Feierstunde zum 100-jährigen Jubiläum der Wahl von Ludwig Landmann als Oberbürgermeister von Frankfurt
03.10.2024, 11:40 Uhr
Anlässlich des 100-jährigen
Jubiläums der Wahl Ludwig Landmanns zum Oberbürgermeister von Frankfurt am Main
lud Oberbürgermeister Mike Josef im Namen des Magistrats der Stadt Frankfurt am
Mittwoch, 2. Oktober, zu einer Feierstunde in den Kaisersaal des Römers.
Die Veranstaltung würdigte das Leben und das Vermächtnis eines visionären
Mannes, der mit seinem Programm des „Neuen Frankfurt“ nachhaltig Spuren in der
Stadtentwicklung und -geschichte hinterlassen hat.
Die Feierstunde begann mit Grußworten von Oberbürgermeister Josef, der die oft
vernachlässigte Bedeutung von Ludwig Landmann für das Neue Frankfurt betonte
und dazu anregte,Landmanns Ansätze gegenwartsbezogen weiterzudenken. Gerade
heute seien seine Ideen wieder hoch aktuell, denn „Landmann war nicht nur ein
Förderer von umfassend gestalteter Stadtentwicklung, sondern auch ein Pionier
für soziale Gerechtigkeit und demokratische Werte“, sagte Josef. Und weiter:
„Ludwig Landmann war der große Modernisierer Frankfurts während der Weimarer
Republik. Er ist nach dem Krieg jahrzehntelang mehr oder weniger vergessen
worden. Verdrängt aus dem Gedächtnis der Stadt. Das wollen und werden wir
ändern! Landmanns Worte: ,Nichts soll uns davon abhalten, großen Zielen
nachzugehen‘, sie gelten auch für unsere Zeit, für unsere Herausforderungen,
wie den Bau bezahlbarer und zugleich lebenswerter Wohnungen, wie den Einsatz
gegen den Klimawandel mit Optimismus und Zukunftsglauben. Die
Reformbewegung ,Neues Frankfurt‘, verkörpert durch Ernst May, Martin Elsässer
und die legendäre Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, die die Frankfurter
Küche erfunden hat, ist nur durch die Tatkraft Ludwig Landmanns zustande gekommen.
Diese Reformbewegung ist auch 100 Jahre nach dem Amtsantritt eines der größten
Oberbürgermeister in der Geschichte unserer Stadt beispielgebend dafür, dass
Mut und gute, richtige politische Entscheidungen untrennbar zusammenhängen.“
Wilhelm von Sternburg, Autor einer Biographie über Landmann, beleuchtete
anschließend in seinem Vortrag Leben und Leistung des ehemaligen Frankfurter
Oberbürgermeisters. Sternburg zeichnete das Bild eines engagierten Demokraten
und Humanisten ohne dessen Wirken das Neue Frankfurt nicht hätte Wirklichkeit
werden können: „Ludwig Landmann wusste, dass eine kluge Kultur- und
weitsichtige Infrastrukturpolitik entscheidende Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Wirtschafts- und Siedlungspolitik sind. Mit dem Neuen Frankfurt
schuf er ein visionäres Modell für eine nachhaltige Stadtentwicklung.“
In der anschließenden Diskussionsrunde konnten Sharon Golan vom Liebling Haus /
White City Centre in Tel Aviv zusammen mit Kulturdezernentin Ina Hartwig
und Planungsdezernent Marcus Gwechenberger Ansätze moderner Stadt- und
Kulturentwicklung mit möglichen Anknüpfungspunkten gegenwärtiger
Entwicklungsansätze an Landmanns Ideen des „Neuen Frankfurts“ verknüpfen.
Hartwig sagte: „In der Amtszeit Ludwig Landmanns entwickelte sich Frankfurt
neben der Hauptstadt Berlin zu der Stadt der Moderne in der Weimarer Republik.
Landmann zählt historisch zu den bedeutendsten Oberbürgermeistern Frankfurts
und hat der Stadt in den acht Jahren, bis die Nationalsozialisten ihn
schändlich aus dem Amt jagten, zu einem historisch beispiellosen und
umfassenden Entwicklungsschub verholfen.“
Gwechenberger betonte: „Ludwig Landmann entwickelte Vorstellungen für die
Stadtentwicklung Frankfurts, die die Stadt und die ganze Region weit über die
1920er Jahren hinaus prägen sollten. Er hatte den Mut, die Kraft und auch das
Geschick seine visionären Ideen umzusetzen. Ein bekanntes Zeugnis sind die
Siedlungen des Neuen Frankfurt: mit Ernst May als Stadtrat verbunden – ohne
Ludwig Landmann nicht denkbar. Seine wirtschaftspolitischen Entscheidungen
waren ebenso wichtig. Er hat die Messe reaktiviert und die Grundlagen
geschaffen, dass Frankfurt heute ein internationaler Verkehrsknoten ist.“
Sharon Golan sagte: „So wie Ludwig Landmann damals die Initiative ergriff,
haben wir es auch in Tel Aviv individuellen Initiativen zu verdanken, dass die
Weiße Stadt heute Weltkulturerbe ist. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg der
Weißen Stadt war – und ist – der qualitativ hochwertige Wohnungs- und
Städtebau. Diese Baukultur sollten wir auch heute wieder aufgreifen.“
Die Jazz-Sektion des Dr. Hoch’s Konservatorium bot die musikalische Umrahmung
mit Jazzstandards, die die 1920er Jahre auch musikalisch in den Kaisersaal
holten.
