Wird Populismus zur Gefahr für die Gesundheit?
29.10.2024, 12:25 Uhr
Resilienz stärken: Was das Gesundheitsamt aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen sollte – Einladung zur gemeinsamen Diskussion mit Michel Friedman und Volker Roelcke im Gesundheitsamt
„Beraten. fördern. schützen.“: Die Maxime des Gesundheitsamts Frankfurt
verdeutlicht in drei Worten seine heutigen Kernaufgaben. Rund 90 Jahre zuvor,
während des Nationalsozialismus, verfolgte es gänzlich andere Ziele und
spielte, ebenso wie sämtliche Gesundheitsämter im Nationalsozialismus auch,
eine zentrale Rolle bei der sogenannten erbgesundheitlichen und
sozialhygienischen Überwachung der Bevölkerung.
Vor dem Hintergrund aktueller autoritär-populistischer Strömungen lädt das
Gesundheitsamt am Dienstag, 19. November, um 16.30 Uhr zur Veranstaltung
„Wird Populismus zur Gefahr für die Gesundheit? Resilienz stärken: Was das
Gesundheitsamt aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen sollte“ ein.
Gemeinsam mit seinen Gästen, darunter Prof. Michel Friedman, Jurist und Publizist,
Prof. Volker Roelcke, Medizinhistoriker und Mitglied der Lancet-Kommission zum
Thema Medizin und Holocaust, und der Öffentlichkeit soll diskutiert werden, wie
es mit Blick auf Geschichte und Gegenwart gelingen kann, eine inklusive und
gerechte Gesundheitsvorsorge und -versorgung gegenüber extremistischen
Einflüssen resilient zu machen. Dr. Peter Tinnemann, Leiter des
Gesundheitsamts, moderiert die Veranstaltung.
Während der NS-Zeit erfassten die Gesundheitsämter die Bevölkerung, schlossen
Jüdinnen und Juden von der Gesundheitsversorgung aus, erteilten oder
verweigerten Heiratsgenehmigungen und ordneten Zwangssterilisationen an. Die
Verquickung medizinischer Institutionen mit staatlicher Macht ermöglichte
verheerende Missbräuche und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
„Der Ausschluss bestimmter Personengruppen von der Gesundheitsversorgung und
die systematische Aussonderung von Fürsorgebedürftigen gehört zu den dunkelsten
Teilen der Geschichte der Bevölkerungsmedizin und darf nie wieder vorkommen“,
sagt Elke Voitl, Dezernentin für Soziales und Gesundheit. Tinnemann ergänzt:
„Angesichts des Erstarkens extremistischer Stimmen in Deutschland ist es
notwendig, dass die Gesundheitsämter klar gegen jede Form von
menschenverachtender Diskriminierung und den dazugehörigen Ideologien gestärkt
werden.“
Die Veranstaltung „Wird Populismus zur Gefahr für die Gesundheit? Resilienz
stärken: Was das Gesundheitsamt aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen
sollte“ wirft die Frage auf, wie sich die Unabhängigkeit der Ärztinnen und
Ärzte in den Gesundheitsämtern angesichts ihrer historischen Verantwortung
sicherstellen lässt. Der Arztberuf ist ein freier Beruf, Gesundheitsämter
sollen auch in Zukunft ärztlich geleitete medizinische Einrichtungen bleiben,
die auf der Grundlage evidenzbasierter wissenschaftlicher Erkenntnisse
arbeiten.
Im Zentrum der Veranstaltung steht der Diskurs, wie Gesundheitsämter heute
gegen jede Form von Diskriminierung gestärkt werden und so ihrer Aufgabe frei
von menschenverachtenden Einflüssen nachkommen können: Die Gesundheit jedes
Einzelnen sowie der gesamten Bevölkerung in Deutschland unabhängig von
Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Identität, Alter, chronischen
Erkrankungen und Behinderungen, Religion, Hautfarbe oder rechtlichem Status ist
zu gewährleisten.
Nach der Begrüßung durch Voitl führt Tinnemann in die Thematik ein. Es sprechen
Prof. Roelcke, Dr. Kristina Böhm, Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen
und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdiensts, und Prof. Dr. Dr. René
Gottschalk, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Öffentliche Gesundheit
und Bevölkerungsmedizin und ehemaliger Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt,
sowie Prof. Friedman.
Die Gäste der Veranstaltung sind eingeladen, sich an der Diskussion zu
beteiligen, wie das Gesundheitsamt aus der Vergangenheit und Gegenwart für die
Zukunft lernen kann und resilient gegenüber extremistischen Strömungen wird.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, eine Anmeldung per E-Mail an gesundheitsamt@stadt-frankfurt.deInternal Link ist erforderlich.