Impuls für eine regionale Landschaftsgestaltung
11.06.2024, 15:05 Uhr
Rückblick und Fazit zum Symposium
„Rhein-Main Landscaping“ oder: Die immer neue Landschaft
Rund vierzig Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung der
Kommunen der Region Rhein-Main diskutierten am Mittwoch, 29. Mai, in Frankfurt
am Main mit Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis über gemeinsame
Strategien zur Gestaltung der Landschaft.
Insgesamt trat ein ThinkTank aus 50 Personen zusammen, der fachliche,
praktische und politische Perspektiven zu einer metropolitanen Landschaft im
Wandel sondierte und zum Ergebnis kommt, dass gemeinsame Experimentierräume mit
thematischer Schwerpunktsetzung das interkommunale Handeln befördern und
vorbildliche Wege regionaler Kooperation aufzeigen können.
Referentinnen und Referenten der Veranstaltung
- Prof. Marcus Gwechenberger, Stadt Frankfurt am Main
- Prof. Dennis Knese, Frankfurt University of Applied Sciences
- Sophia Hartwig, Hartwig Landschaftsarchitektur, Stuttgart
- Prof. Dirk Löhr, Hochschule Trier
- Prof. Sören Schöbel-Rutschmann, Technische Universität München
- Prof. Kai Vöckler, HfG Offenbach
- Prof. Kerstin Schulz, Hochschule Darmstadt
- Prof. Mario Tvrtkovic, Hochschule Coburg
- Kjell Schmitt, Geschäftsführer Regionalpark gGmbH
- Prof. Lamia Messari-Becker, Staatssekretariat
Die gemeinsame Veranstaltung des Bunds Deutscher Architektinnen und Architekten
(BDA) Hessen, Deutschen Architekturmuseums (DAM) und Urban Media Projects
„Rhein-Main Landscaping“ befasste sich mit den auf die Landschaft einwirkenden
Einflussfaktoren aus Mobilität, Landwirtschaft, Nutzung, Bodenpolitik sowie
Energie und Ressourcen, die oft behandelt werden, ohne dabei das Bild der
Landschaft zu berücksichtigen. Die im Rahmen des Großen Frankfurter Bogen
geförderte Veranstaltung hatte das Ziel, die Gemeinden miteinander ins Gespräch
zu bringen und eine integrierte Sicht auf die gemeinsame Region zu stärken.
Dass dies notwendig ist, zeigte Sören Schöbel-Rutschmann in seinem
Impulsvortrag. Wird die Energieproduktion nicht als Teil der
Landschaftsgestaltung verstanden, verstärkt sie nur weiter das Akzeptanzproblem
für erneuerbare Energien. Das europäische Ausland ist hierin deutlich weiter
als Deutschland. Schöbel-Rutschmann hielt einen der Fachvorträge, die ins Thema
einleiteten.
Dirk Löhr zeigte, wie sehr Bodenpolitik und Bodenpreisentwicklungen die
unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung zwischen verstädterter Region und
ländlichen Gebieten auseinandertreibt. Da die Landwirtschaft vielfach auf
gepachteten Böden betrieben wird, sorgen Subventionen für steigende Boden- und
Pachtpreise.
Sophia Hartwig zeigte das Potenzial der Landschaftsarchitektur, gemeinsame
Strategien über kommunale Grenzen hinweg zu befördern. Sie stellte unter
anderem die interkommunale Landesgartenschau im baden-württembergischen Remstal
und die Streuobstrouten der Region Frankfurt Rhein-Main vor.
Denis Knese schließlich zeigte, wie eng Raumwahrnehmung und Mobilität
zusammenhängen. Eine gezielte Gestaltung kann wesentlich dazu beitragen, welche
Verkehrsmittel Menschen wählen. Sicherheit und Erlebnis sind wichtige Elemente,
die es dabei zu berücksichtigen gilt.
In drei Panels diskutierten anschließend die insgesamt über 50 Teilnehmenden
über Herausforderungen und mögliche gemeinsame Projekte in der Region.
Einigkeit bestand darin, dass ein gemeinsames Handeln in dieser Zeit der
Transformation wichtig ist, aber auch, dass enge Regularien vielfach
verhindern, dass ein solches Handeln möglich wird. Es wurde deswegen
vorgeschlagen, analog zum Gebäudetyp E in der Architektur gemeinsame Experimentierräume
im Bereich der Landschaft zu öffnen und zu schaffen, um Projekte leichter
umsetzen zu können. Auch ein Format wie eine Landesgartenschau kann hilfreich
sein, die gemeinsamen Projekten einen Termin setzt. In welchem Format ein
solcher Experimentierraum angeboten wird, ist letztlich weniger entscheidend.
Hierfür bieten sich auch Regionalen nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens oder
Reallabore an. Wichtig ist, dass ein Format gefunden und ein gemeinsames
Thema definiert wird, das die interkommunale Zusammenarbeit voraussetzt – und
neue positive, identitätsstiftende Momente zwischen den Kommunen setzt.
Staatssekretärin Prof. Lamia Messari-Becker, Hessisches Ministerium für
Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, betonte auf der
Veranstaltung die Relevanz solcher Kooperationen. „Die interkommunale
Zusammenarbeit beim Umgang mit der Fläche ist für die Entwicklung der
Landschaftsräume und Zwischenräume im Siedlungsgefüge des Großen Frankfurter
Bogens gerade in Anbetracht der Nachhaltigkeitsziele dringend geboten. Denn
Fläche ist die einzige nicht vermehrbare Ressource“, sagte die Staatssekretärin
gegenüber den rund 90 Gästen, die zur öffentlichen Ergebnispräsentation im DAM
Ostend zusammenkamen.
„Stadt und Landschaft müssen zusammen gedacht und geplant werden. In der
Rhein-Main-Region gibt es verschiedene Landschaftsräume, die maßgeblich zur
Lebensqualität beitragen. Ich finde es gut, dass bei der Tagung der Fokus auf
Projekte gelegt wurde, die von mehreren Kommunen zusammen umgesetzt werden
können“, sagte Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen.
Dabei solle und müsse „jede Kommune sich mit ihren Stärken und Potentialen
einbringen, die idealerweise in mehrfache Nutzungen übersetzt werden, um
Ressourcen zu schonen und unsere Region nachhaltig weiterzuentwickeln. So
können wir gemeinsam lebenswerte und zukunftsfähige Räume schaffen, die den
Bedürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger gerecht werden und den Charakter
unserer Region widerspiegeln“, sagte die Maintaler Bürgermeisterin Monika
Böttcher.