dann auf Antrag von E-Ladeinfrastrukturbetreibern umgesetzt werden. Die dynamische Weiterentwicklung des Themas Elektromobilität, sowohl im Bereich der PKW- und Batterieherstellung als auch im Bereich der Energiespeichertechnologie, wird auch künftig eine stetige Anpassung der städtischen Strategien erfordern.
 
Parallel zu den städtischen Planungen laufen derzeit die Aktivitäten des Bundes mit dem Aufbau eines Schnelladenetzes an den Bundesautobahnen und des Schnellladenetzes Deutschland. Die entsprechenden Ausschreibungen sind alle beendet. Die Umsetzung steht unmittelbar bevor. Das Projekt trägt dazu bei, Frankfurt auf dem Weg zu einer flächendeckenden Grundversorgung mit E-Ladeinfrastruktur, beim Erreichen der gesetzlichen Vorgaben und der selbst gesteckten Klimaziele einen großen Schritt weiterzubringen.

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