Eine überfällige Geste
14.06.2024, 14:15 Uhr
Anschlag von Hanau: Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg lobt die Bereitschaft des Landes, die Angehörigen um Entschuldigung zu bitten
Vier Jahre und knapp vier Monate hat es
gedauert, bis dieser eine Satz endlich ausgesprochen wurde. „Ich entschuldige
mich ausdrücklich für die Fehler, die passiert sind.“ Ein einfacher Satz, der
jedoch für die Angehörigen der Opfer der rassistischen Morde vom 19. Februar
2020 große Bedeutung hat. Der neue hessische Innenminister Roman Poseck hat ihn
am Donnerstag, 13. Juni, vor Pressevertreterinnen und -vertretern
ausgesprochen.
„Diese Entschuldigung kommt viel zu spät, sie war überfällig. Trotzdem bin ich
erleichtert, dass Minister Poseck zu dieser Geste bereit war“, sagte
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. Sein Vorgänger im Innenministerium
habe mit seiner Weigerung, um Entschuldigung zu bitten, das Leid der Opfer
unnötig verlängert.
Bei den Morden von Hanau, einem der schlimmsten rechtsterroristischen und
rassistischen Anschläge der Nachkriegszeit, starben neun junge Menschen mit
Migrationsgeschichte. Der Ablauf des Anschlags, insbesondere auch der
Polizei-Einsatz, war immer wieder Anlass zu Kritik seitens der Angehörigen. Sie
sei dankbar, dass nun der zuständige Minister auch Fehler „seitens der Polizei“
eingeräumt habe, ergänzte Eskandari-Grünberg.
Diese neue Offenheit der Landesregierung eröffne nun die Möglichkeit für die
Angehörigen, die Trauer und den Schmerz über den Verlust geliebter Söhne,
Töchter oder Geschwister sowie die durch behördliche Fehler entstandenen
Verletzungen endlich überwinden und abschließen zu können.
„Der Weg für einen offenen Umgang mit den Themen Rassismus, Hass, Hetze und
Gewalt sollte uns allen ein wichtiges Anliegen sein. Ich hoffe, dass diese neue
Haltung der Landesregierung auch den weiteren Umgang mit diesen Themen prägt“,
betonte Eskandari-Grünberg.