Fachkongress über Drogenkonsum im öffentlichen Raum
05.11.2024, 12:26 Uhr
Leiter des Drogenreferats moderiert interkommunalen Austausch über gelingendes Quartiersmanagement beim 63. Kongress der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
Wem gehört die Stadt? Wie geht man mit Drogenszenen im öffentlichen Raum
um und wie bringt man verschiedene Interessen sowie Gruppen von Nutzerinnen und
Nutzern unter einen Hut? Mit diesen Fragen ist Artur Schroers, Leiter des
Drogenreferats, mit Blick auf das Bahnhofsviertel täglich konfrontiert. Beim
63. Kongress der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Essen war
Schroers deshalb eine kompetente Besetzung als Moderator und Impulsgeber des
Forums „Quartiersmanagement zwischen moderner Stadtentwicklung und offener
Suchthilfe“. Ein hochaktuelles, spannendes Thema, sagte Schroers, mit dem sich
deutschlandweit immer mehr Städte auseinandersetzen müssen.
Neue Dynamik in offenen
Drogenszenen
Die steigende Verbreitung von Crack, aber auch der Anstieg bei synthetischen
Opioiden habe Dynamiken in Drogenszenen und für offene Szenebildungen ausgelöst,
sagte Schroers.
Der gute Besuch beim Forum, die intensiven Frage- und Diskussionsrunden – aber
auch die Beispiele der beiden Referentinnen bestätigten ihn: Sylke Lein,
Suchtbeauftragte der Stadt Leipzig, berichtete von einem deutlichen Anstieg synthetischer
Opioide in Leipzig, von Drogenkonsum im öffentlichen Raum, Verlagerungen und
neuen Szenebildungen, weil die öffentlichen Räume durch Stadt- und
Verkehrsplanung immer neu definiert und auch „enger“ würden.
Den Ansatz des Frankfurter Wegs, Suchthilfe und Stadtteilarbeit
interdisziplinär, im Zusammenspiel mit verschiedenen Akteuren und städtischen
Ämtern anzugehen, wird auch in Leipzig als sinnvoll und wirksam erachtet und
verfolgt. Dort ist auch der erste Konsumraum Ostdeutschlands in Planung.
Auf interdisziplinäre Zusammenarbeit setzt auch die Stadt Münster, für die
Stefan Scholz vom Quartiersmanagement Stadtraum Hauptbahnhof/Bremer Platz
referierte wie der langjährige Szenetreff für drogen- und alkoholkonsumierende
Menschen ämterübergreifend und mit Beteiligung der Öffentlichkeit umgestaltet
und zu einer Grün- und Akzeptanzfläche für verschiedene Gruppen von Nutzerinnen
und Nutzern entwickelt wurde.
Partizipation und
Kommunikation für mehr Akzeptanz
Wie gelingt das Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure? Wie geht man mit
unterschiedlichen Interessen und Erwartungen um? Welche
Partizipationsmöglichkeiten haben sich bewährt? Wie sieht gute Kommunikation
aus, um Akzeptanzräume für drogenkonsumierende Menschen im öffentlichen Raum zu
schaffen? Dies waren nur wenige zentrale Fragen, die Moderator Schroers sowie
Forums-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer zur Diskussion stellten. Es ging aber
auch um die Rolle und Einflussmöglichkeiten der Suchthilfe: Wie kann man
Gremien- und Akteursvernetzung sinnvoll gestalten? Welche Rolle haben
Streetworkerinnenund -worker bei Konflikten im öffentlichen Raum?? „Diese
Fragen tauchen immer wieder auf – in jeder Stadt taucht die wichtige Aufgabe
der Rollenklärung auf“, sagt Schroers. Den Austausch mit anderen Städten hält
er deshalb für wichtig: „Er ist konstruktiv für alle Beteiligten.“ Zu sehen,
wie andere Probleme angehen, zu welchen Lösungswegen sie kommen oder was sich
als Best-Practice-Beispiel vielleicht auf die eigene Situation übertragen
lässt, sei immer hilfreich, sagt Schroers.
Ähnlich fielen die Rückmeldungen der Teilnehmenden beim Veranstalter, der DHS,
aus. Das Thema „Quartiersmanagement“ werde deshalb bei einer künftigen
Fachkonferenz erneut aufgegriffen.