„Koproduktive Landschaft Frankfurt Nordwest“: Fachtagung diskutiert den Landschaftsraum westlich der A5
27.05.2024, 16:46 Uhr
Das Stadtplanungsamt hat unter
der Schirmherrschaft des Dezernenten für Planen und Wohnen, Marcus
Gwechenberger, am 15. Mai eine ganztägige Fachtagung zum Thema „Koproduktive
Landschaft Frankfurt Nordwest“ ausgerichtet. Wichtigstes Thema war die
Qualifizierung des Landschaftsraums westlich der Autobahn A 5 im
Untersuchungsbereich einer möglichen städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme
Frankfurt Nordwest. Eingeladen waren eine Vielzahl ausgewählter Expertinnen und
Experten aus Forschung und Lehre, aus qualifizierten Planungsbüros und
Institutionen, aus der Stadtverwaltung sowie aus der Landwirtschaft. Am
Vormittag widmeten sich die rund 70 Teilnehmenden in Arbeitsgruppen mit großem
Engagement dem Charakter einer möglichen koproduktiven Landschaft mit den
Elementen „Koproduktive Landwirtschaft“, „Stadt-Land-Übergang“,
„Energiewirtschaft und Stoffkreisläufe“ sowie „Freizeit, Erholung und
Diversität“ und konkretisierten geeignete Maßnahmen. Der Nachmittag war
Diskussionsforen vorbehalten, in denen Umsetzungsstrategien,
Beteiligungsformate und kommunale Steuerungsinstrumente erörtert wurden. Die
breit angelegte Basis der teilnehmenden Fachdisziplinen führte zu konstruktiven
Beiträgen, zu einem gemeinsamen Verständnis, so dass die Fachtagung als
gelungener Auftakt für einen weiterzuführenden Dialogprozess verstanden werden
kann.
Katrin Bohn, Geschäftsführerin des Planungsbüros Bohn & Viljoen,
befürchtet, dass den heutigen landwirtschaftlichen Flächen westlich der
Autobahn A5 die landwirtschaftliche Nutzung aufgrund des vorherrschenden
Flächen- und Nutzungsdrucks in spätestens 50 bis 100 Jahre entzogen sein könnte
und die daher eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Weiterentwicklung dieses
Raums fordert. Sie sagte: „Das wirklich Einzigartige ist, dass es mit dem
Projekt eine historische Chance gibt – man hat nämlich die Möglichkeit,
gemeinsam im Dialog mit den Flächennutzern, vor allem den Landwirten, ein
Gebiet zu entwickeln, was möglicherweise sonst dauerhaft für die Landwirtschaft
verloren geht.“
Für Gabriele Niessen, Mitglied im Consilium, steht die anzustrebende Funktions-
und Nutzungsvielfalt des Raums im Vordergrund. Sie sagte: „Selbstverständlich
muss ein Raum multicodiert sein und er muss mit mehreren Funktionen und mit
mehreren Nutzungen auch in unserer heutigen Zeit funktionieren.“ Dies sieht der
Kreislandwirt Matthias Mehl hingegen kritisch. „Wir haben große Sorgen wegen
der Nutzungskonflikte, das heißt, wenn sehr viele Leute dort ihre Freizeit
verleben wollen, dann kollidieren sie mit den Landwirten, die ihre Flächen
bewirtschaften müssen", sagte er.
Einen anderen Aspekt nimmt Prof. Jan Dieterle von der University of Applied
Science Frankfurt aus den Diskussionen mit. Er betonte, wie vielgestaltig die
Landwirtschaft mit ihren Bewirtschaftungsformen und Belangen ist. Sein Resümee
lautete: „Ich habe heute viel über die Landwirtschaft gelernt und ich muss
sagen, die Landwirtschaft ist genauso vielfältig, wie Nutzungen in der Stadt.“
Gwechenberger zog am Ende der Veranstaltung ein positives Fazit: „Mir ist
wichtig, dass wir nicht Stadt gegen Landschaft stellen, sondern dass wir
gemeinsam eine tragfähige Zukunftsstrategie entwickeln und auch mit den
Nachbarkommunen in regem Austausch bleiben.“
Zum Hintergrund
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt am Main hat im Dezember
2017 beschlossen, im Bereich „Frankfurt Nordwest" die Voraussetzungen für
eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme auf Basis des städtebaulichen
Entwurfsbeitrags „Quartiere im Kreislauf“ des Planungsteams cityförster
architecture + urbanism, Hannover, mit urbanegestalt, Köln, zu prüfen. In der
aktuellen Phase der vorbereitenden Untersuchungen wird die Machbarkeit und die
Wirtschaftlichkeit des Projekts evaluiert. Die Vorlage einer
städtebaulichen Entwicklungssatzung für den Bereich Frankfurt Nordwest ist in
Vorbereitung und könnte möglicherweise im Verlauf des Jahres 2025 zur
Beschlussreife gelangen. Sie würde die Voraussetzung von bis zu 6800 Wohnungen
für rund 17.000 Menschen schaffen sowie Raum für bis zu 5300 Beschäftigte
bieten.
Weitere Hinweise und Informationen zum Projekt finden sich unter stadtplanungsamt-frankfurt.deExternal Link.