Frankfurt fordert vom Land Vergütungsfonds für Drogenkranke
10.10.2024, 12:17 Uhr
Konsumräume versorgen inzwischen 55,7 Prozent Menschen von außerhalb
Im Streit um die Versorgung auswärtiger Drogenkranker haben
Oberbürgermeister Mike Josef und Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl
einen hessenweiten Vergütungsfonds angeregt. „Im vergangenen Jahr kamen erneut
mehr als die Hälfte der Nutzer:innen unserer Konsumräume aus den Umlandkommunen
– oder sogar aus anderen Bundesländern. Nur weil diese Kommunen keine eigenen Hilfseinrichtungen
anbieten, muss Frankfurt für ganz Hessen mitbezahlen“, erklärten Josef und
Voitl. Städte ohne eigene Konsumräume müssten sich daher an den Kosten der
Stadt Frankfurt zumindest beteiligen, wenn sie ihren Schutzauftrag ernst
nähmen.
Laut einer aktuellen Auswertung des Sozialdezernats kommen die meisten
auswärtigen Drogenkranken aus Offenbach (67) und Darmstadt (44) in die
Frankfurter Konsumräume. Dicht dahinter folgen mit Aschaffenburg (38) und
München (37) zwei bayerische Städte. Auf Platz fünf liegt die
rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz (35). Insgesamt sind auf der Liste
der 20 häufigsten Herkunftsorte fünf Städte aus Bayern und zwei aus
Baden-Württemberg zu finden. Aus Frankfurt selbst stammten im vergangenen Jahr
1251 hilfesuchende Menschen und damit 44,3 Prozent der Drogenkranken. 2022
waren es 44,4 Prozent (1414 Menschen).
„Diese Zahlen zeigen, so wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagte der
Oberbürgermeister. „Dass wir eine Erstversorgung übernehmen, kann ich noch
akzeptieren, aber andere Kommunen und Länder sind dann auch in der Pflicht,
diesen Menschen zu helfen. Den Weg werden wir konsequent weitergehen und ich
wünsche mir, dass das Land Hessen uns dabei unterstützt. Ich habe schon mal
gesagt, Frankfurt kann nicht halb Süddeutschland versorgen.“
In den vier Frankfurter Konsumräumen haben im Jahr 2023 insgesamt 105.791 Mal
Schwerstkranke unter Aufsicht Drogen konsumiert. Die Hilfeeinrichtungen
verfügen über 37 Plätze für den intravenösen Konsum und 17 Rauchplätze. Das Institut
für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences wertet die
Nutzerdaten im Auftrag des Drogenreferats der Stadt jährlich aus. Die
nächstgelegenen Konsumräume außerhalb Frankfurts befindet sich in Karlsruhe,
Bonn und Saarbrücken. In Hessen gibt es außer in Frankfurt keinen weiteren
Konsumraum.