Die Feierstunde gestaltete sich nicht nur als Hommage an Ludwig Landmann,
sondern war ebenso ein ermutigender Impuls für ein gemeinsames Engagement, das
sich den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft stellt – inspiriert vom
kulturellen Erbe der Stadt Frankfurt.
Ankündigung von Feierlichkeiten und Programm zum 100-jährigen Jubiläum des „Neuen Frankfurts“
Im Rahmen der Feierstunde konnten die ersten Ausblicke auf das anstehende 100-jährige Jubiläum des „Neuen Frankfurt“ in 2025 gegeben werden.In Vorbereitung sind aktuell Ausstellungen des Deutschen Architekturmuseums, des Historischen Museum Frankfurt und des Museum Angewandte Kunst. Die Inhalte aller Ausstellungsprojekte nehmen dabei die aktuelle Wohnungsnot, die vielfältigen Auflagen an die Erschließung neuer Stadtsiedlungen und Fragen einer sozialen und ökologisch nachhaltigen Stadt in den Blick, die die Frage nach der Lebensqualität aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigt. Auf Basis dieser drei Ausstellungsprojekte erarbeiten die Museen gemeinsam mehrere Veranstaltungen, die mit Podiumsdiskussionen, Vortragspanels, Workshops und Tandem-Führungen diskursive Brücken in die Stadtgesellschaft schlagen.
Im Historischen Museum beschäftigt sich das Stadtlabor am Beispiel von drei Frankfurter Siedlungen, darunter die Carl-von-Weinberg Siedlung (Neues Frankfurt) mit den Auswirkungen von Privatisierungen und Sanierungen auf die Bewohnerschaft.
Das Deutsche Architekturmuseum nimmt – von der Römerstadt in Frankfurt ausgehend – die aktuellen Entwicklungen von Stadtquartieren in Deutschland exemplarisch an acht Projekten in den Fokus.
Das Museum Angewandte Kunst entwickelt eine Reihe von Ausstellungen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Neuen Frankfurts Programm auseinandersetzen.
Außerdem sind Lampion-Feste in den Siedlungen des Neuen Frankfurts ab 2025 bis 2030 geplant – inspiriert von den historischen Lampion-Festen, die 1931 in den Siedlungen Römerstadt, Bornheimer Hang, Riederwald und Heimatsiedlung gefeiert wurden. Die Lampion-Feste, die zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Siedlungen entwickelt werden, sind eine gute Gelegenheit für Besucherinnen und Besucher der Stadt aber auch für Frankfurterinnen und Frankfurter die Siedlungen vor Ort besser kennenzulernen.
Die Organisation der Lampion-Feste erfolgt kooperativ, aktuell übernimmt das Deutsche Architekturmuseum (DAM) die Koordination. „Das DAM freut sich diese Idee aus der Stadtgesellschaft aufnehmen zu können und mit den Lampion-Festen ein Spotlight auf die Siedlungen des Neuen Frankfurts zu richten. Die Feste sind eine ausgezeichnete Gelegenheit für Besuchende und Frankfurterinnen und Frankfurter, die Siedlungen zu besuchen – die man auch als 1:1-Ausstellungen von Architektur und Stadtentwicklung sehen kann. Der kooperative Ansatz bei der Entwicklung der Feste ist uns dabei besonders wichtig“, sagt Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin des DAM. Die Lampion-Feste können und sollen zusammen mit der Stadtgesellschaft und Siedlungsbewohnerschaft entstehen.
„Ludwig Landmanns Vision für ein freies und demokratisches Frankfurt inspiriert uns auch heute. Auch sein unermüdlicher Einsatz für wirtschaftliche Innovation legte den Grundstein für eine Stadt, die Chancen für alle schafft. Er erkannte die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Positionierung über die traditionellen Frankfurter Handels- und Finanzdienstleistungen hinaus und trug maßgeblich dazu bei, dass Frankfurt als Industrie- und Gewerbestandort attraktiv wurde. In diesem Sinne arbeiten wir für ein offenes und vielfältiges Frankfurt heute, morgen und übermorgen“, sagt Stadträtin Stephanie Wüst.
„Lampion-Feste eignen sich hervorragend dafür Menschen zusammenzubringen, als Impuls und Perspektive dafür wie sich Straßenzüge und Stadtteile entwickeln können. Quartiersentwicklung entsteht durch Gemeinschaft, Zusammenhalt, Verbindung und gleiche Zielsetzungen und einem klaren Schulterschluss. Nur gemeinsam lässt sich die Stadt von Morgen gestalten und entwickeln“, bekräftigt Eduard Singer, Leiter des Stadtmarketings in Frankfurt am Main.
Die Schirmherrschaft der Festlichkeiten von 2025 bis 2030 wird Oberbürgermeister Josef innehaben. Ebenso planen die ernst-may-gesellschaftExternal Link und die Martin-Elsaesser-Stiftung Veranstaltungen für das Jubiläum.
Im digitalen Raum wird die Frankfurt History AppExternal Link mit dem Themen-Layer „Das Neue Frankfurt“ um zahlreiche Inhalte und Rundgänge erweitert.
Details zu den verschiedenen Programmpunkten werden rechtzeitig von den jeweiligen Institutionen bekannt gegeben.