Frankfurt feiert den Tag der biologischen Vielfalt
20.05.2025, 12:07 Uhr

Am 22. Mai blickt die Stadt auf erfolgreiche Maßnahmen zum Erhalt der heimischen Natur
„Biodiversität ist weit mehr als ein abstrakter Begriff. Jeder Baum, jede
Wiese, jedes Insekt in unserer Stadt erzählt eine Geschichte vom Leben – und
wir tragen die Verantwortung, diese Geschichten zu bewahren“, betont Klima- und
Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodríguez. „In Frankfurt setzen wir alles
daran, diese Vielfalt zu schützen, zu fördern und erlebbar zu machen – nicht
nur für die Natur selbst, sondern auch für kommende Generationen, die in einer
lebenswerten und ökologisch vielfältigen Stadt aufwachsen sollen.“
Ein zentrales Instrument dafür ist die Frankfurter Biotopkartierung, die in
diesem Jahr auf ihr 40-jähriges Bestehen zurückblickt. Seit 1985 werden
systematisch wertvolle Biotopflächen in Frankfurt erfasst und bewertet. Durch
dieses Wissen konnten zahlreiche Lebensräume gesichert, renaturiert oder
entwickelt werden. Die Kartierung dient unter anderem auch als wichtige
Grundlage für das Arten- und Biotopschutzkonzept (ABSK). Ein Beispiel für
die praktische Umsetzung des ABSK sind die Maßnahmen am Heiligenstock – ein
Gebiet, das sich durch ausgedehnte Streuobstbestände auszeichnet. Im Jahr
2023 wurden dort vorhandene Kirsch- und Pflaumensorten erfasst und
identifiziert. Unter diesen Sorten war eine Anzahl von Raritäten und
Regionalsorten, die bisher nur am Heiligenstock aufgefunden wurden. Die
besonders seltenen und gefährdeten Obstsorten werden nun nachgezüchtet und
anschließend wieder in die Landschaft gepflanzt. Damit trägt Frankfurt aktiv
zum Erhalt alter, regionaltypischer Obstsorten bei – eine Maßnahme, die nicht
nur kulturhistorisch wertvoll ist, sondern auch die genetische Vielfalt stärkt.
Naturnahe Auenlandschaft
am Fechenheimer Mainbogen
Ein weiteres großes Projekt ist die Gestaltung des Fechenheimer Mainbogens.
Dieser ist das größte unbebaute Auengebiet in Frankfurt und ein besonderer
Erholungsraum im Frankfurter GrünGürtel. Im Jahr 2015 wurde damit begonnen, den
Mainbogen wieder in eine naturnahe Auenlandschaft mit Gewässern, Auwäldern und
Wiesen zu verwandeln. Tiere und Pflanzen erhalten neue wertvolle Lebens- und
Rückzugsräume und die Menschen attraktive Naherholungsräume in der Natur.
Neben diesen Projekten spielt auch die Pflege des städtischen Grüns eine
zentrale Rolle. So verwendet das Grünflächenamt bei Neupflanzungen die
Frankfurter Baumliste, die 184 standortgerechte und ökologisch wertvolle Arten
umfasst. Die gekennzeichneten Bäume bieten einen Beitrag zur tierischen
Artenvielfalt und wirken dem Rückgang unter anderem der Hummel- und
Bienenpopulationen entgegen. Sie bieten zudem Nahrung und Lebensraum für
Insekten, Vögel und Kleinsäuger. In Parkanlagen werden gezielt heimische Sträucher
wie Schlehe, Schwarzer Holunder oder Weißdorn sowie heimische Bäume wie
Feldahorn, Vogelkirsche, Winterlinde, Hainbuch gepflanzt, die nicht nur
Insekten anlocken, sondern auch Vögeln und Kleintieren Nahrung und Unterschlupf
bieten. Diese sorgfältige Auswahl stärkt die Widerstandsfähigkeit der urbanen
Natur und fördert die Artenvielfalt in Flora und Fauna im gesamten Stadtgebiet.
Auch Frankfurts Wiesen und Weiher leisten einen wertvollen Beitrag zur
biologischen Vielfalt. Wiesenflächen beherbergen – bei naturnaher Pflege – mehr
als die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.
Hummeln, Bienen, Schmetterlinge, Libellen und viele andere Insekten besuchen zu
allen Jahreszeiten die Blüten auf den Wiesen. Besonders reich an Arten sind auch
die Teiche und Weiher in städtischen Parks wie im Ostpark, Rebstockpark oder
Stadtpark Höchst: Hier leben Frösche, Molche, zahlreiche Fischarten und
zahlreiche Wasservögel – vom Graureiher bis zur Stockente. Der Bewuchs mit
Schilf, Rohrkolben oder Seerosen bietet nicht nur Lebensräume, sondern erhöht
auch die ökologische Qualität im städtischen Raum.
Einen besonderen Beitrag zu Frankfurts Biodiversität leisten auch der Palmengarten und der Botanische Garten. Dort entstehen seit 2021 auf vormals kurz gemähten Rasenflächen artenreiche Wiesen, die Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Darüber hinaus kultivieren beide Einrichtungen gefährdete oder sogar in der Natur ausgestorbene Pflanzenarten. Um die biologische Vielfalt zu erhalten, tauschen die Gärten außerdem Saatgut im Rahmen eines internationalen Netzwerks von Botanischen Gärten und beteiligen sich an Wiederansiedlungen. Auch die Pflanzenzucht folgt ökologischen Prinzipien: In der Gärtnerei des Palmengartens kommen organischer Dünger, biologische Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge wie Florfliegenlarven und fast ausschließlich torffreie Substrate zum Einsatz – ein aktiver Beitrag zum Moor- und Insektenschutz.
Frankfurt zeigt: Biodiversität braucht nicht zwingend nur große Naturschutzgebiete – sie kann und muss auch mitten in der Stadt wachsen und gedeihen. Die Stadt lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, ihren Beitrag zu leisten – durch naturnahe Gärten, Verzicht auf Pestizide oder das Pflanzen heimischer Arten auf dem Balkon. Weitere Informationen dazu gibt es unter frankfurt.de/artenschutzInternal Link