Oberbürgermeister Josef gedenkt mit Gästen des deutschen Widerstands von 1933 bis 1945
21.07.2024
„Ehren wir das Andenken der Männer und Frauen, die im Widerstand gestorben sind“
Vor 80 Jahren, am 20. Juli 1944, scheiterte das
Attentat auf Adolf Hitler, das eine Gruppe rund um Claus Schenk Graf von
Stauffenberg plante. Viele weitere mutige Menschen organisierten sich ebenfalls
im Widerstand gegen die Grausamkeiten des Nationalsozialismus und beteiligten
sich an diesem Umsturzversuch. An diese Frauen und Männer des deutschen
Widerstands von 1933 bis 1945 wurde am Sonntag, 21. Juli, in der Paulskirche
gedacht.
Oberbürgermeister Mike Josef begrüßte die Gäste der Gedenkstunde im Namen der
Stadt und erinnerte daran, dass neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg,
Albrecht Mertz von Quirnheim, Friedrich Olbricht und Werner von Haeften
insgesamt 150 Verschwörer bei ihrem Aufstand des Gewissens gegen eine Diktatur
ihr Leben verloren – unter ihnen auch Hessen und Frankfurter mit Generaloberst
Ludwig Beck aus Biebrich oder der frühere hessische Innenminister Wilhelm
Leuschner. „Sie haben damals aufbegehrt gegen ein Unrechtsregime und haben ihr
Leben gegeben für ein freies und humanes Deutschland“, sagte der
Oberbürgermeister. Dabei lehrten die Ereignisse, dass Gewissensentscheidungen
und aktiver Widerstand auch unter den widrigsten Bedingungen und unter einer
autoritären Terrorherrschaft möglich sind, und der Preis dafür sehr hoch sei.
Josef blickte in seiner Rede auf den aktiven Widerstand in Frankfurt zurück:
Kriminalinspektor Christian Fries stand mit einer Gruppe von Menschen 1944
bereit, den von den Verschwörern des 20. Juni vorbereiteten Staatsstreich auch
in Frankfurt in Gang zu bringen. Sie standen in Verbindung mit Wilhelm
Leuschner in Berlin. Die mehrheitlich aus Kriminalbeamten bestehenden
Verschwörer sollten nach einem geglückten Attentat auf Hitler die Geheime
Staatspolizei entwaffnen, den Rundfunk besetzen und den NS-Gauleiter
festnehmen. Als die dramatischen Ereignisse sich überschlugen und bekannt wurde,
dass das das Attentat auf Hitler gescheiterte war, brach Fries die für
Frankfurt geplanten Aktionen ab. Dank der Standfestigkeit von Leuschner, der
unter Folter nur jene Verbindungen preisgab, die bekannt waren, blieben die
Verschwörer um Fries unentdeckt.
Auch heute, in einer Zeit, in der wir in einer funktionierenden Demokratie und
in einem gefestigten Rechtsstaat leben, brauche es mutige Verteidiger der
Verfassung, des Rechts und auch des Sozialstaates, betonte Josef: „Indem wir
uns für unsere Demokratie einsetzen und Verantwortung für Staat und
Gesellschaft übernehmen, ehren wir das Andenken und das Vermächtnis der Männer
und Frauen aus dem Widerstand, die für diese Ideen gestorben sind. Die
Geschichte lehrt, wenn es diese Menschen braucht, ist es zu spät. Es ist
wichtig, es nicht soweit kommen zu lassen.“ Der Oberbürgermeister verwies
darauf, dass die Demokratie und die Freiheit unter Druck und gefährdet seien.
„Verteidigen allein aber reicht nicht. Wir Demokraten müssen die Zweifler
überzeugen. Mehr noch: Wir müssen sie begeistern für eine freiheitliche und
gerechte Gesellschaft und für ein soziales Land, das seinen Bürgerinnen und
Bürgern Aufstieg und Erfolg ermöglicht“, sagte Josef.
Während des anschließenden Podiumsgesprächs diskutierten Thomas Altmeyer,
Politikwissenschaftler und Leiter des Studienkreises Deutscher Widerstand
1933-1945 sowie des Geschichtsorts Adlerwerke, Ernst Gerhardt, Stadtkämmerer
a.D., Stadtältester und Zeitzeuge, der sich an die Ereignisse erinnert, und
Gemma Pörzgen, Journalistin und Enkelin des christlichen Gewerkschafters und
Widerstandskämpfers Heinrich Körner, über die Ereignisse der 20. Juli und die
Lehren des Widerstands. Pörzgen ist zudem Mitinitiatorin des Aufrufs „Aus der
Geschichte lernen, die Demokratie stärken“. Er wurde von Angehörigen und
Nachkommen rund um den Widerstand vom 20. Juli unterzeichnet. Matthias
Trautsch, Journalist der FAZ, moderierte das Gespräch. Im Anschluss fand ein
stilles Gedenken am Mahnmal für die Opfer der Gewaltherrschaft an der Paulskirche
statt.