„Kosten der Wärmewende sozial gerecht verteilen“
07.10.2024, 12:22 Uhr
Kämmerer Bergerhoff fordert Klarheit zur Umwidmung der Gasnetze
„Die Wärmewende zählt gegenwärtig zu den größten Herausforderungen der
Städte“, sagt Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff. „Daher begrüße ich die jüngsten
Präsidiumsbeschlüsse des Deutschen Städtetages hierzu. Fernwärme und eine
verlässliche Wasserstoffinfrastruktur spielen in der klimaneutralen
Wärmeversorgung der Zukunft ganz zentrale Rollen. Für den Ausbau müssen schon
heute umfassende und weitreichende Investitionsentscheidungen unter großen
Unsicherheiten getroffen werden.“
In puncto Fernwärme sieht Bergerhoff die Stadt Frankfurt weit vorne: „Wir haben
bereits notwendige Weichenstellungen getroffen. Unser Energieversorger Mainova
plant, bis 2040 etwas mehr als 40 Prozent der Stadt zu 100 Prozent klimaneutral
mit Fernwärme zu versorgen. Auch die Süwag erwägt, Fernwärme in den von ihr
betriebenen Stromnetzgebieten auszubauen. Ohne finanzielle Planungs- und
Investitionssicherheit wird jedoch der Ausbau effizienter Wärmenetze
einbrechen. Ein entscheidender Hebel zur Erreichung der Klimaziele ist, dass Fernwärme
auch in Zukunft mittels hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden
kann. Deshalb sollte der Bund die Förderung hierfür mindestens bis zum Jahr
2035 verlängern, deutlich aufstocken und damit absichern.“
Außerdem müsse Geothermie als wichtige Wärmequelle stärker in den Blick
genommen werden: Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten vereinfacht und
beschleunigt werden. „Durch eine entsprechende Regulierung könnten auch weitere
Potenziale zur Abwärmenutzung gehoben werden, beispielsweise durch eine
weitergehende Anschlusspflicht von Rechenzentren an Wärmenetze“, ist Bergerhoff
überzeugt.
Auch im Hinblick auf die Transformation der bestehenden Gasnetze unterstützt
Bergerhoff den Städtetag, der die Rolle von klimaneutralem Wasserstoff für den
Industrie- und Wirtschaftsstandort Deutschland betont. „Insbesondere eine
konkrete Regulierung zum Umbau und der teilweisen Stilllegung der vorhandenen
Erdgasnetze ist von erheblicher Relevanz. Denn diejenigen Teile der
Erdgasnetze, die nicht für Wasserstoff umgenutzt werden, gehören zu den
‚stranded assets‘ – also‚ gestrandeten Vermögenswerten. Das sind
Infrastrukturen, die schon bald nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nutzbar
sind“, erläutert Bergerhoff. „Ich setze mich dafür ein, dass stillgelegte Gasleitungen
nach technischer Sicherung im Boden verbleiben oder umgenutzt werden dürfen und
nur im Bedarfsfall zurück gebaut werden müssen. Hierfür muss der Bund eine
geordnete Transformation der Erdgasversorgung sicherstellen. Die Städte und
ihre Energieversorgungsunternehmen brauchen schnell Klarheit über den Prozess
zur teilweisen Stilllegung oder Umwidmung der Gasnetze. Für die Bürger:innen,
die für ihre Wärmeversorgung noch länger auf das Erdgasnetz angewiesen sind,
müssen die Netzentgelte bezahlbar bleiben.“
Der Bund müsse auch schnellstmöglich eine Prognose über die künftige
Verfügbarkeit und den Preis von Wasserstoff ermöglichen. „Gerade jetzt, in der
Übergangsphase zur Klimaneutralität, brauchen wir eine sichere, bezahlbare und
wirtschaftlich tragfähige Energieversorgung“, fordert Bergerhoff. „Die Kosten
der Wärmewende müssen sozial gerecht verteilt werden. Denn Energie darf kein
Luxusgut sein.“